Als professionell arbeitender Gitarrist mit besonderem Augenmerk auf Acoustic Fingerstyle habe ich über die Jahrzehnte eine Vielzahl akustischer Steelstrings besessen und in den unterschiedlichsten Kontexten zum Einsatz gebracht, von Kleinkunst bis Stadion, und bin mit allen gängigen Marken und Tonabnehmersystemen vertraut. Natürlich hat jedes seine Vorzüge und Minuspunkte, und je nach Einsatzbereich greife ich jeweils zu unterschiedlichen Gitarren bzw. PU-Systemen. Klar ist auch, dass kein einziges den Natursound der Gitarre uneingeschränkt überträgt, und so geht es mir auf der Bühne mehr darum, ob ich den Sound eines bestimmten Pickupsystems musikalisch und inspirierend finde. Modelling-Helferlein, ob Aura oder Tone Dexter etc. bringen erstaunliche Ergebnisse zuwege, wenn man mit dem Kopfhörer reinhört, aber auf der Bühne finde ich diese Soundästhetik nur bedingt brauchbar.
Kommen wir nach dieser langen Vorrede zur Taylor GS-Mini.
14-Fret-Small-Body-Guitars haben es mir seit einiger Zeit angetan; sie lassen sich für mich exzellent im Stehen spielen, entlasten meine (relativ kleinen) Hände, insbesondere, wenn ich sehr viel und sehr anstrengendes Repertoire zu spielen habe. Was an Low End im privaten Kämmerlein fehlen mag, haut ein guter LR Baggs PU problemlos raus, so dass ich auch bei Sologigs häufig auf kleine Gitarren zurückgreife.
Was ich tatsächlich noch nie besessen oder getestet hatte, war eine Taylor. Die GS-Mini in Sunburst fand ich überaus ansprechend und bestellte sie voller Vorfreude. Diese Freude wurde nach dem Auspacken sogar noch größer: In Natura ist das ein wunderschönes, perfekt gearbeitetes Instrument, das unglaublich gut in der Hand liegt, sehr leicht ist und ganz herrlich schwingt. Der erste Eindruck war: Wie ist es möglich, in so ein kleines Instrument so einen großen Sound hineinzupacken?
Aber dann kam der Lackmustest: Zunächst habe ich sie zu einer Live-Produktion mitgenommen, in der ich als Gitarrist in ein größeres Ensemble mit Pop-Rhythmusgruppe und Streichern eingebunden war. Bereits hier fand ich den Frequenzgang in meinem Monitor suboptimal, mit ein paar wirklich nervigen Frequenzen; irgendwie war der Sound schwer "ortbar". Mit meinem eigenen Parametrik-EQ, etwas Probieren mit der Phasenlage und der Hilfe des Monitormischers ließ sich das irgendwie bändigen.
Aber dann nahm ich sie zu einem Solo-Konzert mit, bei dem ich für den Soundcheck richtig Zeit eingeplant habe. Auch mit 6-Band-Vollparametrik und viel Mühe ließ sich kein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Ich hatte gar nicht so viele Frequenzbänder im EQ wie ich nervige Frequenzen herausfiltern wollte. Irgendwie verstehe ich ja das Konzept der Expression System 2; es näselt tatsächlich nicht so Piezo-mäßig und nähert sich einem mikrofonierten Sound ein bisschen an. Leider klingt es aber wie ein schlechtes oder falsch positioniertes Mikro. Scheppernde hohe Mitten, übertrieben laut übertragenes Saitenquietschen und Überbetonung der Anschlagsgeräusche und das Gefühl, auch bei moderater Lautstärke ständig kurz vor der Mikrofonie zu stehen.
Ich muss es so hart sagen: Für meine Ohren klingt das PU-System schrecklich - blechern und unmusikalisch.
So sehr ich mich in diese bezaubernde kleine Holzkiste verliebt habe: Auf der Bühne ist sie so für mich leider unbrauchbar. Und den PU rauszureißen, um stattdessen einen Anthem einzubauen - so weit geht die Liebe nun doch nicht...
Schade - muss sie leider zurückschicken.