Ich hab mir die Tasche als besseren Staubschutz für meine Yamaha C40 gekauft. Bei meinen Westerngitarren habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, die Gitarren nach dem Spielen sofort wieder zu verpacken, so oxidieren die Saiten nicht so leicht und halten viel länger.
Eigentlich hätte hierfür auch die einfache Eco-Ausführung gereicht, aber mit der Schaumstoffpolsterung muß ich nicht penibel darauf achten, mit der Gitarre irgendwo dranzustoßen. Die darf dann auch schon mal umfallen, ohne daß was passiert. Grundsätzlich nehme ich lieber Koffer, aber ich wollte keine Aufbewahrungsmöglichkeit, die über die Hälfte des Instrumentes kostet.
In dieser Funktion ist das Teil bombastisch: das Schaumstoffpolster ist so robust, das kann fast schon mit einem Koffer mithalten. Da muß man echt keine Angst haben, wenn das Gigbag mitsamt Gitarre mal umfällt oder in öffentlichen Verkehrsmitteln mal irgendwo gegenhaut. Auf der Unterseite ist auch ein Gummipolster angebracht, um einen besseren Stand zu gewährleisten. Das schlägt meine alte Schaumstofftasche, die ich vor 20 Jahren zu meiner Washburn bekommen habe, um Längen.
Optisch ist das Gigbag durch die riesigen Außentaschen potthäßlich. Leider gibt es in diesem Preisbereich keine Alternativen.
Und hier gibt es auch den ersten Minuspunkt:
Die obere Fronttasche ist völlig überdimensioniert (was soll da rein, eine Blockflöte?) und beide Taschen lassen sich nur seitlich (vertikal) öffnen, wenn die Gitarre hochkant steht. Das hat zur Folge, daß man zum Öffnen der Taschen das Gigbag immer auf die Seite legen muß oder man muß damit rechnen, daß ein Teil der darin verstauten Dinge herauspurzeln. Eine horizontal zu öffnende, große Fronttasche wäre weitaus bequemer. Dazu noch eine kleine Fronttasche anstatt der langen; für Kapo, Plektren, Schlüssel etc. und es wäre optisch auch angenehmer. Hier wäre weniger deutlich viel mehr gewesen.
Weitere Minuspunkte (und hier macht sich der Preis bemerkbar) gibt es für die doch sehr hakeligen Reißverschlüsse und für die nicht abnehmbaren bzw. versenkbaren Rucksack-Trägergurte. Gerade wenn man die Tasche nur zur Aufbewahrung braucht, sind die Gurte doch eher hinderlich.
All das ist angesichts des Preises natürlich meckern auf extremst hohem Niveau. Die angesprochene häßliche Optik fließt auch nicht in meine Bewertung mit ein, ich wußte ja vorher was ich kaufe.
Was aber letzten Endes für mich zu dieser drastischen Negativbewertung führt, ist der bestialische chemische Gestank.
Andere Rezensenten haben das ja bereits erwähnt - ich dachte aber, das sei nicht ganz so schlimm. Von wegen. Die Tasche stinkt ganz widerlich, so wie diese Billigrucksäcke, die man im Supermarkt auf dem Grabbeltisch für 10 EUR kaufen kann.
Bei Rucksäcken wär mir der Geruch egal, da kommen eh nur Sportklamotten oder Sachen für die Uni rein.
Im Gigbag möchte ich aber mein Instrument lagern bzw. transportieren und ich möchte diesen schönen, natürlichen Holzgeruch meiner Gitarre erhalten und ich will auf gar keinen Fall, daß sich dieser widerliche Geruch in meine Gitarre einbrennt.
Zuerst dachte ich "Kein Thema". Auslüften, ein paar Mal durchwischen, wird schon. Erstmal eine Nacht im Gästezimmer offen lagern, am nächsten Tag wird's schon besser sein.
Als ich am nächsten Morgen das Zimmer betrat, stank der gesamte Raum nach der Tasche und zwar dermaßen stark, daß ich sogar leichte Kopfschmerzen bekam. Sofort raus in den Garten mit dem Teil und dann in regelmäßigen Abständen mit etwas Wasser und mit Waschsoda abgeschrubbt. Das hilft sogar gegen meine stinkenden Laufschuhe.
Anfangs war auch eine leichte Besserung zu spüren; der chemische Gestank kam dann aber immer wieder aufs Neue durch. Nach 5 Tagen (!) täglicher Prozedur hatte ich dann die Schnauze voll und wollte die Tasche in die Waschmaschine stecken. Aufgrund des steifen Schaumstoffpolsters (und das spricht wieder für die Tasche) passte sie aber nicht in die Trommel.
In völliger Verzweiflung habe ich dann ein großes Fass (1m Durchmesser) aus der Garage genommen, Waschpulver und handwarmes Wasser rein und die Tasche darin 10 Minuten eingelegt. Danach gründlich abgespült und über Nacht zum Trocknen aufgehängt.
Und nun ratet mal. Vorschläge?
Richtig, der Chemiegeruch ist IMMER NOCH DA!
Nach einer Woche auslüften und Dauerbehandlung inklusive Wäsche kaum Besserung.
Eigentlich würde ich Thomann das Teil wieder zurücksenden, aber ich hab schon das Etikett abgemacht und nach der Prozedur würde die Tasche verständlicherweise nicht mehr zurückgenommen. Für mich ein klassischer Beweis des Satzes "Wer billig kauft, kauft zweimal".
Ich habe keinerlei Verwendung für diese Geruchsschleuder. Ich tendiere dahin, das Ding wegzuschmeißen. So sehr ich von Thomanns Hausmarken wie Millenium oder proSnake begeistert bin, Taschen oder Koffer werde ich mir nur noch von nahmhaften Firmen kaufen. Und ich hoffe, daß endlich mal eine Gitarrentasche von Deuter erscheint.
Nachtrag 04/2021:
Hab die Tasche behalten und darin eine alte Billig-Gitarre auf dem Dachboden eingelagert. Gestank ist auch nach 4 Jahren (!) so kräftig wie am ersten Tag. Finger weg!