Eines vorab: Wer glaubt, den Sound eines Prophet 5 mit einer Stimme und vielen Knöpfen und Schaltern mehr zu bekommen, der wird enttäuscht. Ich besetzte einen alten Prophet 5 (mit Curtis Chips) und habe die beiden Geräte verglichen. Der Prophet 5 und 6 haben klanglich nicht viel gemeinsam, eigentlich gar nichts.
So, und jetzt zu dem Gerät selbst. Ich habe mir lange überlegt, welchen modernen polyphonen Synthesizer ich mir zu meinen Minimoog und Sub37 holen soll. Und nach langem Aussortieren und mehrfachem Ärgern über "Virtuell Analoge" (was für ein Euphemismus!), bin ich beim Prophet 6 gelandet. Was für ein geiles Ding! Sobald ich mich vom Sound des Prophet 5 gelöst hatte und durch die ganzen Presets gegangen bin, habe ich mich dem Kreieren von Klängen beschäftigt. Da gibt es fast nichts, was nicht machbar ist. Einfach klasse. Das Gerät macht einen wertigen Eindruck, kein Klappern, die Potis (mit grenzwertig kleinen Knöpfen) gehen gut. Top-Verarbeitung.
Die einzigen Schwächen sind die 4-oktavige Tastatur, die ich für einen polyphonen Synthesizer etwas klein geraten finde und die Anschlagdynamik, die eher digital ausgelegt ist: Hart oder Soft.
Zwei VCO pro Stimme sind ok, auch wenn in vielen Werkssounds nur einer benutzt wird und der andere als LFO agiert. Hier frage ich mich schon, warum in einem Hybrid-Synthesizer, bei dem die Hüllkurven und die LFO digital erzeugt werden, nicht auch 6 LFOs pro Stimme programmieren konnte.
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, alles in allem eine klare Kaufempfehlung.
Übrigens, meinen Prophet habe ich seitdem nicht mehr eingeschaltet - ich glaube, das sagt alles!