... bei der Preisangabe? Nein? Gut, dann probieren wir das doch mal aus.
Es stand die Aufnahme eines Hörspiels an, ein Schulprojekt. Die Mics kamen, Spinnen dabei, Windschutz dabei, Stereoschiene dabei, das ist schon was. Die Schiene auf den Ständer, die Spinnen auf die Schiene und dann braucht man erstmal ein wenig Gewalt um die Mics, die sich im übrigen wertig anfühlen und schick aussehen, in die Spinne zu fummeln. Die Dinger sind enorm eng, dafür hält es dann aber auch. Kabel bitte am Ständer befestigen und ein wenig Spiel lassen, sonst verändert sich die Position der Mics durch den Zug der Kabel. Macht nix, wir befinden uns wohlgemerkt in einer geradezu lächerlichen Preisklasse.
Die Akteure kamen, spielten die erste Szene und ich pegelte ein, das war in ein paar Minuten geschafft. Ich wollte den Raumklang haben und die Stimmen vielleicht doch noch mit anderen Mics aufnehmen, aber ich konnte alles mit diesen beiden Schätzchen aufnehmen, es ist erstaunlich wie die Personen auf Ihren Positionen im Raum, wie ihre Bewegungen durch den Raum und die Raum- und Umgebungsgeräusche (Dosen, Tüten und Geld im Kaufmannsladen, der Schlag mit dem die Ehefrau ihren Mann umhaut, wie er dann auf den Boden fällt, Treppenlaufen und das Eintreten in den Raum) ohne viel Gefummel und Nachbearbeitung ein wirklich stimmiges Bild abliefern. Ich hatte den Lowcut in Mittelstellung, so konnte ich die schweren Schuhe auf meinen Holzdielen in der Aufnahmesoftware durch mehr oder weniger Bass einfach lauter und leiser machen. In den Frequenzen, in denen die Stimmen sind musste ich kaum was machen, da kam alles sehr natürlich und verständlich rüber. Natürlich mussten leisere Passagen zum Teil brutal komprimiert werden, es saßen auch andere Leute am Rechner, die zum ersten mal mit solcher Technik umgingen und kaum Ahnung hatten, denn wer wollte durfte auch, es war ja ein Schulprojekt. Aber auch leise Passagen in denen zum Teil sogar von den Mics weg gesprochen wurde waren gut zu verstehen und klangen natürlich und im Wortsinn schön, ohne Kälte oder analytischen Klang. Man hört dass ein Stereoset für 400 Euro weniger rauscht, aber das fällt dem Mischer selbst auf, dem Hörer jedoch kaum, das Rauschen ist, wenn man nicht gerade leiseste Instumente in absoluter High-End-Qualität aufnehmen möchte, wirklich zu vernachlässigen. Auch bei den brutal komprimierten Stellen, wo Nebengeräusche logischerweise mit laut werden, kann ich mich nicht beklagen.
Teuere Mics lösen vielleicht auch ein wenig besser auf, aber darum sind sie dann eben auch weit teurer. Saubere Verarbeitung, komplettes Paket mit allem was man braucht, schöner warmer Klang und ich wage zu behaupten dass ich mit einem schon semi-professionellen Anspruch an diese Mics ging. Jeder der das fertige Hörspiel gehört hat war vom Klang absolut angetan. Mal sehen ob ich in einem halben Jahr anders denke, aber hier stehen Preis und Leistung in einem Verhältnis das mir schon fast unheimlich erscheint. Wahrscheinlich arbeiten die Thomänner für Wasser und Brot und schlafen auf Stohsäcken, anders können solche klasse Produkte nicht zu einem solchen Preis angeboten werden. Wäre auch für 150 Euro durchaus angetan.