Endlich ein Polyphoner Cliptuner. Endlich polyphones Stimmen auf Augenhöhe. Das Gehäuse besteht aus stabilem, harten Kunsstoff im skandinavischen Design, das ich bereits von den Bodengeräten her kannte. Angeblich hat die Firma den Kunststoff selbst entwickelt, da es auf dem Markt bisher keinen geeigneten gab. Das in moderner Optik (stylisch) entworfenene Gehäuse steht stark im Kontrast zu der etwas nach Wäscheklammer anmutenden Klemme. Das erscheint mir allerdings trotz zweifelhafter Optik gut durchdacht, da die Edelstahlklemme einen stabilen und robusten Eindruck macht und als bewegliches Teil ja auch eine Menge mitmachen soll, wenn das Gerät Bühnentauglich sein soll. Die recht große Feder der Klemme sorgt für einen festen Andruck am Instrument, das durch zwei Gummiüberzüge vor Kratzern sicher geschützt ist. Eine Kannte am inneren Gummi bringt das Gerät in die richtige Position und schützt vor Berührung von Feder und Instrument. Das Gerät lässt sich ohne Schwierigkeiten am der Kopfplatte der Gitarre anbringen und zwar bis zu einer Dicke von etwa 2,5 cm. Das Oberteil lässt sich um 180 Grad schwenken aber nicht zusätzlich in andere Richtungen drehen, was nicht schlimm ist, da das Gerät über einen Lagesensor verfügt, der die Anzeige automatisch dreht. So lässt sich das Gerät entweder an Ober- oder Unterseite der Kopfplatte anklemmen und jeweils gut erkennen. Die Bedienung erfolt über drei unauffällige Taster. Das Gerät hat eine Stromsparfunktion und schaltet sich nach ein paar Minuten automatisch ab. Als Stromquelle dient eine CR 2032 Knopfzelle - eine Markenbatterie liegt bei. Das Gehäuse lässt sich zum Batteriewechsel ohne abgebrochene Fingernägel leicht öffnen und sicher wieder schließen.
Das Display ist zweigeteilt und zeigt im kleineren Feld die erkannten angespielten Stammtöne (autochromatisch). Ein kleine LED neben dem Feld zeigt die Erhöhungen an (Fis, Gis, usw...) Das große Displayfeld dient als Stimmanzeige, die mittels roter und grüner LED funktioniert. Hier stehen zwei Modi zur verfügung: Der Nadel-Modus und der Strobe-Modus. Der Strobe Modus soll laut Hersteller etwas genauer sein, ich konnte aber keinen Unterschied feststellen. Insgesamt ist das Gerät sehr genau und beide Anzeigemodi arbeiten präzise und ohne Schwankungen und Hin-und-Her-Gezitter. Es ist wohl eher Geschmacksache, welche Anzeige man wählt. Auch bei heller Beleuchtung sind die LEDs noch recht gut zu erkennen.
Wenn man andere Cliptuner kennt fällt einem sofort die starke Empfindlichkeit des Polytune-Clips auf, denn es spricht extrem schnell auch auf nur leicht angezupfte Saiten an und zwar in allen Frequenzen. Sarkes Anzupfen der tiefen E-Saite, wie bei vielen anderen Geräten ist nicht nötig. Das Gerät reagiert sogar bei einer ganz leichten Berührung des Instrumentes. Die Anzeige bleibt sehr lange stabil stehen und registriert auch noch die letzte Schwingung. Der Clou ist natürlich das automatische Umschalten auf den polyphonen Stimm-Modus sobald man alle Saiten anschlägt (nicht bei Bass - leider). Auch hier reicht ein leichtes darüber-Streichen oder Zupfen vollkommen aus und die Anzeige zeigt die Stimmung der sechs Saiten an. rote LEDs über oder unter den grün dargestellten Saiten zeigt die Verstimmung einzelner Saiten an, die dann entweder direkt korrigiert werden kann oder durch anzupfen der einzelnen Saite, wobei das Gerät sofort in den Einzel-stimm-Modus zurückschaltet. Dabei ist die Reaktionszeit für das Umschalten jeweils sehr kurz. Das polyphone Stimmen funktioniert sehr zuverlässig, egal ob man die Saiten leicht anstreichelt, ob man sie zupft, oder ob man sie kräftig anschlägt. Für bestimmte Live-Umgebungen bei denen die Gitarre sich zwischen den Songs häufiger verstimmt, wird hier ein schnelles und intuitives Stimmen ermöglicht und lästige Pausen vermieden. Die Unterscheidung der angezeigten Saiten ist übrigens unproblematisch, da auch hier das automatische Drehen durch den Lagesensor funktioniert und die Saiten immer aus dem richtigen Blickwinkel dargestellt werden.
Das Stimmgerät lässt sich durch einfaches Durchschalten an einem Taster für Opentunings und für Kapodasterspiel bis zum 7. Bund einstellen, so dass auch hier das polyphone Stimmen kein Problem ist. Insbesondere für den Kapo-Einsatz bei dem häufig nur einzelne Saiten korrigiert werden müssen, ist das sehr komfortabel und fix. Eine Kalibrierung des Gerätes in 1Hz-Schritten ist möglich und speicherbar.
Aufgrund seiner robusten Bauweise, seiner Leistungsmerkmale , seiner Funktionalität, der Genauigkeit und Ansprache ist dies ein wirklich sehr gutes Stimmgerät für den professionellen Einsatz, zu dem ich zumindest als Cliptuner bisher noch keine Alternative kenne. Der Preis erscheint mir dafür fast gering. Ich bin gespannt, wie es sich im echten Einsatz machen wird...
Einziger Minuspunkt ist die fehlende polyphone Funktion im Bass Modus. Aber ich spiele ja nicht Bass ;-)