Meine Tochter hat nach einer Pause wieder mit dem Geigen angefangen. Nach zwei Jahren Leihinstrument und der überraschenden Erkenntnis, dass brauchbare Kindergeigen gar nicht so teuer sind, habe ich beim Wechsel von 1/4 auf 1/2 Gege jetzt den Kauf favorisiert.
zum Start hatten wir eine eingespielte Leihgeige der Musikschule noch da.
Für ein Budget-Instrument macht die Verarbeitung einen qualitativ ordentlichen Eindruck. Der Klang frisch aus dem Koffer war auch überraschend angenehm um nicht weit weg vom eingespielten Leihinstrument. Noch flach, aber das wird die Zeit richten. Das Potenzial für einen Klang deutlich über der Preisklasse ist definitiv da. Von der Saitenlage ist sie auch vernünftig eingestellt und vernünftig greifbar. Der Feinstimmer ist eher von der einfachen Sorte, funktioniert aber. Griffbrett hat noch etwas schwarz abgefärbt. Einfach, um es erwähnt zu haben. Geigentasche ist ok. Einfacher funktionierender Standard. Entgegen der Erwartung war auch Kolofon mit dabei (eigentlich logisch, da sonst der neue, noch unbehandelte Bogen nicht spielbar ist).
Für den Preis kann man auf jeden Fall nichts falsch machen. Stand jetzt bin ich recht zufrieden. Der Geigenlehrer hatte wohl auch einen guten Eindruck von dem Instrument.
Empfehlenswert für normale Ansprüche an eine Standard Schülergeige.
Nachtrag mit etwas mehr Perspektive:
Unser Stentor-Modell bleibt ein einfaches günstiges China-Massenware-Instrument mit simplem Farblack. Mit nicht guten Saiten. Der Wechsel von 1/4- auf 1/2-Geige hat für unerfahrene Ohren generell einen Zugewinn an Klang und Volumen allein aus der Größe. Um es vorweg zu nehmen, Stentor funktioniert nach wie vor absolut ok.
Jetzt würde ich aber meiner eigenen Empfehlung folgen:
1) (easy) direkt neue Qualitätssaiten aufziehen, das Rosin sofort auswechseln und die Stimmwirbel schmieren
2) (rechnet sich nicht) vom Geigenbauer Brücke, Griffbrett, Sattel und Soundpost optimieren lassen. Das könnte sicher Klang, Resonanz und allgemeinen Spielspaß für Anfänger merkbar erhöhen. Bogen bin ich nicht sicher bzw. fehlt mir noch der Einblick.
Fazit: Nach Schritt 2 wäre man kostenmäßig schon im Bereich eines gebrauchten, bezahlbaren und vom Geigenbauer eingestellten Schülerinstruments mit wertigerem Klangholz und Öl- oder Spiritlack. Das wäre ein besserer Schritt für das Spielerlebnis, wenn man direkt 600-800 € investieren kann und will. Wenn nicht, ist die Stentor nach wie vor eine funktionsle Lösung mit gutem Preis und Ok-Klang mit Abstrichen, die mit Punkt 1) bezahlbar berbessert werden können.
Es gilt wie halt immer: You get what you pay for. Mit der 3/4-Geige werden wir persönlich Weg 2 gehen. Die Stentor war ganz passabel für das, was sie ist. Gut, dass Thomann diese verführerischen Preislagen anbietet. Erfahrungswert ist dann aber auch eine wichtige Rückseite der Medaille, um sich bewusst für oder gegen ein solches Setup zu entscheiden. Mittlerweile sage ich: Anfänger brauchen ein optimal eingestelltes Instrument für schnelle Lernerfolge und einfache saubere Spielbarkeit. Früher oder später kommt man mit günstigen Instrumenten an diese Schwelle. Und das hat seinen Preis. Ich hoffe, das hilft zu einer bewussteren Entscheidung.