Hier geht es um den SH945 NFX-V. Es geht aber auch um das leidige Thema Akustik-Geige im Rockmusik-Bühnenumfeld - weshalb ich ein wenig aushole: Mit den Piezo-Flügelchen von Shadow, die man links und rechts in den Geigensteg einklemmt, habe ich vor vielen Jahren meine ersten Pick-Up-Erfahrungen ... und seither auch einen großen Bogen um Shadow&Geige gemacht. In Akustik-Settings Klemmmikro und in Fully-Amped-Umgebung Silent Violin waren meine Kompromisse, mit denen ich nie wirklich glücklich war.
Vor einigen Wochen hat mir jemand den kleinen Shadow-Transducer zum aufkleben mit Spezialknete auf die Akustik-Violine für einen Gig ausgeliehen (gibts hier für rund 60€). Deutlich besser als Piezo-PU, aber trotzdem eine Herausforderung sowohl für den Mischer als auch für mich: Wo ist der optimale Aufsetzpunkt? Warum verändert sich der Sound über den Gig und muss ständig eingefangen werden? Knete rückstandsfrei entfernen braucht viel Geduld und auch ein wenig Spucke... Kurzum: Auch nicht das, was ich mir unter "rundum zufriedenstellend/Fire&Forget" vorstelle. Weil ich mit dem Shadow-Folien-PU auf der Mando sehr zufrieden bin, wollte ich jetzt noch die entsprechende Technologie auch für Geige ausprobieren und habe den SH945 NFX-V bestellt. Hier meine Erfahrungen:
1. Montage easy aber ein bisschen Optimierungsbedarf bleibt. Folien-PU unter den Steg setzen gelang sogar alleine auf Anhieb. Damit die kleine Vorverstärker-Box wirklich fest sitzt und sie nicht vom Klinkenstecker des Instrumentenkabels hin- und her- oder sogar von der Zarge herunter gehebelt wird, habe ich noch einen schmalen Extra-Streifen Moosgummi passgenau unter den Zargenrand gelegt. So kann die Halteklammer richtig festgeknallt werden, ohne dass die Decke gedämpft wird. Sinnvoll ist sicher der Einsatz eines 90-Grad-Klinkensteckers - das verringert die Hebelkräfte auf einen Bruchteil.
2. Spielerfahrung. Weil der Folienpickup nicht nur Saitenschwingungen, sondern auch die Vibes des ganzen Instruments mitnimmt, kann man einen sehr vollen und schönen Violinklang auf die PA schicken. Das Haar in der Suppe sind allerdings die Nebengeräusche: Jedes kleine Klopfen (am Hemdknopf zum Beispiel) wird als deutlicher PLOPP hörbar. Man kann sich darauf einstellen und kommt als ruhiger Vibrato-Geiger sicher damit zu recht. Meine von der celtic fiddle geprägte Spielweise mit vielen hammer-on-/pull-off-Verzierungen verliert allerdings ihren Reiz und wird zum unzumutbaren Störgeräusch (wollte Fiddle spielen und nicht Beatbox :o( Wenn ich alle Soundeinstellmöglichkeiten nutze, bekomme ich das ploppen zwar in den Griff, habe dann aber wieder den schmalbandig sägenden Sound einer herkömmlichen Piezo-Lösung. Da hat meine alte SV-120 mehr Klangspektrum und muss daher leider weiterhin als Kompromiss herhalten...
Fazit daher: Ich muss die Money-back-Garantie beanspruchen und weiter suchen...
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Und jetzt/ein paar Monate später: Habe nach viel herumprobieren die Money-Back-Option doch nicht gezogen. Erst mal Vorverstärker mit Notch-Filter ausprobiert ... aber damit habe ich mir meine Sound-Einstellmöglichkeiten über mehrere Geräte kaskadiert, was dazu geführt hat, dass ich mich im Wald der Sound-Parameter verirrt habe. Jetzt nutze ich den Shadow-PU mit einem Roland AC60, dessen Antifeedback-Filter wie ein Notch Filter zu verwenden ist... Bin zufrieden.
Und damit mein aktuelles Resumee: Akustik-Geige bühnentauglich abnehmen ist nicht easy. Es braucht vor allem drei Dinge: Geduld, Geduld und Geduld.