Vorab: Ich bin kein Markengläubiger und schaue gerne, schon im Interesse meines nicht immer stramm gefüllten Portemonnaies, auf das vielzitierte Preis-Leistungs-Verhältnis.
Und die Thomann-Hausmarken schneiden da ja häufig sehr gut, bisweilen fast schon überragend ab.
Beim EP 4 ist das leider ganz anders.
Aber der Reihe nach: Ich packe das Ding aus, alles prima, gute Verpackung - allerdings überflüssig, denn kaum jemand wird sich die Mühe machen, den Hörer wieder in diese Plastikverschalung zu packen, da es - neben dem üblichen Kabelgetüdel - erfordert, die "Ohrgummis" zu entfernen. Da wurde eher nicht so dolle nachgedacht...
Ansonsten scheint die Verarbeitung aber solide zu sein, das Kabel ist nicht zu dünn aber auch nicht zu steif.
Was die mitgelieferten Ohrgummis angeht, so war ich mit der mittleren Größe sofort zufrieden, die Außengeräuschdämmung schien mir ebenfalls ausreichend.
Der Tragekomfort ist relativ hoch und man kann die Hörer sehr schnell aus dem Ohr ziehen, was in etlichen Situationen sehr sinnvoll sein kann (Bühnen/Proben-Kommunikation) und speziell bei angepassten Ohrstücken (welche ich auch besitze) oftmals ein Problem ist.
Ungünstig finde ich den gewinkelten Stecker, der das Arbeiten mit Kabelverlängerungen zu einem Ärgernis werden lässt - findet man leider bei den meisten Kopfhörern so, mir ist das ein Rätsel (das Argument, an einem Beltpack würde ein gewinkelter Stecker weniger stören, ist laut meiner eigenen Erfahrung überwiegend Mumpitz).
Ok, bis hierher keine Besonderheiten, kann man zwar etwas besser machen, aber es geht auch deutlich schlechter.
Kommen wir aber zum Hauptkriterium, dem Sound.
Was soll ich sagen? Hier hat man sich anscheinend sämtliche Mühe gegeben, die Konkurrenz zu unterbieten.
Ich konnte das beim ersten Test direkt am Smartphone kaum glauben, habe das von daher der minderen Qualität des HP-Amps am Samsung zugeschrieben (auch wenn andere Hörer da deutlich besser klingen). Aber an sämtlichen anderen probierten Kopfhörer-Ausgängen (diverse Mixer und Audio-Interfaces) sieht die Sache mitnichten besser aus, ganz im Gegenteil, die klanglichen Mängel treten noch offensichtlicher zu Tage.
Was ist denn so schlimm? Nun, der Kopfhörer hat eine unfassbare Überbetonung des mittleren Mittenspektrums - ohne zu messen würde ich ganz grob auf eine Center-Frequenz um die 500-800 Hz tippen. Damit einher geht eine deutlich unterbelichtete Wiedergabe von Höhen und ganz speziell Bässen. Bei den Höhen kann man noch einigermaßen per EQ nachhelfen, bei den Bässen ist Hopfen und Malz komplett verloren - auch nach Probieren diverser anderer Ohrstücke (oftmals für gescheiten Bass verantwortlich).
Hinzu kommt eine wirklich ganz miserable Wiedergabe der Stereobreite - für den Live-Betrieb vermutlch nicht ganz relevant, nichtsdestotrotz Zeichen fragwürdiger Qualität.
Ich habe dann noch etliche Vergleichstests durchgeführt, sowohl mit deutlich besseren Studiokopfhörern (ein wenig unfair, klar...) aber auch mit den allergünstigsten mitgelieferten Smartphonestöpseln. Kein einziger Vergleichskandidat klang auch nur annähernd so schlecht. Ich musste lange kramen und fand dann einen Hörer, den ich mir mal in der Urlabusnot (anderer Hörer kaputt) von einem 1¤-Grabbeltisch gegriffen habe. Der war dann ungefähr in der klanglichen Liga des EP 4.
Unglücklicherweise übertreibe ich hier kein bisschen und weiß ganz ehrlich gesagt nicht, wie es zu den vorigen positiven Bewertungen kommt. Hat man da im Hause t.bone was geändert? Die klangliche Qualität ist bei meinem Modell wirklich absolut unter aller Kanone.
Oh, ich bin ja sehr für "in dubio pro reo" und habe das Teil dann tatsächlich am letzten WE für ein Set live benutzt - ich spiele Gitarre (vorwiegend elektrisch), da kommt einem eine gewisse Mittenbetonung live ja gerne zugute, speziell auf lauteren Bühnen. Aber das war leider wieder nix. Ich habe den EP4 dann noch mitten im Set ausgetauscht (im Übrigen gegen einen LD Systems IEHP1, der für das Geld wirklich fast schon überragend klingt, aber nicht so komfortabel zu handhaben ist), das war nicht zu ertragen.
Unterm Strich muss ich gestehen, dass ich, neben der Enttäuschung, vorwiegend verwundert bin (auch aufgrund der erwähnten positiven Kommentare). Die t.bone Geschichten mögen ja oftmals nicht gerade highend sein, aber an sich bekommt man immer viel Qualität für's Geld. Mit dem EP 4 - bzw. zumindest mit der aktuell angebotenen Version - ist das vollkommen anders.
Fazit: Geht wieder zurück.