Der Pocket Operator PO-12 ist eine kleine Drummachine in Taschenrechnergröße mit 23 Drucktastern und zwei Drehreglern, der über seinen Cirrus Logic DAC richtig guten Sound rausbläst, und das nahezu rauschfrei. Die 16 verschiedenen Drum- und Percussionklänge sind modern ausgefallen und in der Rohversion eher hart ausgelegt, wobei sie durch verschiedene Effekte (16 an der Zahl) und Parametereinstellungen zum Teil drastisch veränderbar sind und jeweils eine große Bandbreite an Möglichkeiten abdecken.
Alle Reglerbewegungen und Effekte können in Echtzeit oder Step by Step für jeden einzelnen Schritt getrennt aufgezeichnet und pro Pattern gespeichert werden. Dieses geniale Kernfeature der PO-Geräte macht sie sehr flexibel, von straighten Beats bis zu verschwurbelten, an Chiptunes erinnernden Sequenzen ist alles drin, was man braucht. Bis zu 16 Patterns mit je 16 Steps können verlinkt werden (Chain-Modus), auf diese Weise sind kurze Songs möglich, dazu passend gibt es eine eine Pattern-Kopierfunktion. Der PO-12 verfügt neben den Drums auch über einen musikalischen Bleep und einen bassigen Synthsound, womit einfache Melodielinien und Bassläufe machbar sind. Tonhöhe und Delay der einzelnen Steps wird durch die Drehregler eingestellt, dies kann wiederum in Echtzeit oder im Step-Modus erfolgen, im Display wird dabei die aktuell gewählte Note angezeigt. Beim Umschalten von einem Pattern zum nächsten wird das aktuelle Pattern immer bis zum Ende gespielt. Während des Abspielens wird durch ein Lauflicht die Patternposition angezeigt, die getriggerten Instrumente hinter den Druckknöpfen leuchten beim Anschlag auf. Diese optische Orientierungshilfe ist mal mehr, mal weniger nützlich, je nachdem wieviele verschiedene Sounds gerade getriggert werden.
Die Display-Ausgabe ist verspielt ausgefallen, es wird eine im Takt animierte Nähmaschine nebst einem kleinen Männeken angezeigt, was verschiedene Statusinformationen vermitteln soll. Einige wichtige Einstellungen (z. B. Write-Modus an/aus oder Syncmode) wird durch gesonderte Symbole oder Zahlen und Buchstaben dargestellt. Das Ganze ist im Stil der Game & Watch-Uhren aus den frühen 1980er Jahren gehalten, was lustig aussieht, aber in der Praxis gewöhnungsbedürftig ist. Die Funktion mancher visueller Elemente ist nicht unmittelbar nachvollziehbar und erfordert etwas Einarbeitung. Mir persönlich gefällt das freakige Parameterdisplay an sich recht gut, etwas weniger Style, dafür aber mehr Klarheit, hätten aber auch nicht geschadet.
Die Energieversorgung erfolgt durch zwei AAA-Batterien, einen Netzteilanschluß gibt es nicht. Die Batteriekontakte verbiegen sich leicht, hier muß man beim Einlegen und Entnehmen der Batterien aufpassen, damit der Stromfluß nicht unterbrochen wird. Auf der oberen linken und rechten Seite über dem Display befinden sich Miniklinkenbuchsen, die linke dient zur Synchronisation mehrer POs untereinander oder zu externen Geräten mit SYNC-Ausgang, der rechte ist der Audioausgang. Die Wiedergabelautstärke ist nur global einstellbar, auch Panning kennt das Gerät nicht. Nochmal zum Thema Synchronisierung: Ich habe den PO-12 bisher problemlos zu meinen Korg Volcas und der Roland TR-606 gesynced, hierzu bietet er sechs wählbare Syncmodes an, mit denen der verwendete Kabeltyp (Mono-Klinke, Stereo-Klinke und div. Kombinationen) eingestellt wird. Auf der Rückseite befindet sich zudem ein ausklappbarer Standfuß.
Durch seine geringe Größe und die eng zusammenliegenden Druckknöpfe braucht es etwas Übung, bis man schnell durch die Funktionen navigieren kann. Einige davon kann man mit einer Hand anwählen, für andere braucht es beide Hände, um etwa die FX-Taste zu halten und einen Effekt anzuwählen oder zwischen den Pattern umzuschalten. Die Verarbeitung der Platine ist abzüglich der frickeligen Batteriekontakte gut, das geringe Gewicht bringt bei der Benutzung allerdings einige Probleme mit sich. Mit eingesteckten Sync- und Audiokabeln muß man bei der Bedienung aufpassen, das Teil nicht versehentlich vom Tisch zu ziehen, dann kann es auch gerne mal wegrutschen, wenn man sich zu beherzt durch die Knöpfe und Regler hangelt. Mehr Rutschfestigkeit erhält man auch durch den zusätzlichen Kauf einer Hülle aus Silikon, die für jeden der drei POs von Teenage Engineering erhältlich ist, allerdings zu einem stolzen Preis.
Zu guter Letzt bringt der PO-12 auch noch eine einstellbare Uhr und eine Alarmfunktion mit, die als Wecksignal das jeweils aktive Pattern abspielt. Naja, wer's braucht...
Mein Fazit: In seiner Verbindung von sehr gut klingenden Drums, sauberem Audio-Output und den vielen in Echtzeit aufnehmbaren Effekt- und Parameteränderungen ist der PO-12 ein kleines Drum-Monster, das in seiner Art seinesgleichen sucht. Allenfalls kann man es noch mit der Korg Volca Beats vergleichen, wobei diese klanglich in die klassische Richtung á la 606/808 geht, während der PO-12 härter und moderner klingen kann und insgesamt eine deutlich größere Palette an Sounds zu bieten hat. Er ist durchsetzungsfähig und tönt um Welten "teurer", als sein nacktes, unscheinbares Äußeres und der niedrige Kaufpreis vermuten lassen. Trotz der geringen Größe und des putzigen Nerd-Displays ist das Teil keinesfalls nur ein Spielzeug für ein paar Stunden Spaß, sondern eine flexible Klangquelle für super Beats und Geklicker aller Art, die in Studios mit experimentierfreudigen Elektronikmusikern und auch live eine ernstzunehmende Option im Drumbereich darstellt, auch wenn die Abmessungen des Gerätes oder die Bedienung sicher nicht jedermanns Geschmack sind. Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh, mich nach anfänglichem Zögern doch noch für den PO-12 entschieden zu haben.