Nachdem ich erfuhr, dass ich krankheitsbedingt ein paar Wochen keine Gitarre tragen kann, suchte ich nach einer Möglichkeit, trotzdem üben zu können. Da fiel mir wieder ein, dass es doch diese Shortscale Gitarren gibt. Thomann ist der einzige Hersteller, der ein solches Stück in der "50-Euro-Abteilung" herstellt. Ich habe sie nun seit ein paar Tagen und möchte ein paar Sätze dazu sagen.
Thomann bietet schon seit einigen Jahren Musikinstrument in den untersten Preissegmenten an. Die Weltmarktsituation ermöglich es im Moment, in Ländern wie China Produkte zu Preisen zu produzieren, die weit unter denen vergleichbarer Inlandsproduktionen liegen. Ich schätze mal auf den Faktor 6. Vielleicht auch sogar höher. Insofern hat der Preis sehr wenig mit dem Produkt selbst zu tun.
Thomann ist meines Erachtens nach in diesem Segment als "namhafter" Hersteller anzusehen. Auch bei dieser Minigitarre konnte ich mich wieder darauf verlassen, dass es sich unter dem Label "Harley Benton" wirklich um ein MUSIKINTRUMENT handelt. Das ist sehr wichtig, man merkt, dass hier Musiker und Instrumentenbauer am Werke sind. Und die achten offensichtlich peinlichst darauf, dass an allem Möglichen gespart werden mag, nur nicht an irgendeinem Element, dass dazu führen könnte, dass dieses Produkt für den anwendenden Musiker als Solches unbrauchbar wird.
Da wäre der Hals und die Bünde. Wenn hier etwas nicht stimmt, wäre es ein Totalschaden. Hals und Bünde sind, wie auch von den anderen Testern bestätigt, super bespieltbar und ordentlich verarbeitet. Alles andere ist, wie bei E-Gitarren bekanntermaßes üblich, modular aufgebaut und läßt sich mit etwas Geschick umrüsten und aufwerten. Ein weiteres wichtiges Kontruktionsmerkmal: Die Kleine ist, was PU's, Mechaniken und die übrige Hardware angeht, genauso kompatibel, wie man es von einem namhaften Markenprodukt erwarten darf.
Und man darf nicht vergessen: Es handelt sich hierbei um ein neuartiges Musikinstrument! Durch die verkürzte Mensurlänge ergeben sich allerhand Nebeneffekte. Das ist eine Wissenschaft für sich. Denn jedes dynamische System, was mit Schwingungen zu tun hat, ist nicht einfach skalierbar. Mein Hauptlob und die vielen Sternchen gehen daher vor allem an die Konstrukteure dieses keinen Schätzchens! Tolle Arbeit, tolle Design. Viel Strat und ein bischen Musicman - und ganz viel Benton. Liegt gut in der Hand und ist nur ein wenig kopflastig.
Bei mir wird sie natürlich im Laufe der Nutzungdauer sicher einige Veränderungen mitmachen. Vielleicht ein Vibrato(dann wird auch die Kopflastigkeit behoben sein), vielleicht ölgelagerte Mechaniken, einen Knochensteg, Lackierung und und und. Die Basis ist solide und ich freu mich schon drauf. Spielbar ist sie nach den üblichen Einstellarbeiten sofort und ihren eigentlichen Zweck, den ich eingangs erwähnte, erfüllt sie zu 100%. DANKE THOMÄNNER!!!!
PS.: Gebt der Keinen ruhig einen Namen, sie hat es verdient. Wie wärs mit DINGI ;-)
Saiten: Da ich gern in Original-Stimmung spielen würde und auch das Bending ähnlich wie bei der großen Mensur sein soll, habe ich einfach einen 010er-Satz versetzt aufgezogen und eine zusätzliche dicke tiefe-E-Saite hinzugefügt. Das kommt der Sache schon ganz gut nahe, ich teste aber noch ein bisschen rum. Die Kerben im Steg müssen dann natürlich anpepasst werden. Grundsätzlich gibt die Physik vor: Je kürzer die Mensur, desto dicker müssen die Saiten sein, um vergleichbare Eigenschaften hinsichtlich Bendigung usw. zu haben. Das ist dann natürlich nichts mehr für zarte Kinderhände. Die sollten bei der empfohlenen A-Stimmung bleiben, die gefiehl mir auch ein paar Tage ganz gut.