Ich habe das R-10 für Sprachaufnahmen angeschafft. Für diesen Einsatzzweck wird es ja nicht besonders beworben. Ich mache viel Sprachaufnahmen von Lesungen. Dabei störte mich mein etwas scharf ausgeprägtes "S". Besonders bei der Aufnahme mit meinen Kondensatormikrofonen (...Neumann U89, USM69, KM84 oder Schoeps CMC) trat dieses Manko deutlich zu Tage.
Das dynamische Shure SM7B habe ich auch ausprobiert und dieses kommt meiner Klangvorstellung schon näher.
Bändchenmikrofonen wird nachgesagt, in dieser Hinsicht gutmütiger zu sein und diese Erwartung bestätigt das Royer R-10 in meinem Fall wirklich. Die S-Laute werden deutlich natürlicher und auch zurückhaltender übertragen, als bei den anderen genannten Mikros. Dabei klingt es aber eleganter und feiner, als das Shure - jedoch nicht "dumpf".
Ich benutze das R-10 zusammen mit einem FET-Booster und einem Chanel Strip. Hier reduziere ich per EQ haupsächlich noch den Bereich um 2kHz herum, in dem sowohl das Mikro als auch meine Stimme "Stärken" aufweisen. Auch der Bändchentypische Abfall in den Höhen lässt sich gut - wie vom Hersteller vorgeschlagen - mit einer leichten Anhebung bei 12kHz kompensieren. Heraus kommt ein Klangbild, dass an Aufnahmen mit einem Kleinmenbran-Kondensatormikro erinnert, ohne jedoch die typischen glasklaren Höhen.
Über den Nahbesprechungseffekt, welcher beim R-10 nicht übermäßig stark ausgeprägt ist, lässt sich zudem die Fülle in den Tiefen gut steuern.
Weniger Sterne gibt es für die Features. Das R-10 liefert naturgemäß nur die Acht als Richt-Charakteristik. Immerhin ergibt sich konstruktionsbedingt beim Besprechen der Rückseite eine leichte Höhenanhebung - ein Effekt, den man gestalterisch nutzen kann.
Bin sehr zufrieden.