Als ich mich in letzter Zeit nach einem neuen Bassamp umgesehen habe entdeckte ich auf der Thomann-Webseite den neuen TC electronic BQ 500. Bislang hatte ich immer auf den BH 800 (ca 500 Euro) geschielt, aber als ich den BH 500 für ganze 199 Euro entdeckte hat sich meine Perspektive geändert und ihn gekauft.
Der BQ 500 ist ein Amp mit recht übersichtlicher Ausstattung, und im Vergleich zum größeren Bruder (BH 800) muss man hier auf einiges verzichten: es gibt keinen Tuner, keine Tone-Prints (aus den Internet herunterladbare Effekte-Software), keinen Effekte-Einschleifweg, keinen Mute-Schalter, keine intelligente Klangregelung (die bei Absenkung oder Anhebung verschiedene Freqenzen regelt), keine Parametrik.
Nach meinem Eindruck ist der BQ800 nicht gemacht für Effekte-Freaks, Bastler, Probierer und Experimentierer, sondern für gestandene Bass-Spieler, die auf dem direkten Weg einen guten Ton ohne Firlefanz suchen und den (logistischen, organisatorischen und monetären) Aufwand hierfür in angemessenen Grenzen halten wollen.
Nach zwei Tagen Spielpraxis mit dem Gerät kann ich natürlich keinen Langzeit-Test liefern, aber im Folgenden hier meine Notizen.
PRO:
- einfache Bedienung und Übersichtlichkeit.
- geringes Fehlerrisiko, das man wegen der übersichtlich knapp gehaltenen Bedienelemente nicht viel falsch machen kann.
- Mit den 500 Watt viel Power !!!
- Effektive 4-bändige Klangregelung, wobei die Frequenzbereiche (für Bass. LowMid, HighMid und Treble) gut ausgewählt sind.
- Hohe Wert-Anmuten und guter Look.
- Die Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck (z.B. Drehwiderstand der Potis; Bedienbarkeit der Schalter)
- Geringes Gewicht und geringe Aussenmaße.
- Eingebauter zuschaltbarer Compressor; ausgestattet mit eine Drehregler (für die Intensität)
- Moderner Bass-Sound mit viel Transparenz und viel Wärme; vor Allem bei Verwendung des Compressors (Nach Angaben des Herstellers trägt die Mosfet-Vorstufe zu einem Röhren-Feeling bei). Die Tief-Bässe sind klar definiert, konkret und verschwimmen nicht. Ich selbst empfinde das Klangergebnis als rund, authentisch und einfach als angenehm und schön.
- Begeisternd und für mich auch der Auslöser zum Kauf ist für mich das Preis-Leistungs-Verhältnis: da musste ich einfach zuschlagen!
CONTRA:
- Der Aktiv-Passiv-Schalter ist falsch beschriftet (zur Anpassung an aktive oder passive Bässe). Wenn ich das mal weiß ist es aber kein großes Problem.
- Vom PEAK-LED erwarte ich, dass es mir anzeigt, wenn es als Übersteuerungs-Anzeige aufleuchtet, wenn ich den Gain-Regler zu hoch eingestellt habe und der Amp in die Verzerrung gerät. Das macht er leider absolut nicht: das LED leuchtet auch dann auf, wenn der Gain-Regler völlig zurückgedreht ist. Auch nach viel rumprobieren mit den Klangreglern und dem Master-Volume konnte ich nicht festestellen, was mir das LED anzeigen will. Erst das erneute Studium des sehr knapp gefassten Bedien-Manuals machten mich in einem kleinen Vermerk darauf aufmerksam, dass das PEAK-LED mich darauf hinweisen soll, wenn der Grenzpegel für das Einschalten des Thrust-Compressors erreicht ist, was mich als Bass-Spieler jedoch überhaupt nicht interessiert. Vielmehr sollte das Peak-LED mich darauf hinweisen, wie hoch ich den Gain-Pegel verzerrungsfrei einstellen kann. Dieser Mangel hat mich beinahe dazu gebracht, das Gerät wieder zurückzuschicken. Genau NULL PUNKTE für das PEAK-LED, den es ist völlig wertlos !!!
- Leider hat man auf eine Ausgangsbuchse für den Tuner verzichtet. Das betrachtet ich als schweres und unverzeiliches Vergehen seitens des Herstellers TC Electronics, das somit der Bassist zum Spielen mit einem ungestimmtem Instrument verurteilt ist, oder ( wider seine asketische Natur) zum Mitschleppen eines Tuner-Vorschaltgeräts genötigt wird. Ich werde in meiner Not mit der Bohrmaschine und dem Lötkolben selbst zu Werke gehen, und die Tuner-Out-Buchse selbst einbauen. Auf eine solche Buchse zu verzichten ist eine Todsünde seitens TC Electronics!!!
- Der Amp hat leider nur eine einzige Lautsprecher-Ausgangsbuchse im SpeakON-Format. Besser wären 2 Speakon-Buchsen (da man ja mit 4 Ohm arbeiten kann), und noch besser wäre es wenn die kombinierten Speakon-Klinken-Einbaubuchsen (z.B. Neutrik NLJ2 MD-H) verwendet würden. Diese Buchsen vermindern das peinliche Risiko, ohne passendes Lautsprecher-Kabel auf der Bühne zu stehen.
- Die mitgelieferte technische Beschreibung ist äußert dürftig und kann sich eigentlich garnicht so nennen. Ich würde mir eine gedruckte und ausführliche Beschreibung wünschen, die dem Käufer ein paar Tipps, mit dem Gerät sinnvoll umzugehen. Damit meine ich nicht etwa die Sicherheitshinweise gegen Stromschlag, sondern Dinge wie den Umgang mit der Klangregelung oder dem Thrust-Kompressor.
Es gibt also noch einiges zu verbessern für TC Electronics.
Trotz der Schwachpunkte (Peak-LED, fehlendes Tuner-Out) ist es ein toller Amp (Power, Sound, Preis-Leistung) , den ich künftig nutzen werde!
=> Nachtrag:
Mittlerweile habe ich versucht, eine Klinken-Buchse als Tuner-Ausgang zu installieren. Leider ist es mir nach Lösen aller Gehäuse-Schrauben NICHT gelungen, das Amp-Gehäuse zu öffnen, ohne Gewalt anzuwenden und die ersthafte Beschädigung des Amps zu riskieren. Offensichlich hat TC electronics durch die Gehäusekonstruktion gezielt versucht, den Kunden den Zugriff zum Amp und damit auch Reparatur, Wartung und sonstige Manipulation unmöglich zu machen. Wenn ich als Geräte-Nutzer mein Gerät nicht warten, reparieren oder manipulieren kann, bin ich auf teure Fachbetriebe oder gar den Kauf eines Neu-Geräts angewiesen. Ich bin deshalb sehr enttäuscht über dieses wenig kundenfreundliche Verhalten von TC Electronics, werde mir künftig keine Geräte von diesem Hersteller mehr zulegen, und habe deshalb meine Bewertung erheblich niedriger angesetzt.