(Der Bass brauchte etwa 2 Wochen, um bei mir einzutreffen. Das ist eine reife Leistung mit Einstellen und Spedition beauftragen etc.)
Palette und Karton sind tatsächlich im Lieferumfang enthalten und verbleiben im Besitz des Belieferten (für etwaige Rücksendungszwecke).
Beauftragt war in meinem Fall auch das Aufziehen mitbestellter Saiten (Aufziehen ohne Aufstellen des Steges). Das hat leider nicht geklappt, war aber im Endeffekt gut so, da die ausgewählten Saiten auch nicht die allerbesten waren (DADDARIO HELICORE HH610 L 3/4). Ich habe sie auf Anraten eines Kommilitonen mit Hauptfach Kontrabass wieder zurückgeschickt. (Kein Problem seitens Thomann, sehr schnelle Rückerstattung!)
Die aufgezogenen Saiten klangen leider gar nicht gut und ich habe von besagtem Kommilitonen netterweise einen Satz Thomastik Belcanto Solo Double Bass 3/4 bekommen.
Solo heißt andere Stimmung, doch auch in Orchesterstimmung (E-A-D-G) klang der Bass plötzlich wirklich nach Bass. Es ist immernoch kein vollmassiv, 50-Jahre eingespielter Bass, aber dieses klangliche Ergebnis war durchaus zufriedenstellend!
Zubehör
Ein Pflegeset mit zwei Tüchern und einer Politur: Durchaus zu gebrauchen, Politur sehr dünnflüssig
Tasche: überflüssig, nicht zu Transportzwecken zu gebrauchen, da sehr dünn und unhandlich mit fehlenden Rucksackgurten -> andere bestellen
Kolophonium/eher Cello-Harz: nicht wirklich für Kontrabass geeignet, Haarfeindlich
-> POPS BASS ROSIN mitbestellen
Bogen: Mit Pops-Kolophonium durchaus spielbar, wenn auch im Gewicht einigermaßen schwer. Der Klang ist okay. Eventuell werde ich demnächst mal einen Graphitbogen ausprobieren. Sie sind recht günstig und sollen leicht ansprechen.
Verarbeitung
Der Bass hatte nur kleinste Schönheitsfehler: Die f-Löcher sind recht grob ausgeschnitten, es gibt einige kleine Lackfehler. An der Rückseite des Steges gibt es unbereinigte Kleberspuren und das Griffbrett stand ein wenig über den Steg hinaus, sodass ich nachgeschmirgelt habe (extra feines Schmirgelpapier). Man hätte jedoch auch ohne diese Maßnahme durchaus spielen können.
Durch das gesperrte Holz ließ sich auch ein gewölbter Boden und eine gewölbte Decke realisieren, die das Abstrahlen des Tones verbessern und bei Vollmassivkontrabässen durch die schwierige Verarbeitung extrem teuer ist.
"Montage"
Die vorgezeichnete Stegstellung ist sehr gut. Ein Tipp: Die Saiten schon auf etwas Spannung bringen und dann über Steg 'rüberziehen und den Steg gerade ausrichten. Danach langsam spannen und den Steg ständig nachjustieren.
Der Stimmstock scheint interessanterweise festgeklebt zu sein. Eigentlich wird dieser durch den Druck des bespannten Steges auf die Decke an den Boden gedrückt, was jedoch durch die ungespannte Auslieferung nicht möglich ist.
Fazit
Der Bass ist zunächst günstig und es ist beeindruckend, dass für 500€ ein solches Instrument hergestellt werden kann. China macht es möglich. (Ich hoffe die Arbeitsbedingungen sind nicht zu streng.)
Notwendige Zusatzinvestitionen sind: Saiten!!!! (Bspw. Thomastik Belcanto 190€), Tasche (bspw. Gewa Classic 100€, wenn auch ebenfalls nicht sehr gepolstert), Pops Kolophonium (14€)
und ggf. ein Bogen (dafür könnten auch mehr als 2000€ ausgegeben werden, was jedoch dem Bass weniger gerecht wird, Alternative ist vllt. der Graphitbogen von Glasser für 180€).
Gesamtkosten: 984€. Trotzdem noch sehr günstig, da wahrscheinlich auch bei den anderen Halbmassiven/Vollmassiven Kontrabässen, die im Angebot sind, ähnliche Zusatzinvestitionen getätigt werden müssen.
Ich spiele Jazz und Klassik, gezupft und gestrichen... auf Grund des Bogens halte ich den Bass jedoch eher für Jazz als geeignet. Für Rockabilly durchaus auch geeignet.
Der Bass macht einen sehr stabilen Eindruck und ich würde ihn mit den Adaptionen wieder kaufen. Macht einen riesen Spaß in`s Kontrabass-Business einzusteigen.
Abgenommen habe ich den Bass noch nicht gehört.