Ich habe mir die Sennheiser HD-300 Pro für Home- und Field-Recordings gekauft. Dabei war mir die Geräuschisolierung und ein nicht spitzer, zischelnder Sound wichtig. Nach den ATH-M50X und den Austrian Audio Hi-X55 bin ich nun bei den HD-300 Pro geblieben.
Die Verpackung ist sehr schlicht. Nicht viel ist drinnen außer der Kopfhörer und dem obligatorischen Klinkenadapter. Einmal ausgepackt, wirkt der Kopfhörer sehr leicht und vielleicht ein bisschen auf der billigeren Seite, da er größtenteils aus Plastik besteht.
Beim Aufsetzen ist mir aufgefallen, dass er anfangs etwas drückt. Daher habe ich ihn auf Spielschachteln für eine Nacht aufgesetzt, die ungefähr meiner Kopfgröße entsprochen haben (man will den Mechanismus ja auch nicht ausleiern). Danach war es schon viel besser.
Während dem Ausprobieren am nächsten Tag war er sehr bequem und vielleicht der bequemste Over-Ear-Kopfhörer, den ich je aufgesetzt habe. Auch nach mehreren Stunden drückt er nicht. Dabei ist vielleicht ein Tipp den Kopfhörer nicht zu weit auszufahren, da er sonst auf die Unterseite des Ohrs drücken kann. Besser er liegt etwas kürzer an, dann ist der Druck ausgeglichener. Auch die Kopfpolsterung oben, die nicht auf der Frontanelle sitzt, ist gut durchdacht.
Die Portabilität ist ausgezeichnet: Die Kopfhörer lassen sich flach transportieren, ineinander zusammenfalten oder auch zusammendrücken. Zusammen mit dem leichten Gewicht sind sie ideal für unterwegs.
Die Isolierung ist hervorragend. Höhen werden sehr stark gedämpft, Bässe kommen nur minimal durch. Die Isolierung ist nicht so gut wie bei den Schaumstoffaufsätzen der Sennheiser IE8i-In-Ears, aber sehr nahe dran. Und das sagt für Over-Ears sehr viel aus. Geräusche kommen auch kaum hinaus, sodass sie sehr gut für Recordings im Studio oder am Set geeignet sind.
Der Klang ist sehr gut und gleichzeitig auch nicht wirklich ausgeprägt: Die Bässe sind präsent, vielleicht etwas gering im Sub-Bass-Bereich und sehr abhängig vom Kopf bzw. ob man Brillenträger ist, wie ich. Trotz Brille ist der Bass aber gut, wenn er auch ohne Brille noch minimal stärker im Sub-Bass-Bereich ist. Die Mitten sind klar, vielleicht ein bisschen zurückgefahren und die Höhen sind ebenfalls sehr gut, jedoch nicht brillant. Zisch-Laute zwischen 6 und 10 kHz sind sehr neutral, vielleicht sogar ein bisschen defensiv gehalten. Scharfe S, Z und T schmerzen nicht und klingen angenehm. Höhen ab 10 kHz sind ebenfalls etwas zurückgefahren.
Ich persönlich finde das angenehmer als zu höhenlastige Kopfhörer, aber das kommt auf den Einsatzzweck an: Als Monitoring-Kopfhörer und für bisschen Musikproduzieren ist er meines Erachtens ideal. Als Kopfhörer zum Mischen und Mastern für entscheidungskritische Momente hat er zu wenig Sub-Bässe und Brillianz. Ich persönliche treffe Entscheidungen immer mit meinen Lautsprechern und war nicht auf der Suche nach einem DT 1770 Pro und Co.
Das Kabel ist mit 1,8 m lang genug und gleichzeitig nicht zu lang. Ich bin auch froh über die Entscheidung ein gerades Kabel zu nehmen und es nur beim Kopf einzudrehen. Das stört nicht, gibt einem Spielraum falls man hängen bleibt und macht das Kabel nicht zu schwer. Das Kabel ist austauschbar, benötigt aber Torx T9-Schraubenzieher zum Öffnen. Der interne Anschluss ist leider auch proprietär Ich finde es gut, dass es austauschbar ist und viel robuster als Klinken-Klinken-Verbindungen (siehe ATH-M50X), aber leicht tauschbar und Alternativen zu dem Kabel gibt es leider nicht. Wobei selbst bei den ATH-M50X mit der Klinkenverriegelung ist es schwer Ersatzkabel von Dritten zu bekommen. Daher finde ich das bei den HD-300 Pro nicht so schlimm.
Der Kopfpolster und die Ohrpads sind austauschbar. Die Ohrpads klicken einfach in den Mechanismus hinein. Aufpassen vielleicht bei Abnehmen: Die Ohrpads haben hinten eine Plastiklasche in dem ein Plastikring hineingelegt ist. Beim Entfernen ist der Ring bei mir hängen geblieben und hat dazu geführt, dass ich mehrere Stunden versucht hab diese aufzuziehen bis ich realisiert habe, dass der Plastikring hinter die Ohrpads gehört und dann einfach einschnappen. Das nur so am Rande.
Weil Leute ab und zu verwirrt sind: Die HD-300 PROtect haben unter dem linken Hörer (hinter der HD-300 PROtect-Bezeichnung) einen ActiveGuard-Schalter, der Pegelspitzen über 110 dB komprimiert. Der HD-300 PRO (dieser hier) hat das nicht. Da ich ihn nicht in lauten Umgebungen nutze und auch nicht auf so hohen Pegeln abhöre. Für Schlagzeuger, Live-Events etc. sind die PROtect sicher die bessere Wahl, kostet aber auch etwas mehr.
////////// FAZIT //////////
Die HD-300 Pro sind sehr gute Monitorkopfhörer mit einem angenehmen Sitz, guter Isolierung und einer angenehmen Frequenzwiedergabe. Sie sind für Aufnahmen und Musikhören gut geeignet, allerdings nicht unbedingt für entscheidungskritische Situationen. Seine Portabilität macht ihn zum guten Allrounder. Das Kabel, der Kopfpolster und die Ohrpads sind auch austauschbar.
Durch das Plastik ist er leicht, wirkt aber nicht unheimlich robust. Er ist aber auch nicht klapprig oder wirkt billig.
Für den stolzen Preis von über € 150 ist er zu empfehlen, man sollte sich aber keinen 100-prozentig neutralen Mix- und Master-Kopfhörer erwarten.