Einsatz
Ich nutze den Rodecaster seit knapp 2 Monaten für die Herstellung von Beiträgen und Podcasts im professionellen Hörfunk-Umfeld (ARD) in meinem Home Office. Er hat ein altes Behringer abgelöst, das viele Jahre mehr oder weniger klaglos seinen Dienst tat, aber längst nicht mehr State of the Art war und gerade rechtzeitig mit einem Wasserschaden in die analogen Jagdgründe gehen durfte. Wobei mir meine Frau eine gewisse Absicht und Nachhilfe unterstellt hat. Unerhört.
Was das Behringer systembedingt nicht konnte, liefert der Rodecaster im Vorübergehen:
- Interviews/Voarufzeichnungen egal aus welcher Quelle (Teams/Skype/WhatsApp etc etc.) mit mehreren Teilnehmern parallel in hoher Qualität ohne das prähistorische ANG-Gerümpel und alles incl. n-1. Hut ab, wie easy das gemanaged wird. In der Gegenrichtung Live-Talks mit O-Ton-Zuspielung auch via ARD-MuPro, das kann noch nicht einmal die Produktion im Funkhaus. Das alles auch noch mobil, wenn es denn sein muss, denn die Wundertüte passt ratzfatz in eine Notebooktasche und kann jederzeit ambulant eingesetzt werden. Auch ohne externe DAW, wenn es nur darum geht, eine Diskussion/eine Veranstaltung mitzuschneiden. Die Micro-SD macht den Job. Da geht auch mal eine große Diskussionsrunde 'on stage' mit Teilnehmer-Zuspielung von außen, alles ohne Mullen und Knullen.
Übersichtlichkeit:
Das Teil lässt sich selbst von Leuten, die mit Technik traditionell auf Kriegsfuß stehen, mir nichts dir nichts ans Laufen bringen. Das gilt auch für die hier und da geäußerte Missbilligung schlechter Treiber für Windows 10, die ich nicht nachvollziehen kann. Da sich mittlerweile reihenweise Kollge*Innen das Ding nach Hause stellen und dort mit den wunderlichsten Rechnern und Windows 10-Varianten verknüpfen und mir noch kein einziger Ausfall unterkam weiß ich nicht, wo sich für manch einen die Probleme ergeben haben. Und jede DAW, die ich bisher dabei getestet habe (>10), arbeitet klaglos mit dem Rodecaster zusammen.
Negatives
Die Fader/Regler machen noch keine Mucken, nach knapp 2 Monaten wäre das auch heftig. Allerdings treibt mich die Furcht um, dass das passieren wird, denn die Qualität der Dinger ist doch eher auf Consumer-Niveau. Aber bei dem Preis.....und wenn man weiß, was ein Lawo-Fader kostet...
Ich hätte gerne 20€ mehr für den Rodecaster gezahlt, wenn zum Lieferumfang irgendeine gut passende kunstlederne Abdeckung gehört hätte. So ganz "nackisch" auf dem Tisch, das geht irgendwie gar nicht. Nun liegt was Selbstgestricktes drauf, aber in der Klasse gehört das m.M.n. dazu.
Die Mikro-Einstellungen sind schwer durchschaubar. So richtig weiß man nicht, was sich hinter den fertigen Snaps für die diversen Rodes verbiegt und was hinter Standard Dynamisch oder Standard Kondenser. Da wünsche ich mir mehr Transparenz und mehr Details, auch zum Fein-Tuning. Der Standard für meine NT1-A und mein olles MD-421 war jedenfalls mehr oder weniger unbrauchbar und ich musste fummeln, bis es passte. Für Laien ist das ein Stolperstein.
In der Summe kann ich sagen: darauf habe ich lange gewartet, für das Home Office ist die kleine Kiste wirklich die im Titel erwähnte eierlegende Wollmilchsau und ich bin gespannt, was künftige Firmware-Updates noch an nützlichen Gimmicks nachliefern.