Schade, ich hatte mich so gefreut, endlich alles, was ich mitschleppen muss, in einer einzigen Kiste zu haben: Amp-Modeler, Feedback-Killer, Kompressor, De-Esser, Hall, Equalizer und Schnickschnack.
Leider bin ich als Gitarrist mit Digitalsender angeschmiert, denn sobald ich meinen Line6-Sender einschalte, reißt die WLAN-Verbindung zum Pult ab. Manchmal kommt sie dann wieder, aber nicht für lange. Die einzige Möglichkeit ist, den Sender auszuschalten, wenn man am Mischpult etwas regeln will. Ein Update hat bis jetzt nicht viel gebracht, und 30 m Lan-Kabel im Raum zu verlegen und vom Notebook aus zu mischen kann auch nicht die Lösung sein.
Andererseits weiß ich, wie ich meine Kanäle einstellen muss und kann zu Hause schon den größten Teil des Soundchecks erledigen. Die Speicherfunktionen des Ui12 sind hier wirklich Gold wert. Bei Locations, an denen wir regelmäßig spielen, wird ein mal Soundcheck gemacht, das Ergebnis abgespeichert und dann nur noch abgerufen. Auch das kann ich schon zu Hause erledigen, ohne jeden Zeitdruck. Das UI12 startet mit genau den Einstellungen, mit denen man es zuvor ausgeschaltet hat. Ob ich da dann auf der Bühne überhaupt noch viel WLAN brauche, muss sich erst zeigen. Vielleicht reicht es ja so, wie es ist.
Update:
Nach einer Reihe von Gigs mit dem ui12 hat sich herausgestellt, dass es nicht wirklich wichtig ist, eine ständige WLAN-Verbindung zum Mischpult zu haben, vor allem, wenn man sich selbst mischt. Viel wichtiger ist ein guter Sound, und den liefert das ui12. Sehr sauber und ein kleines bisschen mittig, wie man es von Soundcraft-Pulten kennt. Mit der vollparametrischen Klangregelung kann man die einzelnen Stimmen perfekt im Frequenzspektrum verteilen, so dass jede einzelne Stimme laut ist, ohne sich mit dem Rest zu vermatschen. Mit Rauschen habe ich keine Probleme. Ich arbeite mit moderaten Gain-Einstellungen und gebe die Lautstärke erst später zu. Allein der Dynamikprozessor hat hier nochmal rund 40 db in petto.
Ein bisschen unglücklich ist die Digitech-Sektion. Die Verstärkersounds sind für meinen Geschmack sehr schön und vor allem im verzerrten Bereich ist die Ansprache auf Spieltechnik und Gitarrenlautstärke "bigger than life".
Man sollte aber nicht erwarten, dass der HI-Z-Eingang wirklich hochohmig ist. Eine passive Gitarre direkt mit Kabel ins Mischpult gestöpselt klingt dumpf und leblos. Kein Wunder, die HI-Z-Eingänge haben nur 250 Kiloohm Eingangsimpedanz. Ein moderner Gitarrenamp hat das vierfache.
Wer keine aktive Elektronik in der Gitarre hat, kann probeweise ein preisgünstiges Effektgerät OHNE "True Bypass" vorschalten. Wenn die Batterie in Ordnung ist, verändert das Gerät das Signal soweit, dass es vom Pult verarbeitet werden kann und einigermaßen klingt. Das Effektgerät muss dazu noch nicht mal eingeschaltet sein. Richtig gut klingt es (leider) mit Digitalsender.
So verwende ich jetzt, nach einer kurzen, unerfreulichen Rückkehr zum Gitarrenkabel, wieder meinen Line6-Sender. Es ist zwar ein ziemliches Gefummel, die WLAN-Frequenzen von Gitarrensender und Pult aufeinender einzustellen und man kommt dabei recht nahe an magisches Denken heran, aber der Sound und die Freiheit von Kabel und Schlepperei rechtfertigen das.