Der Schatten-Pickup LP-15 unterscheidet sich von ähnlichen Piezo-Transducern für Saiteninstrumente dadurch, dass die piezoelektrische Schicht nicht auf eine runde Metallscheibe aufgebracht ist, sondern auf eine kleine viereckige Leiterplatte aus Glasfasergewebe. Dadurch ist er sehr leicht, verwindungssteif und resonanzarm. Dafür ist die Fläche mit ca. 2x2 cm2 relativ groß, was die Anbringung unter Umständen erschwert.
Ich habe den LP-15 Insider in meine Ukulele eingebaut und war überrascht von dem guten Klang, der sich kaum von einem Mikrofon unterscheidet. Den Einbauort habe ich zuerst auf der Außenseite der Schalldecke ausprobiert. Am besten klang es direkt hinter dem Steg auf der Bassseite. Zum Vergleich habe ich ein Kondensatormikrofon vor die Ukulele gestellt und den Klang übers Mischpult verglichen. Der Pickup lief dabei über eine SB-4 Piezo-DI-Box von Radial.
Bei diesem Experiment muss man wissen, dass das Pickup-Signal gegenüber dem Mikrofon in der Phase invertiert ist, falls man den (Insider)Pickup außen an der Schalldecke statt innen anbringt. Der Hersteller verschweigt dies und sagt auch nichts darüber, dass die Outsider-Version eine umgekehrte Polarität hat. Zum Testen kann man den (Insider)Pickup außen anbringen und die Phase am Mischpult invertieren. Später kann man den Pickup an exakt der gleichen Stelle innen an der Schalldecke anbringen und es klingt ohne Phasenumkehrung genauso.
Warum wird das Signal invertiert? Der Pickup reagiert auf die Schwingung der Decke (Beschleunigung) und die ist außen immer genau andersherum gerichtet wie innen, aus Sicht des Pickups. Leider hat der kanadische Hersteller auf meine Anfrage hierzu bisher nicht reagiert. Ich hatte ihm geschrieben, dass von 4 Pickups einer die falsche Polarität hatte. Vielleicht ein Outsider, der sich in eine Insider-Packung verirrt hat… Für diese Ignoranz des Herstellers gibt's Abzug.
Der Hersteller empfiehlt nicht ohne Grund, den Pickup vom Fachmann einbauen zu lassen. Wer es selber versuchen will, sollte sich vorher ein paar Anleitungs-Videos auf YouTube reinziehen, wie man zum Beispiel das Loch bohrt. Bevor man ein wertvolles Instrument mit einer Klinkenbuchse verschandelt, sollte man den Pickup unbedingt erst mal provisorisch befestigen und testen, ob der Sound gefällt.
Zu diesem Zweck liefert der Hersteller Knetmasse mit (Putty). Das Zeug ist leider ekelhaft klebrig und nur mit Klebstoffentferner rückstandsfrei zu entfernen. Ich empfehle stattdessen wasserfestes und transparentes Silikon-Klebeband 2 cm x 1 mm (gibt’s bei einem Versandhandelsriesen mit A). Damit lässt sich der Pickup permanent montieren und relativ leicht wieder entfernen mit Hilfe eines dünnen Kunststoff-Keils. Es hält sogar auf nicht ganz ebenen Oberflächen. Das mitgelieferte 3M-Klebeband ist so dünn, dass der Pickup nur auf ebenen Flächen hält. Es klebt außerdem so fest, dass der Pickup kaum wieder zu entfernen ist, ohne das Holz der Gitarre zu beschädigen. Die Profis nehmen Sekundenkleber, das sollte man aber nur machen, wenn man 100% weiß, wo der Pickup sitzen muss.
Nachdem es bei der Ukulele gut funktioniert hat, war der nächste Versuch bei einer Nylonstring-Akustikgitarre. Der beste Platz hier war direkt unter dem Steg auf der Diskantseite (weil die hohen Töne auf dem Weg durchs Holz am stärksten gedämpft werden). Ich habe dann auch noch auf der Bass-Seite einen zweiten Pickup installiert und die beiden über die mitgelieferte Stereo-Klinkenbuchse herausgeführt. Jetzt habe ich die Wahl, entweder beide Pickups parallel zu schalten (Mono) oder z.B. über ein Y-Kabel auf zwei Mischpultkanäle zu gehen (Stereo). Diese müssen entweder einen hochohmigen Instrumenteneingang haben oder man benötigt eine Stereo-DI-Box. Der Stereo-Effekt ist verblüffend und man hat die Möglichkeit, auch die Basisbreite, Balance und EQ der beiden Pickups getrennt zu regeln.
Das ist allerdings eher was für Aufnahmen im Studio. Wer seine Gitarre auf der Bühne verstärken will, dem würde ich eher einen Unter-Steg-Pickup empfehlen (Z.B. Fishman). Alle Pickups, die auf der Schalldecke eines akustischen Instruments sitzen, also auch der LP-15, sind besonders empfindlich gegen Rückkopplung besonders im Bassbereich. Wer den LP-15 dennoch auf der Bühne nutzen will, benötigt einen Hochpassfilter um die tiefen Töne abzuschwächen. Die einfachste Art, das zu realisieren, ist ein Widerstand von 50 … 250 Kiloohm, angelötet ganz einfach parallel zur Anschlussbuchse des Pickups. Da der Pickup eine Kapazität von ungefähr 10 Nanofarad hat, ergibt dies einen Hochpass von ca. 60 … 300 Hz. Zum Ausprobieren eignet sich ein Tone-Poti 250 kOhm (linear), das man zunächst extern mit der Buchse verbindet um den optimalen Wert zu bestimmen.