Zunächst ein dickes Lob an den ausgezeichneten Thomann-Service. Am 30.12. nachmittags bestellt, am Silvestermorgen geliefert - unglaublich! Auch die Möglichkeit, mehrere Produkte zu testen ist genial! Danke Thomann :)
Jetzt aber zu meiner Review.
Ausgangslage:
Ich habe nach einem möglichst linearen Kopfhörer als Zweitabhöre fürs Mixing und Mastering gesucht (HipHop/Rap), der nicht allzu teuer ist. Da ich wegen der Nachbarn in der Wohnung lediglich 5-Zoll-Monitore und keinen Subwoofer habe, wollte ich insbesondere auch den Bass gut beurteilen können. Dieser Bereich sollte natürlich und ohne künstliche Anhebung sein. Nach der Recherche in Foren und auf verschiedenen Webseiten bin ich auf folgende Modelle gestoßen.
Die Kontrahenten:
Audio Technica ATH-R70 X (wurde immer wieder in Tests empfohlen)
Austrian Audio Hi-X65 (wurde in Tests empfohlen, zudem besitze ich ein OC18 und bin seeeehr zufrieden)
Sennheiser HD 600 (Die beiden anderen 600er-Modelle sollen anheblich nicht ganz so linear sein, daher der Klassiker)
Verpackung und Verarbeitung:
Der ATH und der AA (vor allem dieser) kommen in sehr schönen und hochwertigen Verpackungen. Der Sennheiser in einem Recht einfachen Karton.
Beim AA setzt sich dieser erste Eindruck der Verpackung auch bei der Verarbeitung des Kopfhörers selbst fort. Diese ist exzellent! Auch der Sennheiser ist gut verarbeitet, kommt aber von der Materialanmutung nicht an den AA ran. Beim ATH sind die Plastikteile gut verarbeitet, die Nähte der Polster sind jedoch teilweise schief und auch der Gesamteindruck nicht so gut wie bei den beiden anderen.
Tragekomfort:
Beim Sennheiser fiel sofort der unangenehm hohe Anpressdruck an den Kopf (obwohl mein Kopf nicht der größte ist) auf. Dieser soll jedoch mit der Zeit abnehmen und ist auch während des Tests bereits weniger geworden. Der ATH sitzt mit seinem geringen Gewicht und der Flügelkonstruktion so leicht auf dem Kopf, dass man ihn gar nicht bemerkt - allerdings sitzt er nicht so fest wie die beiden anderen (für den Studioalltag allerdings ausreichend). Im positiven Sinne am unauffälligsten: der AA.
Sound:
Nun zum wichtigsten Punkt. Die riesigen Unterschiede der Kopfhörer setzen sich auch beim Klang fort - wie immer ist das sehr Subjektiv. Der erste Eindruck:
- ATH: gute Basswiedergabe, Höhen sehr gefällig
- AA: tendenziell eher schwach im Bassbereich, Höhen sehr harsch, beste räumliche Wiedergabe
- Sennheiser: ausgewogenster Klang der drei Kandidaten
Ich bin habe drei Tracks (nur recordings und grobe Anpassung der Lautstärke wurden vorher vorgenommen) mit jedem der Kopfhörer fertig gemixt. Beurteilt haben die Mixes ich selbst und ein Bekannter. Beim Hören kamen bei beiden Personen jeweils mehrere verschiedene Geräte zum Einsatz.
ATH: Gut, um Instrumentals zu mischen (Ergebnis aber Mix wird etwas höhenlastig), bestes Ergebnis bei der Sauberkeit der Bässe. Sobald aber Vocals dazu kommen, komme ich mit dem Kopfhörer nicht mehr klar. Die Sibilanten klingen mir auf dem Kopfhörer viel zu gefällig und lassen sich nur sehr schwer beurteilen. Entsprechend lässt der Mix zu wünschen übrig. In meinem Test konnte der ATH deshalb überhaupt nicht überzeugen und landet abgeschlagen auf dem letzten Platz.
AA: Durch die starke Höhenbetonung sind Stimmen auf dem AA äußerst präsent, teilweise sogar harsch. Man neigt dazu, zu viel daran zu arbeiten, weshalb sie im Mix dumpfer werden und sich nicht mehr durchsetzen können. Zudem wurden sie im Mix am Ende durchweg zu leise, selbst nach einigem Einhören. Die Bässe lassen sich (einige Eingewöhnung vorausgesetzt) relativ gut beurteilen, man neigt aber immer zu einer Überbetonung. Dennoch lieferten die mit dem AA gemischten Tracks ein durchaus gefälliges Gesamtergebnis, alles wirkt aus einem Guss.
Sennheiser: Er liefert eindeutig das beste Gesamtergebnis in meinem Test. Die Bässe werden knackig wiedergegeben (minimale Überbetonung im fertigen Mix, aber mit zunehmender Erfahrung mit dem Kopfhörer dürfte sich das erledigen). Die Vocals sitzen im fertigen Mix ausgezeichnet im Beat. Sibilanten lassen sich sehr gut einfangen ohne, dass die Präsenz darunter leidet. Ganz klar: Für mich der beste Kopfhörer der drei.
Ich habe mich dann für diesen Kopfhörer entschieden.
Noch einmal betonen möchte ich: Die Wahrnehmung ist immer Subjektiv, der Test spiegelt daher meine persönlichen Erfahrungen wider.