Nach nun fast 50 Jahren Gitarrenspiel sollte jetzt auch eine 12-saitige Gitarre in meinen Bestand einziehen. Nach langen Vergleichen und YT-Sitzungen entschied ich mich für diese blonde Schönheit. Erstklassige Bespielbarkeit mit klarem, hellem und gut differenzierbarem Ton haben mich gleich von Anfang an für die Lady mit der Jumbofigur eingenommen. Beim Anschluss an den Akustikverstärker kam aber eine Ernüchterung: Die Saitenbalance im elektrisch verstärkten Betrieb entspricht weder meinen Erwartungen noch den technischen Mindestvoraussetzungen, denn die G-Saiten (Grundton und Oktavsaite) sind deutlich leiser als alle anderen Saiten, und die benachbarten H-Saiten und E-Saiten sind spürbar lauter als der ganze Rest. So ergibt sich im verstärkten Betrieb (Studio, Bühne) ein völlig unausgewogenes Gesamtklangbild mit teilweise "verschwundenen" Akkord- bzw. Einzeltönen. Dies ist im rein akustischen Betrieb nicht ansatzweise erkennbar. Die gesamte Konstruktion und Fertigungsqualität der Gitarre erscheint wirklich makellos, aber der Under-Saddle-Pickup (Piezo) tut nicht was er soll. Immerhin ist die reine Wiedergabequalität der einzelnen Saiten weitaus besser, als man es von den üblichen Piezos so kennt: kein "Quäken" oder Klirren, sondern eine absolut natürlich wirkende Tonwandlung. Respekt! Aber die unausgewogene Gesamtwiedergabe lässt mich nun leider doch überlegen, ob ich die Lady wieder zurückschicken soll.
Aktualisierung 05.10.2023: Ich habe die vollschlanke Lady tatsächlich wieder zurückgeschickt, was ich aber wegen der rein akustischen Qualitäten jetzt schon fast bereue. Wer auf der Suche nach einer bezahlbaren, gut klingenden und leicht zu spielenden AKUSTIK-Twelvestring ist, sollte diese Takamine ernsthaft in die Überlegungen einbeziehen. Nur die Übertragung bzw. Balance des geteilten Piezo-Tonabnehmers erschien mir suboptimal, das kann aber auch an der (unvermeidbaren) Exemplarstreuung bzw. an der fernöstlichen Qualitäts-Endkontrolle gelegen haben.
Aktualisierung 13. 10. 2023: Ich habe mir tatsächlich diese Gitarre noch einmal liefern lassen (weil ich von der Bespielbarkeit und dem akustischen Soundergebnis überzeugt bin) und was soll ich sagen: die zuvor beschriebenen Unzulänglichkeiten des Under-Saddle-Pickups sind nur noch ansatzweise spürbar, denn der gesamte elektrisch verstärkte Sound ist runder, vollständiger und "besser" als bei dem vorigen Exemplar. Aaußerdem: das Flaming des Ahorn an Zargen und Boden ist wesentlich schöner (stärker und gleichmäßiger) als bei der Vorläuferin. Die gesamte Verarbeitungsqualität (Lackierung, Bundierung, Intonation, Saitenlage, Stimmstabilität, Leichtgängigkeit der Tuner, Präzision des elektronischen Stimmgerätes, Rauschfreiheit und Klangqualität des Preamps, ...) ist wieder überzeugend. Ich kann diese Gitarre nur empfehlen, wenn man mit der eher bassschwachen Wiedergabe im rein akustischen Betrieb leben kann (verstärkt ist alles möglich), aber eine Twelvestring ist eben kein Soloinstrument sondern eher eine zusätzliche Klangfarbe im akustischen Setup.