Ich spiele auf meinen Acoustics viel Fingerstyle, aber auch Strumming und Solo. Zu meiner Martin Dreadnaught aus der 16er Serie mit Fishman PU+ Mikro und meiner Albert & Müller S1, mit Fishman Rare Earth PU + Mikro habe mir nun die 314 Ce-V gekauft. Ich kenne einige Taylor Gitarrenm aber am Meisten hat mich das Expression System 2 für Recording interessiert.
Seit einer knappen Woche hab ich die Gitarre jetzt und man kann immer noch das Holz riechen.... schön....
Zur Verarbeitung kann ich sagen, daß Taylor seinem Ruf absolut gerecht wird, Gitarren auf sehr hohem Niveau zu fertigen. Ich kann keinerlei Mängel erkennen. Auch optisch ist die Gitarre toll gemacht und die Decke ist schön gemasert.
Bespielbarkeit: über Taylor wird gesagt, daß die Hälse über die heutigen Maschinen höchste Fertigungsqualität haben und somit auf allen Modellen weitestgehend gleich zum Einsatz kommen. Nun, immerhin die Qualität und die tolle Bespielbarkeit kann ich bestätigen. Die Werkseinstellung ist aus meiner Sicht tadellos und für Fingerstyle und sonstige Spielarten gleichermaßen gut. Meine Fingerstyle-Stücke spiele ich gerne auf breiten Hälsen, auch auf Klassik-Gitarren. Von daher war ich anfangs ein wenig skeptisch bzgl. der Sattelbreite von "nur" 44,5mm, aber auch hier scheint Taylor eine optimale Einstellung gefunden zu haben, so daß sich die Finger auf dem Griffbrett wohlfühlen. Interessanterweise fühlt sich der Hals für den Daumen anders an, als ich das von anderen (älteren) Taylor-Gitarren von Gitarren-Feunden oder auch meinen anderen steel- und nylon-strings her kenne. Der Hals der 314 ist "spiegel-glatt". Und wie immer hat das 2 Seiten: bei manchen Stücken empfindet man das als extrem hilfreich, es fühlt sich super-schnell an und Handbewegungen gehen extrem leicht. Bei anderen Stücken wünscht man sich manchmal, daß der Daumen den Hals ein wenig spürt und damit Orientierungshilfe bekommt. In Summe ist das Spielgefühl aber echt super - weil sich dieses beim Spielen ja zusammen mit dem Sound ergibt.
Sound: hier war ich ebenfalls sehr gespannt, was die neuen V-Balken bringen. Die Klangbeispiele auf der Produktseite geben immerhin eine gewisse Orientierung. Aber selbst youtube-Vergleiche von 314er X- und V-Modellen können die Unterschiede nur ansatzweise rüberbringen. Wer mal mit einer Gitarre und einem Kopfhörer vor einem guten Mikro saß und sich beim Spielen stärker bewegt, weiß sofort was gemeint ist.
Die V-Modelle sollen lauter sein, als die X-Modelle, harmonischer und besser in der Intonation - sagt die Taylor-Werbung.... Direkt kann ich das nicht vergleichen - zu meiner Martin und meiner Albert & Müller schon. Und da steht die 314 stolz, mächtig und selbstbewusst in einer Reihe. Der Klang ist in der Tat außerordentlich "präzise", rein und ich habe wirklich den EIndruck, daß die einzelnen Töne der Akkorde transparenter sind. Die "Auflösung" des sounds ist echt toll - sowohl mit Fingern als auch mit Plektrum gespielt. Insgesamt ist der Klang im Hinblick auf Höhen, Mitten und Bässe sehr ausgewogen. Mir ging sofort durch den Kopf, daß die Gitarre unverstärkt bereits wie eine fertig abgemischte Gitarre im Recording klingt.
Die "Reinheit" des Klangeindrucks hängt möglicherweise auch mit dem Thema Intonation zusammen. Jeder kennt die Probleme, Töne in hohen Lagen mit leeren Bass- oder Melodie-Saiten zu kombinieren oder bei komplizierten Akkorden in höheren Lagen, die dann manchmal in die Verstimmung abrutschen, während der nächste Grundakkord wieder ordentlich klingt. Gefühlt macht die 314 hier eine sehr gute Figur, die Reinheit und Präzision der Töne kann ich nicht von Tönen/Akkorden in den ersten 5 Bünden unterscheiden.
Von daher kann ich nur bestätigen, daß die 314-V richtig stark klingt.
Expression 2: das hat mich natürlich sofort interessiert. Also Gitarre über mein Presonus Audio interface zu Cubase geschickt - und..... ja.... erwartungsgemäß auch hier ein richtig starker Sound - alle Achtung. Auch hier kommt mir gleich wieder die Beschreibung "präzise" in den Sinn. Das Pickup-System überträgt wirklich sehr gut - alles was an Sound produziert wird.... und "alles" meint auch "alles". Beim Plektrum-Spiel ist der Sound perfekt und braucht für meinen Geschmack so gut wie keine Bearbeitung. Fingerstyle spiele ich ohne Metall-Picks also wirklich nur mit Fingern bzw. Fingernägel. Und da deckt der Pickup dann schon auf, daß meine Haltung der rechten Hand nicht ganz perfekt ist und mein Finger nicht im 90 Grad Winkel zupft, sondern leicht schräg. Und bei den umwickelten Saiten hört man das etwas. Nun - Taylor kann da nix dafür - da muß ich an meiner Handhaltung arbeiten.
Die Regler des ES2 sind Volumen, Höhe und Bässe - jeweils mit Mittenrasterung. Gerade die Klangregelung scheint mir für einen sinnvollen EInsatz optimiert zu sein, so daß Höhen und Bässe bei Bedarf gut angehoben oder abgesenkt werden, dabei aber niemals den Sound kaputt machen. Und bzgl. meiner Zupf-Geräusche hilft es, die Höhen von der Mittelstellung aus etwas zu reduzieren.
Erwähnen möchte ich zum Schluß noch, daß der Koffer ebenfalls einen sehr hochwertigen Eindruck macht - aber auch hier hätte ich von Taylor nix anderes erwartet.... ;-)))
Fazit: eine richtig tolle, universell einsetzbare Gitarre mit starkem Sound und starkem PU-System zu einem absolut angemessenen Preis. Man bekommt nicht nur viel - sondern sehr viel Gitarre für sein Geld. Deshalb kann ich die Gitarre nur empfehlen - nicht nur zum Antesten....