Als Metal-Gitarrist musste ich dieses Pedal einfach ausprobieren. In den höchsten Tönen gelobt von Szene-Youtubern wie Pete Cottrell oder Ola Englund versprach das Revv G3 eins der besten, vielleicht sogar DAS beste Distortion Pedal im Umlauf zu sein.
Nach der Riesenenttäuschung "Mesa Throttle Box", war ich also guter Dinge, dass dieser Distorter ein richtiger Wunderknabe an warm röhrendem, saturiertem High-Gain sei. Nur ein kleiner Disclaimer, wie ich ihn teste: das Pedal ist nicht an einem Amp angeschlossen, ich gehe über eine DI-Box mit 4x12er Sim direkt ans Mischpult. Im Grunde eine klassische Recording- oder Livesituation wenn man sich Amp-Geschleppe und/oder deren Mikrofonierung ersparen möchte. Um einen flotten A/B Vergleich machen zu können, hängt im FX-Loop des Noisegates zusätzlich zum Revv G3 noch ein Boss MT-2w (Metalzone Waza Craft) mit drin, der exakt die gleiche Signalchain durchläuft. Für maximale Neutralität stehen alle Regler am Mischpult auf 12 Uhr und der Testlauf beginnt...
Das Ergebnis nach mehreren Stunden A/B Testing fiel dann doch eher nüchtern aus. Das Revv G3 hat einen wirklich knurrigen, saturierten Röhrensound, aber die Schwachstelle ist auch hier die EQ-Sektion. Ich muss den Treble-Regler auf 3-4 Uhr drehen um eine akzeptable Präsenz und Klarheit des Signals hervorzubringen. Das Problem dabei ist aber, dass man sofort ein verstärktes Rauschen vernimmt, das einfach vom Gainboost der hohen Frequenzen ausgeht. Großer Minuspunkt! Vor allem, wenn man z.B. ausklingende Akkorde hat, faded gewissermaßen die Gitarre raus und das Rauschen dafür rein. Man wäre bei Aufnahmen gezwungen, einen sehr schnellen Fade-out vorzunehmen, da sonst das Rauschen zu hören ist.
Die Midsection arbeitet nicht wirklich als V-förmiger Scoop, sondern regelt einfach nur einen schmalen Korridor an Mid-Frequencies gaintechnisch rauf und runter.
Der Bassregler lässt etwas Tightness vermissen - bei aufgedrehtem Regler boomt der Bass, bei abgedrehtem Regler fehlt dann das Bottom-End. Die 12-Uhr-Stellung hat sich hier als ordentlicher, aber nicht sehr guter Kompromiss erwiesen.
Fazit: Auch dieses Pedal schafft es nicht, mich vom MT-2w loszureißen, das mit seinen hocheffizienten Reglern größeren Spielraum fürs Soundshaping zulässt. Der Grundsound des Revv G3 ist toll - tatsächlich auch besser als der des MT-2w, aber für meinen Geschmack einfach etwas zu undefiniert und präsenzarm.