Nach Jahren auf Masterkey + VSTi wollte ich wieder etwas mit eigenen Klängen, z. B. als Spielzeug, zum Komponieren und zum Üben während der PC gerade Updates macht. Mit dem Fantom 08 bin ich da sehr zufrieden - es bietet als preiswerter Kompromiss sehr viele, individuell eher mittelmäßige Optionen in einem handlichen Formfaktor.
Gehäuse:
- Vollständig (auch Boden) aus schwarzgrauem Plastik mit einer (selbst für Plastik) sehr billigen, haptischen Anmutung.
- Immerhin keine empfindliche Klavierlack-Optik mehr und (außer auf den Wheels) keine in Kürze klebrige Gummierung.
- Hinreichend verwindungssteif. Im Gegensatz zum FA 07 fehlt die Sollbruchstelle am Rückenteil und man kann an einer Ecke hochheben, ohne dass sich alles verzieht.
- Metall müsste es für mich nicht sein (Seitenteile und Tastatur bleiben ja trotzdem Plastik) und von billiger Spanplatte als typischer Boden selbst bei sehr teuren Instrumenten bin ich auch nicht angetan.
Tastatur:
- Flügelähnlich? Sinnlose Frage, es gibt auch "echte" Flügel mit ganz furchtbarer Tastatur. Ich finde die PHA4 jedenfalls angenehm.
- Die PHA4 fühlt sich ähnlich an wie die TP40 von Fatar (z. B. SL88 Grand) und ist ähnlich dimensioniert, Tasten gleiten aber nicht ganz so weich nach unten.
- Tastenlager ist Plastik auf geschmierter Plastikachse. Das geht besser (z. B. Metallachsen bei Fatar TP40), aber auch schlechter (z. B. Yamaha GHS mit windigen, kostensparenden Plastik-Biegeelementen statt einer Achse).
- Gut gefällt mir, dass die PHA4 recht starke Anschläge noch auflösen kann und nicht nach Midi-Velocity 127 übersättigt (das war mein größtes Problem mit dem SL88 Grand).
- Gut gefällt mir zudem, dass die Tasten einen akzeptablen Hebelarm haben (ähnlich wie bei der Fatar TP40). Man kann die weißen Tasten weit hinten noch gut drücken. Das geht besser (z. B. Roland PHA50, Kawai GF3), aber auch viel schlechter (z. B. bei der Fatar TP100 oder bei der GFC im Kawai VPC1).
Klänge:
- Klaviersounds: mittelprächtig. Besser als irgendwelche GM-Expander, aber selbst im Vergleich zum FA-Vorgänger ein Rückschritt, weil nicht mehr so viele Einstellungen. Seitenresonanz fehlt scheinbar völlig?
- Synth-Sounds: gut bis sehr gut. Im Prinzip ein eingebauter VA.
- Natur-Sounds: die SN-Sounds sind bestenfalls OK, der Rest klingt nach dem letzten Jahrtausend.
- Speicher für eigene Multisamples, aber nicht gerade viel davon.
- Zum Herumspielen und Ideensammeln taugt das alles gut! Für mehr würde ich ohnehin an den PC (...Pianoteq...), statt auf Hardware zu setzen.
Software und Bedienung:
- Die Funktionen des Geräts lassen sich auch ohne Anleitung gut erschließen, das meiste ist recht intuitiv.
- Das Bedienfeld könnte angewinkelter sein (wie beim RD2000), man muss sich unergonomisch darüberbeugen, damit man den Bildschirm gut lesen kann.
- Der Display-Touch ist kapazitativ (d. h. Berührung wie ein Handy statt Druck) und damit verschleißfrei. Alles lässt sich auch über Knöpfe bedienen, das geht schneller und ist weniger fummelig.
- Der eingebaute Sequencer mitsamt Piano Roll und TR-Rec ist praktisch und trotz der 64-Takt-Beschränkung auch OK nutzbar. Besser fände ich dennoch einen zusätzlichen, linearen Sequenzer (wie beim Yamaha MODX), den man zur Ideensammlung durchgehend mitlaufen lassen könnte.
- Wer den umständlichen Update-Prozess verbrochen hat, bekommt keinen Nachtisch! Tipp: Falls das Update schiefgeht, kann man den Fehler "Program Version Error" mit Shift-Enter-Exit (gleichzeitig) wegklicken und neu versuchen - das Gerät ist nicht tot!
- Warum man vor dem Scene-Export auf USB-Stick zwingend den Umweg über den internen Speicher gehen muss, erschließt sich mir nicht. Sonst könnte man nämlich wie in einer DAW mit Projekten auf einem USB-Stick arbeiten, statt sich mit dem begrenzten, internen Speicher und dessen begrenzter Flash-Lebensdauer abzumühen.
Sonstiges:
- Das neue Synthpop-Farbschema (blutrot-schwarz-türkis) gefällt mir.
- Das Menü-Design wirkt im Vergleich zu den Vorgängern schlicht und lieblos, sieht aber noch nicht ganz so dröge nach Tabellenverarbeitung aus wie bei der aktuellen Konkurrenz.
- Ich vermisse den Phönix-Bildschirmschoner!