Ich habe ein Case für eine Britische Shergold Masquerader aus den 1980ern gesucht (der Planet, auf dem es ein originales Shergold-Case zu kaufen gibt, muss erst entdeckt werden). Das Ding ist breiter als Strat/Tele u. Konsorten (de facto so breit wie eine LP), hat jedoch so wie eine Strat einen Hals, der linear zum Korpus verläuft (nicht angewinkelt). Letztendlich hat sich der Sprung ins kalte Wasser bezahlt gemacht, denn das vorliegende Case passt von den Maßen her ausgezeichnet für die Gitarre, auch wenn es gar nicht dafür vorgesehen ist, sondern für Gitarren mit angewinkeltem Hals - und es passt somit theoretisch auch für Les Pauls, wenn man blasphemisch sein möchte.
Zur Qualität des Cases: Scharniere, Griff, Verschlüsse, Kantenbeschläge sind gut und passen. Der mit Tolex bespannte Koffer-Rahmen (Boden, Deckel, Seiten) ist so dünn wie möglich gehalten (4mm Sperrholz) - klar bei dem Preis. Dieser Art günstiger Koffer eilt der Ruf einer "stinkenden Lösungsmittelkeule" voraus. Deswegen habe ich mich beim ersten Öffnen mit einer Gasmaske ausgerüstet (nein, Spaß). Als leidenschaftlicher Handwerker bin ich den Geruch von Lösungsmitteln/Klebern, etc gewöhnt und kann sagen: Nein, erschrocken bin ich nicht. Das Teil riecht genauso neu wie es eben bei Neuware so ist. Aber natürlich hat sich der Hersteller die Kritik zu Herzen genommen, und verwendet nun zwar immer noch den gleichen geruchsintensiven Kleber wie vorher, jedoch - weniger davon. Das hat zur Folge, dass manche Kunstlederteile, aber auch Teile der schwarzen Kunstsamt-Innenpolsterung nicht wirklich fest kleben, und man des Öfteren auch Lufteinschlüsse findet. In meinem Fall ein Positivum, denn ich kann locker die Polsterung auseinander nehmen, die Polsterkeile für den imaginären angewinkelten Korpus entfernen, die Halsstütze in der Höhe anpassen, und den Kleber meines Vertrauens verwenden. Bingo. Würde ich die gleiche Prozedur auch bei einem 200euro-Luxus-Case veranstalten? Nein. Bin happy mit dem Case, und die Gitarre is es auch.
Update 2023:
Das Case tut immer noch tadellos seinen Dienst. Es stinkt nix und der Innensamt hat niemals auf den Lack der Gitarre abgefärbt. Das Case ist in beladenem Zustand perfekt ausbalanciert. Und was besonders positiv zu erwähnen ist: Die Kunstledernen Endkappen dieses günstigen Cases waren tatsächlich noch echt mit dem Holzkorpus vernäht, und nicht so wie neuerdings bei mehreren (auch namhaften) Anbietern üblich - einfach gefaked drangeklebt.