Einsatz Sprachaufnahmen:
Ich möchte voraus schicken, dass ich etliche Mikrofone besitze in Preisklassen von 20 bis 600. Ja, natürlich klingen viele davon besser. Und trotzdem verwende ich das MB88U extrem gerne und setze es ein, um unkompliziert Sprachaufnahmen am PC zu machen.
Für Aufnahmen von Instrumenten mit reichhaltigem Obertonspektrum (Stahlseitengitarre o.ä.) oder perkussive Instrumente würde ich es jetzt nicht empfehlen, dafür ist es einfach nicht impulstreu und nicht obertonreich genug, aber Stimmen lässt es ganz schön klingen. Weich, rund, und bei Nahbesprechung voluminös. Kommentare, Podcasts, Moderator, Hörbuch ... alles drin.
Für Gesang ... je nachdem wie anspruchsvoll man ist. Was es nicht so klar und akzenturiert abbildet, sind die Zischlaute. Ist halt kein Kondensatormikrofon, sondern eine eher träge Tauchspulenmembran.
Dafür ignoriert es aber ziemlich gut irgendwelche zirpenden, zischelden, krickelnden Festplatten- und Lüftergeräusche vom Laptop.
Anschluss:
Es ist einfach ein unfassbar unkompliziert zu handhabendes Mikro - und das ist das, was so Spaß macht an diesem Mikro. Es ist ein "geht immer - no problem" device. USB angeschlossen, Audacity an, wird automatisch erkannt. Fertig. Los gehts. Kein Interface, das erst dazwischen gebastelt werden muss, ausgesteuert werden muss, keine externen Treiber, die es erst erkennen müssen. Kein umständlicher Aufbau. Kein komplexes Routing - weder in Soft- noch Hardware. Ehrlich gesagt, ich verwende bei diesem Mikro für die meisten Aufnahmen nichtmal ein Stativ oder Spinne, oder sonstwas.
Griffgeräusche:
Meist halte ich es einfach ganz ruhig in der Hand (erfordert etwas Übung, aber es befreit mich von der starren Position, die man einnehmen muss, wenn man es irgendwo dran schraubt). OK, wenn man es in einem Interview immer hin und herschwenken muss, hat man definitiv Griffgeräusche, das ist wahr. Die fallen aber lange lange nicht so übel aus, wie z.B. bei einem Zoom H2 oder noch schlimmer H1, das man praktisch gar nicht in der Hand halten kann - auch nicht ruhig und auch nicht mit viel Übung. Das Rode Podcaster hat handgehalten übrigens auch nur leicht weniger Griffgeräusche (hat aber andere Vorteile und ist eigentlich auch nicht für Handhaltung vorgesehen).
Rauschabstand:
Der Rauschabstand geht auch bei Sprachaufnahmen (die sind ja meist leiser als Gesang aus vollem Rohr) absolut in Ordnung. Selbst nach Normalisieren und ein bisschen Komprimieren bleibt für Sprachaufnahmen immer noch genügend Abstand übrig.
Wandler / nur 16 Bit:
Dass nur ein 16-Bit Wandler verbaut ist und keiner mit 24 Bit, ist zwar schade (bei "Aufnahme" und "16 Bit" in einem Satz befällt mich immer erst mal Panik), fällt aber im Ergebnis seltsamerweise nicht bzw. kaum ins Gewicht. Mit diesen 16 Bit kann man gut leben.
Gleichspannungsanteil:
Auch schön ist, dass es kaum einen Gleichspannungsanteil besitzt (kann man von einigen Produkten nicht behaupten - mit dem XLR-zu-USB-Kabel mit eingebautem Wandler hab ich deutliche Gleichspannungsanteile im Signal, die erst mal glatt gebügelt werden müssen.
Auch finde ich es beim MB88U eigentlich von Vorteil, dass der Pegel beim normalen Sprechen nicht gleich von vornherein schon am Anschlag ist, sondern irgendwo bei -20 bis -15dBFS herum dümpelt, das gibt Reserven nach oben.
Ich hab das Mikro schon drei Leuten weiterempfohlen, die ein Mikro zur einfachen Sprachaufnahme und zur Möglichkeit, es auf der Bühne zu verwenden, benötigt haben und habe es ihnen zur Probe überlassen. Die waren alle so begeistert, dass sie mein Exemplar gleich behalten haben und mich ausbezahlt haben, worauf ich mir das Mikro gleich wieder bestellt habe.
Nahbesprechung / Popplaute:
Es hat deutlichen Nahbesprechungseffekt (kann man ja auch nutzbringend verwenden), es poppt etwas mehr als ein Rode Podcaster. Das kriegt man aber mit Schaumstoff oder besser noch mit Poppkiller (mindestens 10 cm von Mikro zu Poppfilter) in den Griff.
Es ist viel weniger empfindlich für Windgeräusche als Kondensator oder Elektretkondensatormikros. Wenn man es testweise am ausgestreckten Arm durch die Luft rudert, rumpelts zwar ein bisschen - aber kein Vergleich zu den Vulkanausbrüchen, die man erhält, wenn man das mit (Elektret-) Kondensatormikros macht.
Betriebssysteme:
Es hat bei mir in allen OS funktioniert (XP/Vista/Win7/8.1/Home und Pro/32 und 64). Es ist sofort einsatzfähig (dauert keine 5 Sekunden bis es erkannt wird - im Gegensatz zum Rode Podcaster, das sich manchmal eine halbe Minute Zeit lässt, bis alles läuft und erkannt wird).
Das Besondere an diesem USB-Mikro ist der zusätzliche XLR Anschluss, der es auch neben seiner USB Funktion zum Bühnenmikro werden lässt.
Allerdings hat man bei gleichzeitiger Verwendung von USB und XLR Anschluss auf dem XLR Signal ein leises Störgeräusch.
Außerdem ist es robust und verträgt schon mal ein versehentliches Herunterfallen.
Ich kann es jedem empfehlen, der schnell mal Laptop aufklappen und gleich losplappern will ohne den verzerrten, quäkenden Sound vom eingebauten Mikro zu wollen.