Ich war auf der Suche nach einem leicht tragbaren Akustikverstärker für die Reise. Deshalb habe ich den Roland Mobile AC auf Herz und Nieren getestet. Ich spiele vor allem Nylonstring-Gitarre und singe auch dazu. Da ich normalerweise mit einer Bose-Anlage arbeite, bin ich klanglich verwöhnt. Dass der Roland hier nicht im entferntesten mithalten kann, war mir klar. Diesmal schicke ich mein Urteil voraus:
Der Roland ist momentan vermutlich das Beste, was man in dieser Kategorie hinsichtlich Preis, Größe und Gewicht bekommen kann. Einen Punkt Abzug muss ich allerdings geben, weil der bassarme, etwas rauhe und harsche Klang der eingebauten Lautsprecher viel an Spielfreude wegnimmt. Hingegen ist der Klang über Kopfhörer in Ordnung und wenn man den Roland als einfaches 3-kanaliges Mischpult zum Üben mit eingebauten Monitor-Lautsprechern betrachtet, kann man durchaus Freude daran haben.
Nun zum Testergebnis im Einzelnen: Als Referenz mit vergleichbarer Größe und Gewicht und gleich großem Tieftöner (4 Zoll) habe ich eine Genelec 8020 Studiobox herangezogen. Diese ist ungefähr doppelt so teuer, hat 2 x 50 Watt und bietet keinen Batteriebetrieb. Außerdem benötigt man ein kleines Mischpult wie zum Beispiel das günstige und klanglich hervorragende Mackie 402 VLZ4. Natürlich ist der Vergleich des Roland mit so einer Studiobox nicht fair, aber das war mir in diesem Fall egal.
Die Genelec 8020 ist imstande, ungefähr 80 dBA unverzerrt wiederzugeben, das ist die doppelte Lautstärke wie die Gitarre selbst (70 dBA bei kräftigem Zupfen). Die Tests wurden mit einem Schalldruckmessgerät in 1m Abstand durchgeführt. Bis 80 dBA klingt die Gitarre über die 8020 hervorragend in allen Tonlagen von den tiefsten Bässen bis in den Diskant. Darüber fängt der Tieftöner an zu verzerren. Mit einer zweiten 8020 kann man auch den Gesang noch halbwegs brauchbar wiedergeben, allerdings empfiehlt sich hier die Verwendung eines Kompressors.
Wie schlägt sich nun der Roland Mobile AC im Vergleich dazu, der Mischpult, Kompressor und Effekte schon eingebaut hat? Er hat ebenfalls 4 Zoll Lautsprecher, davon aber zwei. Hinsichtlich Lautstärke übertrifft er locker die Genelec-Box, aber das geht natürlich auf Kosten des Klangs. Ein bisschen mehr hätte ich da schon erwartet: so mancher Ghetto-Blaster aus dem letzten Jahrhundert klingt da besser. Was sofort auffällt: Sowohl der Gitarre als auch der Stimme fehlt es ganz einfach an Wärme, unter 150 Hz kommt kaum noch etwas raus. Außerdem sind bei 80 dBA Verzerrungen schon sehr deutlich hörbar: Der Klang ist im Tief-Mitteltonbereich ziemlich rauh und in den Höhen harsch. Erwartungsgemäß ist der Klang des Roland von einer HiFi-Wiedergabe auch dann weit entfernt, wenn man über den Linie-Eingang des Roland ein Musikprogramm wiedergibt. Das alles überrascht mich nicht, denn physikalische Grenzen kann auch Roland nicht sprengen? Wer mehr Klang will, muss mehr schleppen! Deshalb habe ich dafür nur einen Punkt Abzug gegeben.
Doch nun zu den guten Seiten des Roland. Die Mischmöglichkeit von Mikrofon-, Gitarre- und Line-Eingang ist genial zum Üben, Jammen und für kleine Gigs. Sowohl die Gitarre als auch die Stimme laufen über einen Limiter, sodass es nahezu unmöglich ist, den Verstärker zu übersteuern. Deshalb kann man auch beim Singen respektable Lautstärken erzielen, allerdings ist der flache Klang wenig schmeichelhaft für Gesang und eher geeignet für Sprachwiedergabe. Akustik-Gitarre klingt ordentlich, aber eben nicht 100 % sauber, was sich vor allem bei Akkorden in tiefer Lage bemerkbar macht.
Die Einstellmöglichkeiten sind spartanisch: Der Klangregler ist eigentlich ein Höhenregler und brauchbar, um ein Pfeifen den Mikrofons zu vermeiden. Der Hall ist keineswegs edel im Klang, aber gut dosierbar und gibt dem Klang etwas mehr Räumlichkeit. Dem Chorus fehlt es an Einstellmöglichkeiten. Zusätzlich gibt es einen Schalter, um die Stereo-Basisbreite größer zu machen. Der Kopfhörerausgang ist in Stereo und auch als Line-Ausgang verwendbar. Klanglich ist er ziemlich neutral, was man in den Aux-Eingang reinschickt, kommt weitgehend unverändert wieder raus. Die Ausgangsleistung reicht auch für den Betrieb hochohmiger Kopfhörer (250 Ohm).
Was die Stromversorgung betrifft, so verlangt Roland die Benutzung von Alkali-Batterien (Akkus haben weniger Spannung) oder eines kräftigen Netzteils mit 9 Volt. Dieses sollte weit mehr als die angegebenen 175 mA liefern können, weil sonst bei Lautstärkespitzen Aussetzer auftreten können. Versuchsweise habe ich frisch geladene NiMh-Akkus eingesetzt, auch damit lief das Gerät ohne merkliche Klangeinbußen. Insgesamt muss ich Roland Respekt zollen, das physikalisch Mögliche aus der kleinen Kiste rauszuholen ist ihnen gelungen?