Die TR-8S ist ein Drumcomputer. Ein Sampler ist sie nicht. Nebenher aber ein Sampleplayer (mit wenig Speicher!). Und eine Groovebox ist sie auch nicht. Aber ein reiner Drumcomputer ist sie auch nicht so recht. Sie ist viel mehr und dadurch auch schon wieder weniger, je nachdem was man wünscht und wie man es betrachtet.
Wenn man einen guten, soliden, druckvollen Drumcomputer sucht, dann ist die TR-8S vielleicht nicht das richtige. Ich habe sie seit vielen Jahren. Sie löste meinen Elektron Analog Rytm ab. Warum könnte man sich fragen, weil der Analog Rytm doch genug druckvolle Klangqualität bietet und dabei noch klanglichen Charakter hat. Nun ja, viele Leute mögen nicht die Art der Bedienung von Elektron Geräten (vor allem bei den MK1) und ich gehöre dazu. Ich wurde nie damit warm vom Workflow her, weil ich z.B. beim Handling spontaner agieren will und z.B. gleichzeitig die Decayzeiten zweier Instrumente bedienen will ohne zusätzlichen Controller-Frust. Das bot der Rytm nicht, aber die TR-8S schon. Und obwohl es ein gewisses Menüdiving gibt, so betrifft das nicht zwingend die Elemente, die man zum Studio- oder Live-Jam benötigt. Daher konnte ich mit der TR-8S meinen Kompromiss finden. Aber....
Warum wurde die TR-8S dennoch zur Hassliebe, so dass ich sie wohl doch noch austauschen oder ergänzen werde, sobald ich die passende Alternative/Kombination für mich finden werde? Vor allem wegen des Klanges!
Mit ihrer ACB- Technologie verspricht Roland zwar original getreue Nachbildungen, aber das wurde nicht so recht erfüllt. Irgendwie setzt sie sich nie so recht im Mix durch, ohne tontechnische Hilfsmittel und Nachbearbeitungen. Das stört beim Jammen mit druckvollem und klanglich erhabenem oder analogem Equipment. Sie geht einfach schnell unter und das stört beim Jam um in ein gutes kreatives Feeling zu kommen. So ergeht es mir zumindest. Ich hörte auch schon von anderen Personen, dass sie mit der Durchsetzungsfähigkeit des Klanges oder dem Gesamtklang an sich nicht zufrieden waren. Das hängt zwar sehr vom restlichen Equipment und auch der Art und Weise Musik zu machen ab, sollte aber jedem dem die erwähnten Punkte wichtig sind, zumindest zu denken geben.
Die TR-8S kann echt viel. Dadurch konzentriert sie sich aber auch nicht so recht auf das Entscheidende. Man hat schnell das Gefühl eine Ware für den Massenmarkt in den Händen zu halten. Drumcomputer wollen zwar auch Spielzeug sein, aber sie sollten dennoch ernsthafte Arbeitsmittel bleiben (finde ich).
Vielleicht werde ich die TR-8S wegen ihrer klanglichen Fülle als Zweit-Drumcomputer behalten, für bestimmte Sounds und Klänge und weil man mit dem Teil Parameterlocks umsetzten kann oder Parameter auch aufzeichnen kann (Motion-Sequences)! Das ist fett und sollte Standard sein, da es sponatn kreatives Sounddesign ermöglicht, was mit z.B. einer RD-9 von Behringer nicht umzusetzen ist. Doch "Hauptinstrumente", welche ich nicht so arg modulieren will, wie Bassdrum, Snares/Claps und ggf. andere Instrumente (je nach Song und Groove-"Hauptelemente") werde ich wohl in der Zukunft eher einem klanglich durchsetzungsfähigerem oder analogem Drummi entlocken.
Alternativen die mir sofort einfallen sind rar gesät und liegen im dreifachen Preisbereich. Daher werde ich die TR-8S ggf. mit einer RD-9 oder Vermona DRM mk4 kombinieren und gucken ob ich glücklicher werde, oder der Versuch aus zwei Instrumenten ein "Gutes" zu machen am Ende dann doch irgendwann scheitert (wie es ja häufig vorkommt bei solchen Versuchen).
Toll ist es, dass die TR-8S Part-Fader hat. Und auch das Ausgangs-Routing ist spitze und die Trigger-Outs.
Die Zumischeffekte find ich übrigens recht schlecht. Aus dem Hall kann ich, egal wie kenntnisreich ich herum editiere, kaum etwas für ernsthaftes live-Recording entlocken. Die Delays sind auch so lala.
Die Einzel-Outs sind super! Für mich ein Muss!
Pro:
+ Echtzeitzugriff auf wichtige Live-Bedien-Parameter
+ Freie Zuweisung eines Controll-Reglers pro Instrument
+ Parameterlock & Motion-Sequences
+ FM Updates
+ Gute Bedienbarkeit bei Studio- und Live-Jams
+ Einzelausgänge, welche flexibel zu routen sind
+ Trigger-Parts
+ Instrumenten-Parts-Fader
Contra:
- Zu viel des "Guten" --> Masse statt Klasse > typischer Trend von Konsumer(-Produkten)
- Nicht druckvoll genug, Emulationen z.T. nicht ganz gelungen. Mangelt an Durchsetzungsfähigkeit.
- LFO Menüdiving (und nur 1 LFO für alle Instrumente)
- Effekte klanglich mittelmäßig, dann lieber ganz weglassen und dafür anderes aufwerten
- Sehr Platikmäßig das Gehäuse
- unzeitgemäßes, bzw. zu kleines Display bei der Art Menüdiving
Es gibt insgesamt noch viel mehr Dinge im Kleinen zu benennen, aber das würde den Rahmen hier sprengen.
Fazit:
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Gefühlt zu viel des Guten. Lieber auf's wesentliche konzentrieren: Qualität statt Masse an Features, denn es gibt ja noch andere ergänzende Geräte, wenn's einem nicht genügt. Aber so fehlt es an Charakter und das Gerät wird wohl irgendwann von einem Nachfolger abgelöst werden und sich nicht als "Klassiker" o.ä. durchsetzen können. Ein Vermona DRM kann z.B. nicht so viel, aber das was es kann ist klanglich spitze und nahezu perfekt in der Umsetzung und Bedienung.
Die TR-8S hat einerseits ernstgemeinte Ansätze, die auch beweisen, dass es sich um ein Gerät handelt, welches durchaus in Tonstudios eingebunden werden will (viele Einzel-Ausgänge, Routing...) und andererseits findet man so viel, was das ganze umkehrt und einem eher das Gefühl gibt, die TR-8S wäre ein Konsum-Spielzeug.
Insgesamt wurde für mich daraus eine Studio-Hass-Liebe. Es fällt mir also wegen mancher Features schwer sie auszusortieren. Aber zufrieden bin ich nicht. Ich lege viel Wert auf das was hinten raus kommt, vor allem was klassische Klänge oder Hauptinstrumente betrifft (909, 808...) und da bin ich bei der TR-8S nicht so zufrieden. Zumindest sobald eine Masse an anderen Klangerzeugern hinzu ertönt und im Gesamt-Klang-Verhältnis der TR-8S (also alle Parts zusammen).