Ich hatte jahrelang ein Interface von M-Audio (Fast Track) und das einzige nervige daran war das geringe Gewicht. Kabel und Stecker wiegen und zerren nunmal etwas und diese leichte Plastikkiste bot dafür keinerlei Widerstand. Funktioniert hat es aber immer einwandfrei - bis Windows 10 kam. Keine Treiber dafür – völlig inakzeptabel. Das riecht ja meilenweit nach Abzocke. Deshalb hab ich mich beim Neukauf für einen anderen Hersteller entschieden. Das UR22C ist ein sehr solide verarbeitetes Interface, das aufgrund seines Metallgehäuses nicht nur ein gutes Gewicht aufbringt, sondern auch ansonsten ordentlich und „wertig“ verarbeitet ist. Die Potis laufen „sahnig“ und die Bedienung klappt gut. Der Schalter für den Phantomstrom wäre auf der Front vielleicht praktischer platziert, aber das ist kein großes Manko.
Anschluss und Installation liefen bei mir reibungslos. Ja, diese Download-Manager nerven etwas, aber die verwenden andere Hersteller inzwischen auch. Die Mikrofon-Preamps klingen für meinen Bedarf absolut ordentlich. Sehr praktisch - der Hi-Z-Schalter ermöglicht den Anschluss einer Gitarre oder eines Basses ohne DI-Box oder Vorverstärker. Für meine Zwecke genau das richtige.
Was mir negativ aufgefallen ist. wenn ich den Di-Ausgang meines Pocket-Amps an das Interface anschließe, kann ich den Gain am Interface nicht weit genug zurückregeln – bei lautem Spiel klippt es leicht. Das ist schade, weil ich den Pocket-Amp gerne als Splitter genutzt habe – Output an einen richtigen Amp angeschlossen (den ich mit einem Mikro abnehme) und den Di-Out als „trockenes“ Signal direkt ins Interface. So konnte ich gleichzeitig zwei Spuren aufnehmen, von denen ich eine nachträglich mit Amp-Simulationen und Effekten etc. bearbeiten konnte. Hier wäre wohl ein Pad-Schalter hilfreich gewesen, den das UR22C nicht hat. Dafür muss ich mir jetzt etwas anderes ausdenken. Leider ist das Interface auch nicht gut für das so genannte „Reamping“ einsetzbar. Dafür wären zusätzliche Ausgänge sehr hilfreich.
Auch nicht so toll: ich habe mich extra für die C-Variante entschieden, weil sie USB3-fähig ist. Nun las ich auf der Homepage des Herstellers neulich den Tipp, dass man die Verbindung besser auf „USB2“ stellen soll, um Soundaussetzer zu vermeiden. Es mag ja sein, dass man USB3 für ein Interface nicht unbedingt braucht; dennoch ist es irgendwie Quatsch, sich ein Auto mit 6 Zylindern zu kaufen, das nur mit vieren richtig läuft. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich damals das Steinberg UR22 MK2 gekauft und Geld gespart. Zumal das UR22C nur über einen USB3-Anschluss mit Strom versorgt werden kann. Nutzt man einen USB2-Anschluss am Rechner, braucht man ein (nicht mitgeliefertes) Netzteil.
Was mich am meisten stört, ist die Tatsache, dass ich die Latenz-Korrektur in meiner DAW-Software im Prinzip bei jeder Aufnahmesession neu einstellen muss. Ich habe zwar noch nicht abschließend rausgefunden, woran genau das liegt. Das Problem hatte ich mit meinem alten Interface aber nie. Gemeint ist die Korrektur des zeitlichen Versatzes bei der Aufnahme einer Spur während eine andere abgespielt wird. Dass es dabei zu Latenzen kommt, ist klar. Man „misst“ den Versatz aus und korrigiert ihn auf die Millisekunde genau in der Software. Kein Problem. Leider ist der Wert nach dem nächsten Rechnerstart oft aber ein anderer, so dass ich wieder messen und einstellen muss. Ich bin mir nicht klar, an welcher Stelle in der Kette der Versatz entsteht, so dass ich dem UR22C nicht unbedingt die Schuld geben kann. Ich kannte das Problem vor der Anschaffung des UR22C aber nicht.
Fazit: gemischte Gefühle. Guter Klang und sehr gute Verarbeitung. Etwas unübersichtliche Software, fehlender Pad-Schalter und nicht ganz stabile Funktion. Würde ich es mir noch einmal kaufen? Wohl nicht. Ich würde -wenn ich in der Preisklasse bleiben wollte- 40,00 EUR sparen und zum Behringer U-Phoria Behringer UMC404HD greifen, das deutlich mehr Features und Ausgänge satt bietet und offenbar problemloser läuft. Oder ich würde mehr Geld in die Hand nehmen...