Zur Vorgeschichte: Ich verwende für meine (männliche) Leadstimme im Proberaum und live seit 20 Jahren ein Audix OM6, welches für meine eher helle Stimme den für mich perfekten, modernen, offenen Sound bietet und aufgrund seiner Supernieren-Charakteristik relativ wenig "Bleed" aus der Umgebung aufnimmt bzw. nebenbei recht rückkoppelungsarm ist . Jedoch ist das Audix prinzipbedingt, vom Einsprechwinkel her, nur für geübte Sänger:innen empfehlenswert. Man muss schon sehr genau die 0°-Achse treffen, um eine perfekte Umsetzung der Stimme zu erhalten. Da ich gleichzeitig auch Bass spiele und dabei gelegentlich auf das Griffbrett schielen muss bzw. gerne mal beim Spielen bewegungstechnisch "abgehe", ist es mitunter schwierig, den optimalen Einsprechwinkel ohne wahrnehmbare Präsenz- und Lautstärkeschwankungen aufrecht zu halten. Durch den Umstieg auf Inear-Monitoring und Kemper-Systeme (ohne Lautsprecherboxen) sind Rückkoppelungsfestigkeit und Richtcharakteristik in unserem Lineup nun weniger problematisch geworden und daher wollte ich etwas Neues ausprobieren. Ich spiele in einem Progrock/Metal-Trio (Gitarre, Bass, Drums).
Zum sE V7: Durch die vielen positiven Bewertungen und Referenzen angeregt, habe ich das sE bestellt und gestern im Proberaum erstmals im mehrstündigen Einsatz gehabt. Ich bin total von dessen Frequenzgang und vom dynamischen Verhalten begeistert. Es klingt im Vergleich zum mir bestens vertrauten Audix OM6 recht ähnlich und bringt einen unerwarteten Vorteil: Während ich das Audix noch deutlich mit einem EQ angepasst habe (Lowcut, Absenkungen in den Bereichen 300Hz und 1kHz und Boost bei etwa 3,5kHz), klingt der Output des V7 schon "fertig" um sich super im Mix durchzusetzen. Lediglich den Lowcut und eine geringfügige Absenkung bei 1kHz sind in meinem Fall erforderlich, um es optimal im Mix einzubetten (ein paar dB Kompression dürfen natürlich auch nicht fehlen, um die Stimme fetter zu machen "nach vorne" zu bringen). Die Präzision und Natürlichkeit des SE V7 sind extrem hilfreich, um feine Nuancen in der Intonation und Dynamik meines Gesanges über das Inear-Monitoring wahrzunehmen, ein gutes Feeling und Sicherheit beim Singen sind die Folge. Vom Einsprechwinkel her ist es meiner Einschätzung nach etwas toleranter, als das Audix OM6, wodurch es etwas mehr an Körper- und Kopfbewegung während der Performance zulässt, ohne dass sich Lautstärkeschwankungen bemerkbar machen. Der abgeflachte Schutzkorb gibt außerdem eine gute, haptische Orientierung für die Mundposition, speziell wenn man auf Lippenkontakt mit dem Mikro geht (das verwende ich als Stilmittel sehr gerne, um mir den Nahbesprechungseffekt und die daraus resultierende Bassanhebung zu Nutze zu machen). Das nagelneue Mikro riecht frisch aus der Verpackung recht unangenehm nach Kunststoff, ich denke dass sich dies aber recht bald verflüchtigen wird.
Fazit: Für diesen Preis ein absolutes Schnäppchen mit unerwartet großartiger Leistung. Das sE V7 bleibt mein neues Gesangsmikro! Ich bestelle mir gleich ein Ersatzexemplar ;-)