Knapp 700 EUR für ein Interface mit im Grunde 2 Mikrofoneingängen.. das ist schon ne Hausnummer, auch wenn man natürlich noch einen extrem schicken Monitor-Controller quasi gratis mit dazu bekommt.
Wie kann man das, auch in Relation zu anderen Gear-Baustellen, rechtfertigen? Warum braucht man das?
Antwort 1: Weil man Premium bekommt und Premium by RME macht Spaß! Angefangen bei dem tatsächlich Road- (und vermutlich unterwasser-) tauglichen Hardcase, den Hi-End Kabeln, über die super umfangreiche Bedienungsanleitung (100 Seiten Print), wahlweise in Englisch oder (muttersprachlichem!) Deutsch, über die Treiber, die TotalMix-Software bis hin zu den hochwertigen Ein-und Ausgängen hat man hier von der ersten Sekunde an das Gefühl, ein ausgereiftes state-of-the-art Produkt in den Händen zu halten, das nicht nur viel kann, sondern bei dem die features auch FUNKTIONIEREN, definitiv, jedes Mal, ohne wenn und aber, ohne Treiber-Inkompatibilitäten, ohne try and error. RME denkt sich nicht 100 geile features aus die dufte sein *könnten* wenn sie denn anständig implementiert (und dokumentiert!) wären, nur um sie dann beschi$$en zu implementieren und den user mit einem halb-dysfunktionalen China-Plastik-Klumpen im Regen stehen zu lassen... Nein, RME denkt sich *80* geile features aus, implementiert sie zu 100% funktional und am Ende hat man ein Produkt, das einfach nur Leistung bringt und im Alltag macht, was es soll...mit style!
Antwort 2: Weil das Babyface mega sexy ist, jeden Arbeitsplatz optisch/stylemäßig aufwertet und nebenbei aus einem Alublock gefräst(!) und vermutlich mechanisch unzerstörbar ist. Trifft zwar jetzt auf mich selber nicht zu, aber wer viel unterwegs arbeitet, vielleicht gigs mit zusätzlichen Wandlern macht, die über ADAT/Toslink easy eingebunden werden können, kann mit dem Babyface als Zentrale seinen workflow beibehalten und von der Kompaktheit und Robustheit profitieren.
Antwort 3: Weil Treiber und Firmware HAMMER sind. Gleich als allererstes musste die Firmware aktualisiert werden, und das ging schon so absolut reibungslos, dass es mir fast die Tränen in die Augen getrieben hätte. Dann die Treiber: Sowas von stabil, performant und RESPONSIVE, das habe ich noch bei keinem Interface erlebt. Das Zusammenspiel mit DAW Software (bei mir: Cubase Pro 10.5 @ Win 10) ist absolut smooth. Alles einfach nur rock solid. Und die Latenzen sind extrem gering, und das bei stinknormalem USB2, was das Interface (hallo again, on the road gigs) sehr flexibel macht. Was in Cubase angezeigt wird ist irgendwas zwischen 3-12ms je nach settings, und das bei recht komplexen Projekten auf einer ziemlich alten i7-Gen2 Mühle und 256 bzw 512 Samples. Schalte ich in Cubase den sogenannten "Constrain Delay Compensation"-Mode ein komme ich durchaus runter auf 64 Samples und kann dann ohne wahrnehmbare Latenz Softsynths spielen. Auch Ampsimulationen sind so spielbar. Jetzt wird ein Computerupgrade erst wieder so richtig verlockend, denn dann ist entsprechend mehr Projekt-Komplexität drin. Mein DAW-Bottleneck hat sich hier also definitiv verschoben, das Babyface ist es auf jeden Fall nicht mehr, das hat genug Potential für sehr Großes!
Antwort 4: Weil die TotalMix Software total-flexibel und mit einer ziemlich gut klingenden Effektabteilung (Reverb + Delay) ausgestattet ist. Vocal-tracking durch diese FX ist echt gaaaar nicht übel, i like! Und der FX-Anteil läßt sich intern so routen, dass er sogar separat aufgenommen werden kann. Der komplette über-komplexe Mixer läßt sich snapshotten, so dass, wenn man einmal mit ihm klargekommen ist, der Wechsel zwischen verschiedenen Arbeits-Szenarien super easy wird.
Was fehlt? Warum nur 4 Sterne bei Features?
-TotalMix in der Babyface-Fassung hat keine Dynamics, was beim Vocal-tracking schon schön wäre.
-Gäbe es einen dritten analogen Output könnte man jetzt natürlich rausgehen in einen hardware Kompressor, aber die beiden vorhandenen analogen Outputs sind ja für die main Monitore :(
-die beiden als Klinke ausgeführten Line-Inputs sind unsymmetrisch
Insgesamt bleibt ein ziemlich überragendes und sicher auch ziemlich wertstabiles kleines Gerät, dass zu 100% liefert, was es verspricht, ein Arbeitspferd von einem kompakt-Interface, super designed, perfekt ausgeführt, hard-und software mäßig rock solid. Oder wie der Metal Hammer sagen würde: Oberamtlich.