Nun habe ich dieses Interface schon seit einige Monaten im Einsatz und es wird Zeit für eine Bewertung.
Aber zu Beginn kurz zum Einsatzzweck. Ich bereite seit Jahren ein keines kleines Homestudio und hatte hierfür ein 8-Kanal Interface von stAudio. Dieses ist jedoch noch aus dem letzten Jahrtausend und seine Tage waren schon lange gezählt. Die letzten Treiber waren für Win XP und danach war Schluss. Nach einigen Jahren Pause sollte nun wieder was Neues her – im Idealfall mit 16 Kanälen da 8 für Schlagzeugaufnahme doch immer etwas zu wenig waren. Also hab ich mich auf die Suche gemacht und monatelang gelesen.
Ziemlich schnell war ich beim TASCAM US16x08, da er das konnte was ich wollte und preislich sogar deutlich unter dem lag was ich erwartet hatte. Die letzten 20 Jahre beinhalteten einen deutlichen Preisverfall in diesem Bereich.
Allerdings war auch immer wieder das ein oder andere Negativ zum US16x08 zu lesen. Aber wirkliche und vor allem bezahlbare Alternativen waren auch nicht in Sicht.
Also wurde der 16x08 bei Thomann geordert. Und um schon mal voraus zu greifen. Ich bin inzwischen rundum zufrieden.
Aber mal etwas im Detail:
Zu den technischen Daten will ich nicht viel schreiben. 16 Kanäle rein, 8 raus. Alles symmetrisch. 10 Kanäle sind mit regelbarem Vorverstärker ausgestattet. 8 hierfür können in zwei Vierergruppen mit Phantomspannung versorgt werden. Die anderen Beiden sind Hi-Z Eingänge. Die restlichen Eingänge verfügen über einen -10/+4 db Schalter. Zusätzlich gibt es noch einen MIDI IN/OUT, welchen ich allerdings nicht verwende, da ich ein USB MIDI-Keyboard habe. Die ersten beiden Ausgänge sind die Master-Ausgänge für die Monitore, welche zeitlich auf den Kopfhörerausgang geschickt werden. Beide (also Monitor und Phono) können über einen Lautstärkeregel unabhängig voneinander eingestellt werden. Die restlichen Ausgänge laufen über die Software. Ohne USB-Verbindung kann das Gerät auch als Stand-Alone 8-fach Vorverstärker genutzt werden (hab ich aber noch nie ausprobiert).
Verarbeitung:
Solide Metallgehäuse mit Möglichkeit zum 19“ Rackeinbau. Aber auch als Standgerät nutzbar. Die Stecker sitzen alle fest in den Buchsen – Regler und Schalter funktionieren ordentlich. Die Stromversorgung kommt über ein externes Schaltnetzteil, wodurch dem Gerät eine saubere Erdung fehlt. Aber dazu später mehr.
Bedienung Hardware:
Die 8 XLR und 2 Z-Eingäng befinden sich auf der Vorderseite – die Regler für die Vorverstärkung Clipping-LED, Ausgangslautstärke und Phantom-Schalter ebenfalls. Durch die vielen Kabel sind diese nicht sehr gut zugänglich – vor allem die Phantomspannungsschalter. Aber zum Glück muss man da nur zu Beginn und zum Schluss der Aufnahmesession ran. Also lässt sich damit leben. Die Regler der Vorverstärker sind zwar etwas besser gelegen aber halt recht eng beieinander. Dicker Finger sind hier die Benachteiligten. Da die Regler etwas straff sind, ist aber zumindest ein versehentliches verstellen des Nachbarreglers eher unwahrscheinlich und mir noch nicht passiert. Die +-db Regler für die restlichen Kanäle sind auf der Rückseite und wenn wie in meinem Fall das Gerät fest verbaut ist kaum noch zugänglich. Diese auf der Vorderseite zu haben wäre genial, da dies tatsächlich der einige Punkt ist der mich im Praxiseinsatz wirklich stört. Aber zum Glück kommt diese Notwendigkeit nur recht selten vor. Aber trotzdem kostet dies einen Punkt in der Bewertung.
Bedienung Software:
Die Installation lief reibungslos. Mitgeliefert werden zwei ASIO-Treiber. Einmal der „reguläre“ ASIO und ein ASIO-Mixing Treiber welches es ermöglich die Systemsound bzw. Soundkarte mit den ASIO-Signalen zu mischen. Hab ich aber noch nie ausprobiert. Vor kurzem kam die neue Treiberversion 3 raus. Hier beinhaltet der reguläre ASIO-Treiber bereits diese Mixing Funktion. Leider lief dieser bei mir gar nicht. Vor einer Woche wurde nun das Update 3.1 nachgelegt – hab ich aber noch nicht installiert.
Der Treiber liefert ein kleines Softwareinterface mit. Hier können die aktuellen Daten eingesehen werden (interne Frequenz, Bitrate, Firmware- & Treiberversion). Es können die Ausgänge individuell belegt werden und ein kleiner Mixer inkl. Live EQ & Compressor für jeden Kanal sind onboard. Hier können schon mal grobe Einstellungen vorgenommen werden. Allerdings sind diese Einstellungen dann auch im Eingangssignal der DAW enthalten – also eher für den Live-Betrieb gedacht. Ich nutze hier lediglich die Lautstärkereglung der Kanäle ohne einstellbaren Hardware-Vorverstärker damit ich cleane Signale in die DAW bekomme.
Als DAW verwende ich Samplitude X3 Pro. Auch hier klappte alles reibungslos mit der Integration. Das einzig Negative – und hier weiß ich nicht ob es am Treiber oder an Samplitude liegt – was mich Anfangs zu Verzweiflung gebracht hat ist die Synchronisation zwischen DAW und Interface. Das Interface starte bei mir immer mit 44 kHz und 16 Bit. Wenn das Projekt allerdings z.B. mit 96 kHz und 32 Bit vorliegt kommt es zu einer entsprechend falschen Abspielgeschwindigkeit und die Zahl der ASIO-Puffer-Error schießt nach oben. Die Lösung ist einfach wenn man mal drauf gekommen ist. Bei jeder Änderung der Abtastrate oder Bit-Tiefe muss ich über die Systemeinstellung der DAW die Werte synchronisieren (Taste Y und dann auf ASIO klicken). Dann läuft alles. Ist vielleicht nicht sehr elegant, aber ich kann mit leben. Vielleicht wird das Problem mit dem neuen Treiber gelöst? Aber wie gesagt. Keine Ahnung woran dies liegt.
Die Latenzzeit ist im Rahmen, aber bestimmt nicht spektakulär. Bei einer Puffer-Einstellung von 256 bei 24-Bit und 96 kHz komm ich aktuelle auf 16 ms. Das ist nicht großartig, aber ich kann mit leben. Wenn nur eine Spur (z.B. Gesang) aufgenommen wird kann die Puffergröße auch noch weiter gesenkt werden. Hier komm ich auf 12 ms was echt ok ist. An die 2 ms meines alten Systems kommt es aber leider noch nicht ran. Aber die Hoffnung der TASCAM-Community ist, dass diese mit den neuen Treiben noch weiter gesenkt wird.
Hier einen Tipp. Bleibt immer bei 96 kHz, da das die interne Arbeitsfrequenz ist. Diese zu senken erhöht die Latenz um ein paar ms.
Zum Klang:
Hier wurden meine angelesenen Ängste in keinster Weise bestätigt. Ein Eigenrauschen der Kanäle von denen einige berichten gibt es bei mir nicht. Wenn Ruhe im Audiomaterial ist, dann ist auch nichts, wirklich gar nicht zu hören. Der Sound ist fantastisch soweit ich das mit meinem eher günstigen Equipment beurteilen kann. Es gibt hier nichts zu meckern. Ich kann dies nur aus Produktionstoleranzen zurückführen.
Und tatsächlich. Mein Vater hat sich vor kurzem den TASCAM US2x2 zugelegt und war total unzufrieden. Eigenrauschen in den Kanälen. USB-Übertragungen führen zu Störgeräuschen, Mausbewegungen und Tastenanschläge waren zu hören. Zur Ehrenrettung von TASCAM muss ich aber dazu sagen, dass er mit ähnlichen Geräten von Behringer, etc. ähnliche Probleme hatte. Also haben wir sein Equipment bei mir angeschlossen. Es wurde besser, was auf Probleme mit Erdschleifen in seinem Stromnetz deutet – aber weg war es nicht. Und dann wurde es kurios. Wenn wir beide Interface angeschlossen hatten und beide an denselben Monitorboxen hingen war das Problem weg. Das Erdbrummen des 2x2 wurde also durch den 16x8 kompensiert. Wir haben viel rumprobiert und können das Ganze auf ein Erdungsproblem eingrenzen. Hier wäre es wahrscheinlich sinnvoller wenn TASCAM hier anständiges und vor allem geerdetes Netzteil verbauen würden. Aber trotzdem glaube ich hier an Produktionstoleranzen, da die Erfahrungen hier so unterschiedlich ausfallen. Sind aber auch nur Vermutungen die sich aus dem vielen rumprobieren ergeben haben.
Eines sollte ich evtl. noch kurz erwähnen – aber hier fehlen mir auch die Vergleiche. Je größer Projekte werden und je mehr Effekte drin hängen, umso mehr kämpft der DSP. Ich hab in meinem aktuellen Projekt (Bandaufnahme, inzwischen ca. 60 Spuren mit durchschnittlich 3-8 Effekten pro Spur) DSP-Auslastungen von 200% was zu ASIO-Fehlern und Aussetzern führt. Hier kann (zumindest in Samplitude) durch Systemeinstellungen gegengesteuert werden. Außerdem kann beim Mixing die Größe der ASIO-Puffer großzügig erhöht werden (1024). Auch die Erhöhung der VIP-Puffergrößer (aktuell auf 16100) bewirkt hier viel. Dadurch erhört sich zwar die Output-Latenz, aber das ist mir beim Mixing ziemlich egal. Dafür läuft der DSP jetzt wieder auf 40%.
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich dieses Gerät immer wieder kaufen würde und empfehlen kann. In dieser Preisklasse ist dieses Gerät meiner Meinung nach absolut konkurrenzlos.