Fakt: Klanglich ist das SOURCE AUDIO One Series C4 Synth Pedal mit Abstand der überzeugendste Gitarren/Bass-Synthesizer der aktuell zu haben ist.
Was aus diesem vergleichsweise winzigem Pedal kommt, ist schlichtweg und einfach der Hammer. Das Tracking ist nicht perfekt, aber bemerkenswert gut. Die Verarbeitung ist einwandfrei, das gebürstete Metallgehäuse sieht gut aus und hat eine wertige Haptik. Die vier Regler sind angenehm griffig, allerdings für meinen Geschmack viel zu leichtgängig. Bereits die sechs werkseitigen Presets sind schon recht ordentlich und heben sich positiv von den üblichen Wah-Bass und Moog-Blubber Imitationen vieler Konkurrenzprodukte ab. Wenn man das Gerät dann noch mit dem Rechner verbindet und sich durch die unzähligen Community Presets (im oberen Popularity Segment) klickt, kommt man aus dem Dauergrinsen kaum mehr heraus.
SOURCE AUDIO hat das C4 software-seitig nach dem Prinzip eines Modularen Synthesizers konzipiert und das ist auch ganz gut gelungen. Klanglich schlägt es wunderbar die Brücke zu meinem kleinen Eurorack System, mit dem ich einen grossen Teil meiner Sounds erzeuge.
Leider ist den Entwicklern dann wohl bei der praktischen Umsetzung des Pedals entweder die Zeit, das Geld oder beides ausgegangen, denn das Bedienkonzept ist einfach nur grauenvoll. Zwar lassen sich insgesamt 128 Presets auf dem Gerät speichern, abrufen kann man aber kurioserweise nur die ersten sechs. Hierzu gibt es einen etwas fummeligen 3-Wege Kippschalter auf der Oberseite in Kombination mit einen winzigen „Alt-“ Taster auf der Rückseite. Wie kommt man bitte auf so eine Idee? Statt des ansonsten sinnlosen Kippschalters wären für die Preset-Navigation doch zwei +/- Tasten oder einfach ein gerasteter Endlos-Poti wirklich naheliegender gewesen. Abhilfe soll die MIDI-Funktionalität des Neuro Hub schaffen, das preislich nochmal ordentlich ins Kontor schlägt und dessen Anschaffung eigentlich nur dann wirklich Sinn macht, wenn man mehrere SOURCE AUDIO Pedale in Betrieb hat. Und - vorausgesetzt, man besitzt schon einen geeigneten MIDI Foot Controller, sonst kommt der natürlich auch noch dazu.
Es ist klar, dass es schwierig bis unmöglich ist, alle Funktionen eines 4-stimmigen Synthesizers mit Filtern, Effekten, Sequenzer, etc. ohne Display und weitere Bedienelemente auf dem Panel eines Bodenpedals zugänglich zu machen. Deshalb hat man es auch gar nicht erst versucht und gleich auf die ausschließliche Bedienung per Computer, bzw. mobile device gesetzt. Offensichtlich waren aber auch hier die Ressourcen begrenzt, denn für ein einigermaßen zeitgemäßes UI/UX-Design waren wohl keine Mittel mehr vorhanden. So hat die Programm-Oberfläche den zweifelhaften Charme einer SAP-Lagerverwaltung aus den frühen 2000ern.
Allerdings funktioniert zumindest die Desktop App am MacBook Pro über USB-Verbindung mit dem Pedal einwandfrei. Das Gerät wird erkannt, die geladenen Presets aufgelistet, Editieren der Parameter in Echtzeit, Speichern, Löschen - ja, sogar Automation über Ableton ist möglich, alles prima - wenn man denn permanent vor dem Computer sitzen will.
Aber es gibt ja auch eine mobile Version Diese funktioniert aber eigenartigerweise nicht über USB, sondern mit einer Art Modem/Akustikkoppler-Verbindung über die Kopfhörerbuchse des Smartphones/Tablets und Input 2 am Pedal. Schön, wenn man noch ein Device mit Kopfhörerbuchse hat, sonst ist ein weiteres Adapter fällig. Leider funktioniert diese Kommunikation recht laggy und vor allem nur in eine Richtung, vergleichbar mit einer Fernbedienung am Fernseher. Es kommt keinerlei Information vom Pedal an die App zurück. Man sieht z. B. nicht, welche Presets aktuell auf dem Pedal geladen sind oder wie die Parameter des aktiven Presets eingestellt sind. Das Editieren der aktuellen Parameter ist deshalb nur im Blindflug möglich, was die Mobile App de facto unbrauchbar macht.
Fazit: Leider macht das SOURCE AUDIO One Series C4 Synth Pedal in der jetzigen Version den Eindruck eines nur halbfertigen Prototyps, den man vielleicht unter Zeitdruck zu früh auf den Markt gehauen hat. Da sind noch zu viele, nicht zu Ende gedachte Kompromisse und „Von-hinten-durchs-Knie“-Lösungen im Spiel. Ich erwarte von einem Pedal, dass es zumindest in seinen grundlegendsten Funktionen (wie in diesem Fall eben das Abrufen von Presets) „hands on“ und ohne zusätzliche (proprietäre) Hardware bedienbar ist. Die jetzige Version schreit förmlich nach einer grundlegend überarbeiteten V2, vielleicht dann in einem größeren Gehäuse mit MIDI-Anschluß, Standard-Klinke für des Expression-Pedal und womöglich sogar mit Display und ein paar mehr Eingabemöglichkeiten.
So ist das Pedal eine schöne Spielerei, eher mehr zur Selbstberieselung an langen Winterabenden geeignet. Ein Szenario für einen ernsthaften Einsatz oder gar live kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
Damit geht das C4 wieder zu zurück. Wenn auch mit mindestens einem weinendem Auge, denn was den Sound und die klangliche Vielseitigkeit betrifft, war ich vom ersten Moment an schockverliebt. Wenn wenigstens die mobile Version der App irgendwann mal so funktionieren sollte, wie die für den Desktop, denke ich vielleicht noch mal darüber nach.
Pro
- Unglaublich guter und vielseitiger Klang
- Bemerkenswert gutes Tracking
- Mehrstimmig
- Stereo Ein- und Ausgänge
- Anschluß für Expression Pedal (Spezielles Adapter notwendig, nicht getestet)
Contra:
- Unsinniges Bedienkonzept
- Zu leichtgängige Drehregler
- Zusätzliche Hardware notwendig
- Computer-Anbindung unverzichtbar
- Unbrauchbare Mobile App
Nachtrag: Diese oder ähnliche Kritik am C4 muss ein anderer THOMANN-Kunde ebenfalls gehabt haben, denn bei meinem Exemplar handelte es sich eindeutig um eine Retoure. Beim Öffnen der schon sichtbar abgestossenen Schachtel fiel mir das Fehlen jeglicher Beilagen (Garantiekarte, Sicherheitshinweise, Quick Start, Sticker, das Übliche) auf - seltsam. Die Macke auf der Gehäuse-Unterseite - unschön. Da ich als Stromversorgung ein Cioks 7 benutzt hatte, fiel mir erst beim Zurückpacken noch das liederlich zusammengewurstelte und völlig verdrillte Netzteil auf. Dieses Gerät hatte deutlich mehr Einsätze als ein paar Testläufe hinter sich und hätte meiner Meinung nach nur als B-Stock rausgehen dürfen.