Blöder Titel? Keineswegs. Denn mit dem aktuellen Update 2.0 ist der Funktionsumfang sehr zügig und sinnvoll erweitert worden, auch daraus leitet sich die
Übertitelung ab. Das wäre dann schon mal meine Huldigung der jüngsten OS-Erweiterung.
Aber: Dies ist auch der erste Liven-Vertreter, der endlich einen brauchbaren Hall an Bord hat.
Außerdem ist die FX-Ausstattung je Spur und Features wie
Parameter- und Sample-Lock sowie das Resampling wegweisend...-so geht das, andere haben es ja erfolgreich schon vorgemacht.
All' dies erhebt ihn für mich deshalb zum 'Liven 2.0', und ich hoffe, Sonicware macht mit weiteren Geräten der 'Liven'-Serie (sofern angedacht)
keine Rückschritte.
Und pfiffig sind die Burschen bei Sonicware ja: Der technische Aufbau des 'LoFi-12' ist praktisch derselbe, wie er bereits dem '8Bit Warp'
vergönnt war - schön, schön. Denn dadurch ist der Preis bodenständig geblieben und eine Volca-ähnliche, aber dennoch eigenständige Gerätegattung entstanden,
die eindeutig auch im Formfaktor punktet - haptisch und qualitativ sowie vom User-Interface und der Akai-anmutenden Colorierung.
Die Referenz auf den '8Bit Warp' ist jedoch auch ein Stichwort für Kritik: Warum hat keines der dem '8Bit Warp' folgenden Geräte mehr den Looper an Bord?
Ein echtes Manko ist dies besonders beim 'XFM' (auch nur 6-stimmig) und dem 'Bass & Beats'..., welches der 'LoFi12' jedoch prinzip- und
ausstattungsbedingt gut umgeht.
Ebenso bemerkenswert ist: Es wäre an der Zeit und bei einem Sampler plausibel gewesen, den überflüssigen Lautsprecher endlich zu opfern und an dessen Stelle
ein Mikro für das Sampling eimzubauen...; das hat beim SmplTrek ja auch -dankenswerterweise- Einzug gehalten.
Warum taten sie es also hier nicht? Wohl, weil dann die A/D - Wandlung hardwareseitig mehr Aufwand erfordert hätte, und der Speaker gehört zur Serie - Marketing konsequent...-naja.
Das Speichern via MIDI (Sample-Dump) ist dann aber doch eine Achilles-Verse aus meiner Sicht, unelegant und m.W. zuletzt beim
Yamaha SU-10 umgesetzt, und beim SU ging schon aus Platzgründen damals nichts anderes, daher plausibel.
Da aber der LoFi-12 auch in 16-Bit samplet (und nur auf 12-Bit die Abspielung herunterrechnet, wenn man das will), fallen eben auch größere 16-bittige
Datenmengen an, die erst mal via MIDI hin- und hergeschickt werden wollen. In ECHTEN 12 Bit ginge es also flinker. An die Übertragung kompletter Sample-Sets
mag ich gar nicht denken, in puncto Übertragungszeit und Fehleranfälligkeit. Also das ist mir schon zu viel retro, da hätte ich sogar ein Diskettenlaufwerk noch besser
gefunden. ;-)
Aber sicher wollte man bei Sonicware den Abstand zum damals wohl schon in der Entwicklung befindlichen 'SmplTrek'
nicht zu gering werden lassen, und ein Micro-SD - Interface hätte den Preis um einiges erhöht sowie
Änderungen am Gehäusedesign erforderlich gemacht.
Hier ist man sich also treu geblieben, was dann irgendwie noch akzeptabel ist.
Workflow: Sicher der geradlinigste der Liven-Serie. Und das Arbeiten mit dem beigefügten Overlay finde ich gut und praktisch.
Sound: Warm, druckvoll, crisp, und der Grad an Dreck bzw. Unpräzision in der klanglichen
Abbildung ist auch durch das Resampling schön auf die Spitze treibbar.
Motivation: Ich überleg(t)e: Brauche ich das Gerät (neben SmplTrek, SP-404 Mk2, MPC500, Yamaha SU700 (sogar 8-Bit fähig) und viel anderer Sample-
Hardware, die sich bei mir angesammelt hat)? Nein, sicher nicht. Aber das Böxchen ist stimmig, charmant und mit eigenem
Klangcharakter ausgestattet, der Mobilitätsfaktor stimmt, man kann direkt Samplen (anders als beim Volca Sample), die systemischen Beschränkungen -auch unter dem Aspekt
des Preises- fallen vor dem Hintergrund der 10-stimmigen Polyphonie und des Gesamtkonzeptes eher nicht so ins Gewicht für mich.
Somit ist es im Ergebnis eher ein 'Haben-will' statt 'Brauchen-tu', und mein Gewissen legt mir dringend nahe, wenn der LoFi-12 bleiben soll, dann was anderes zu verkaufen,
und von 'was anderes' habe ich eine Menge... :-)