Den Staystand Piano hatte ich nach einiger Recherche bestellt, da er auf mich als die beste Lösung für eine mobile und klein zusammenlegbare Nutzung im Tourbetrieb für größere Tasteninstrumente erschien. Grundsätzlich erfüllte er in vielen Dingen die Erwartungen, in anderen war ich dagegen enttäuscht:
Überzeugend war der schnelle Zusammenbau, die vergleichbar hohe Stabilität bei der Nutzung im Sinne eines Keyboardständers für 88-Tasten, das geringe Federn beim Spiel in den Randbereichen der Klaviatur sowie die Beinfreiheit, der Platz für die Pedale und die Option, Mikrofonarme o.ä. zu montieren. Auch die einzelnen Teile des Ständers wirken gut verarbeitet.
Auf der anderen Seite war ich jedoch von mehreren Dingen enttäuscht. Hierzu zählt, dass einerseits mit 100% Aluminium geworben wird. Das einzige was aus Aluminium besteht, sind die beiden Säulen. Alle anderen Teile sind aus Gusseisen und dementsprechend schwer. Da dies jedoch sicherlich zur Stabilität beiträgt stört es mich nur eingeschränkt. Allerdings ist damit ein weiterer Punkt verbunden, den ich sehr problematisch finde: die Form der beiden Säulen sind nicht optimal an die Boden- und Deckelplatte angepasst. Hierdurch stehen an mehreren Stellen die scharfen Kanten der Aluminiumsäulen z.T. sogar mehr als 1mm über. Hier kann man sich verletzen. Möchte man den Ständer nur als Festinstallation nutzen, dürfte dies kein Problem sein. Im mobilen Dauerbetrieb wird das sicher das ein oder andere Mal Verletzungen an den Fingern hervorrufen. Der Ständer auf den Fotos von Thomann scheint mir besser verarbeitet zu sein als derjenige, den ich erhalten hatte, so dass meiner vielleicht ein "Montagsgerät" war.
Das zweite Problem ist die generelle Stabilität: während ich für die intendierte Nutzung eine hohe Stabilität bestätigen kann, ist der Ständer nicht für den Fall vorbereitet, wenn sich jemand daran festhält oder den Keyboards von der Seite etwas in Blickrichtung Druck verleiht oder sich (auch vergleichsweise leicht) aufstützt. Durch den dreieckigen Fuß ist hier zu beiden längsseiten eine Gefahr des Kippens. Wieder scheint mir dies als Festinstallation in Studios nahe der Wand oder auf großen Bühnen kein Problem. Wenn es mal enger auf der Bühne wird und ein Musikerkollege ungewollt der Konstruktion zu nahe kommt, hat man möglicherweise einen nicht unerheblichen Schaden. Ich hätte dem hinteren Bein oder der Strecke an den beiden Längsseiten des Fußes noch zwei optional montierbare kurze Ausleger gegönnt. Das würde sicher dieses Problem beheben.
Als drittes Problem habe ich feststellen müssen, dass die Keyboardablagen nicht für alle Keyboards geeignet sind. Mit meinem NI S88mk2 funktioniert es super, es gibt jedoch nur 2 cm Reserve. Jedoch mit einem tieferen Synthi ist die Nutzung nicht möglich. Eine Veränderbarkeit der Länge ist aufgrund des Gusseisens nicht möglich. K&M hat das beim Spider ja über verstellbare, einrastendende Aluminiumarme gelöst.
Ein weiterer Verbesserungsvorschlag wären kleine Wasserwaagenelemente in den verschiebbaren Keyboardarmhalterungen direkt an den Säulen - wie man es aus Fotostativen kennt. Da die Halterungen ohne Rasterung sind, musste ich eine Wasserwaage einsetzen. Dies ist grundsätzlich kein wirkliches Problem, da diese Teile montiert bleiben. Sollte man jedoch vor Ort Änderungen vornehmen müssen, kann das ohne Wasserwaage etwas "frickelig" werden.
Alles in allem: der Ständer sieht wirklich schick aus und ist für einen Säulenständer erstaunlich stabil. Wenn die Präzision in der Abstimmung der Form der Säulen und der Boden- sowie Deckelplatte stimmte, wäre er wirklich top. Mit optionalen Bodenseitenauslegern zur Stabilisierung gegen Kippen sogar perfekt.
Für meinen Einsatzzweck ist er leider nicht optimal und daher gebe ich ihn schweren Herzens zurück.