Bisher hatte ich noch keine Kopfhörer verwendet und das wollte ich jetzt ändern, da der Musik- und Fernsehgenuss über Lautsprecher nicht zu jeder Zeit ohne Störung anderer möglich ist. Zur Beschallung von Klassik bis Rock und Heimkino verwendete ich bis jetzt hochwertige Standlautsprecher, zuletzt die Silenos als Selbstbausatz. Das sind gewaltige und zugleich äußerst feinzeichnende Schallwandler, die jede Art von Musik und auch Filme zum echten Genuss machen. Ein Subwoofer ist da völlig überflüssig, die können im Tiefbassbereich sogar noch mehr und das viel sauberer als der Subwoofer, den ich vorher zusammen mit anderen Lautsprechern verwendet hatte.
Insofern ist man da schon verwöhnt und wollte beim Benutzen von Kopfhörern im Vergleich keinen großen Abstieg machen. Viel Geld für extra teure Highend-Kopfhörer wollte ich allerdings nicht ausgeben.
Nach langem Stöbern und Vergleichen im Netz kamen die Sennheiser RS 175 und als Alternative der Studiokopfhörer Beyerdynamic DT 700 pro X in die nähere Auswahl. Vielleicht überhaupt schwierig zu vergleichen, weil irgendwie Äpfel und Birnen. Behalten habe ich letztlich den Sennheiser aus folgenden Gründen:
Komfort:
Beim Tragekomfort fühlte sich der Beyerdynamic zwar noch etwas angenehmer an, da die Ohrpolster weicher sind und mit samtigem Stoff bezogen statt glatter Kunstlederoberfläche. Dennoch sitzen die Sennheiser bequem auf den Ohren und auch der Bügel weich auf dem Kopf.
Klang:
Das wichtigste Kriterium ist natürlich der ausgegebene Sound und da hat mich der Sennheiser deutlich mehr überzeugt als der Beyerdynamic. Mit Worten ist das schwierig zu beschreiben. Auch die Beyerdynamic klingen gut, haben den im Vergleich noch etwas präziseren, trockeneren (aber nicht so kräftigen und tiefen) Bass, aber die Sennheiser geben für mein Hörempfinden insbesondere Stimmen deutlich angenehmer wieder, etwas wärmer, natürlicher aber gefühlt irgendwie sauberer und absolut präzise. Der Sennheiser erlaubt eine Bassanhebung, 1 Stufe, per Knopfdruck, die ist zwar wegen dem ohnehin schon vollen, bis sehr tief in den Frequenzkeller (Subwoofer) reichenden und ebenfalls präzisen Bass nicht wirklich nötig, aber bei unterschiedlichen Musikstücken und Filmen eine willkommene und deutliche Steigerung des Genussfaktors. Da geht das Grinsen zuweilen nicht mehr aus dem Gesicht. In der Hinsicht kann der Studiokopfhörer lange nicht mithalten, soll er wahrscheinlich auch nicht. Bei wieder anderen Stücken kann es etwas zu viel des Guten sein und man kann die Bassanhebung wieder deaktivieren. Der Klangcharakter, die Feinzeichnung der einzelnen Töne und Instrumente und das unglaubliche Volumen im Bass und die Räumlichheit ähneln jedenfalls sehr den großen Standlautsprechern, das hätte ich vorher nicht gedacht.
Zusätzlich kann man beim Sennheiser in 2 Stufen Surroundsound zuschalten. Man muss aber sagen, dass die Stufe 2 im Grunde, zumindest für mein Gehör, nicht zu gebrauchen ist, das klingt dann schon leicht künstlich. Die Stufe 1 ist jedoch sehr gut zu gebrauchen, klingt sehr natürlich und vermittelt, je nach Eignung des Musikstücks, eine tolle Bühne bzw. Räumlichkeit und rückt die Membrane gefühlt ein ganzes Stück von den Ohren weg, das ist sehr angenehm.
Als reine Studiokopfhörer für Aufnahmen, Mixen etc. mag der Beyerdynamic sicher geeigneter sein aber zum Musik und Filme genießen, auch mal bei höherer Lautstärke, eignet sich der Sennheiser meinem Empfinden nach deutlich besser. Ich hatte von dem etwas analytischen Klangcharakter von Studiokopfhörern gelesen, jetzt weiß ich glaube ich, was in der Praxis damit gemeint ist.
Anschluss und Reichweite:
Die Reichweite habe ich noch nicht explizit getestet, im Nebenraum (1 massive Wand und geschlossene gefüllte Schrankwand) gab es aber zumindest keine Verbindungsprobleme.
Die Dockingstation, die als Sender und Ladestation dient, habe ich sowohl mit dem optischen, als auch mit dem analogen Anschluss an meinen AV-Receiver angeschlossen. Der Receiver gibt digitale Quellen nur über den Digitalausgang aus und analoge Quellen nur über analoge Ausgänge, deshalb beide Kabel, an der Dockingstation kann man zwischen den beiden Eingängen umschalten. Man kann natürlich auch das analoge Kabel mit einem 6,3 Klinkenadapter in den Kopfhörerausgang am AV Receiver stecken, dann braucht man nicht umschalten.
Sonstiges:
Der Sennheiser verwendet Standard AAA-Akkus, das finde ich sehr erfreulich! Machen die Akkus irgendwann die Grätsche, das kann mal schnell gehen, kann man günstigen Ersatz besorgen.
Haltbarkeit:
Der Kopfhörer macht schon einen sehr wertigen Eindruck, aber wie lange das im Detail alles hält wird sich zeigen, insbesondere die hauchdünne Kunstlederschicht auf den Ohrpolstern wird nicht ewig halten, aber die gibts zum Nachkaufen.
Fazit:
Es gibt zwar viele deutlich günstigere Overear-Kopfhörer, aber ich würde sagen, dass für diesen Preis eine unglaubliche Soundqualität geboten wird, bei der ich im Vergleich mit den großen Standboxen kaum etwas vermisse, auch keinen Tiefbass.