Ich habe den SiX bestellt, um mein Video Podcast Studio aufzuwerten, in dem bisher ein Mackie 802 VLZ4 seinen Dienst verrichtet. Dieser liefert ein Stereo-Audiosignal an einen Blackmagic VideoAssist Recorder, der den Ton mit 24 Bit / 48 kHz und das Bild in 4K aufzeichnet. Der Ton kommt von zwei Neumann TLM103 (für Akustik-Gitarre) und einem Sennheiser MD441U mit einem TritonAudio FetHead als Booster (für Sprache). Alternativ ist noch ein Stereo-Eingang mit Effekten für für E-Gitarre belegt und ein zweiter Stereo-Eingang mit einem Looper. Dieser bekommt sein Eingangssignal über den Alt 3/4 - Bus des Mackie, sodass man jeden Kanal Loopen kann. Der Hall kommt von einem UAD Golden Reverb, das über Aux Send und Stereo Return angeschlossen ist. Somit ist der Mackie 802 bis zur Halskrause mit Anschlüssen belegt und meistert diese Aufgabe ziemlich perfekt, obwohl er mit Abstand das billigste Bauteil in diesem Setup darstellt.
Der SSL SiX hat fast die gleiche Zahl von Eingängen wie der Mackie 802, wenn man den “Talk”-Eingang als Mikrofoneingang mitrechnet. Ich dachte nun, ich könnte schnell mal den Mackie ersetzen durch den SSL und damit die Audioqualität auf ein neues Niveau heben. Das hat sich leider nur zum Teil bewahrheitet. Es geht zwar, aber der SiX erwies sich in der Praxis als weniger ergonomisch als der Mackie. Die Bedienungselemente sind für meine Begriffe etwas unübersichtlich angeordnet und man muss zumindest anfangs oft suchen, wo welcher Knopf ist oder warum man nichts hört. Störend fand ich auch, dass die Anschlüsse nicht alle auf einer Seite liegen (entweder oben oder hinten). Hinten sind die Anschlüsse so ungeschickt beschriftet, dass man den Mixer hochheben muss um die Beschriftung zu lesen. Der Mixer ist hinten ziemlich hoch. Die Verkabelung der oberen Anschlüsse sieht dadurch nicht nur unschön aus, sondern ist auch im Weg bei der Arbeit, besonders wenn hinter ihm ein Bildschirm oder eine Kamera ist. Man kann den Mixer nicht so einfach irgendwo drunterschieben um die Verkabelung zu verstecken, denn er wird sehr warm um benötigt freien Raum zur Kühlung. Im Gegensatz dazu passt der Mackie in eine Schublade und wird kaum warm.
Was die Audioqualität betrifft, ist der SiX dem Mackie nur teilweise überlegen. Die Mikrofonverstärker des SiX habe ich genauestens verglichen mit denen vom Mackie, indem ich das Signal der beiden TLM103 über einen Mic-Splitter auf beide Mixer gelegt habe und das Ausgangssignal über einen Stereo-A/B-Umschalter auf einen externen Headphone Amp. Bei einem Blindtest mit exaktem Pegelabgleich konnte ich im A/B Vergleich keinen nennenswerten Unterschied feststellen. Auch das Eingangsrauschen habe ich verglichen. Bei 200 Ohm Quellimpedanz sind beide Mixer sehr rauscharm, wobei der SiX hier geringfügig besser abschneidet. Leider sind die Gain-Potis des SiX genauso fummelig einzustellen wie beim Mackie, wenn es um exakt gleiche Verstärkung auf beiden Kanälen geht.
Sehr praktisch sind beim SiX die 3 eingebauten Kompressoren, die bei sehr zurückhaltendem Einsatz gute Ergebnisse liefern (d.h. wenn die grüne LED nur selten aufleuchtet). Auch der EQ ist sehr gut, wobei der Mackie hier mit Mittenreglern und EQ auf allen Kanälen Punkten kann. Die Routing-Möglichkeiten des SiX sind überwältigend und fast zu viel des Guten, wobei viele Anschlüsse auf den beiden DB25-Steckern liegen, was Vor- und Nachteile hat. Äußerst praktisch sind auch die LED-Ketten für die Aussteuerung der einzelnen Kanäle. Die langen Fader sind auch schön, waren mir aber nicht so wichtig, weil man sehr aufpassen muss, diese bei dem dicht gedrängten Wirrwarr von Knöpfen in ihrer Umgebung nicht zu verstellen. Beim Kopfhörer-Verstärker konnte eindeutig der Mackie punkten, weil er mit hochohmigen Hörern (250 Ohm) besser umgehen kann und insgesamt lauter ist.
Fazit: Aus rein praktischen Erwägungen (Übersichtlichkeit, Verkabelung) habe ich mich entschieden, den SiX wieder zurückzuschicken, weil sich der simple Mackie für meine Zwecke als ergonomischer erweist bei fast gleich guter Audioqualität. Das dieser nur einen Bruchteil davon kostet, war für mich nicht entscheidend. Den SiX würde ich empfehlen für Situationen, wo Toningenieur und Musiker nicht die selbe Person sind. Dessen Möglichkeiten auszunutzen und zu beherrschen, stellt schon eine gewisse Herausforderung dar und kann leicht vom Wesentlichen (der Musik selbst) ablenken.