Ich habe den UDO Audio Super 6 bereits im April vorbestellt, nachdem ich die ersten Sounddemos und das Bedienkonzept gesehen hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht! Es ist wahrlich ein toller Synthesizer mit einem echten einzigartigen Charakter, kein zielgruppengerechtes Mainstreamgerät, keine Workstation und kein "gemacht wie vintage XY"... eine Klangmaschine, die erobert werden will!
Klang:
Ein Meisterwerk eines Poly-Synths. Etliche, wunderbar obertonreiche Sweetspots, ich denke die große Stärke sind orchestrale Pads oder klassische Poly-Lead Sounds. Durch den binauralen Aufbau kann man über Phasenverschiebung des LFO1 tolle Pingpong oder Rotationseffekte im Stereofeld erzeugen. Er harmoniert und ergänzt sich so perfekt mit einem Lead-Monosynth (zb. mein Sub37) oder Vocals im Livebetrieb.
Features:
Die Zusammenstellung der Möglichkeiten und Regler soll ja bewusst reduziert sein. Klangtechnisch lässt sich mit den Features grundsätzlich ein sehr breites Band an Sounds erzeugen. Leider finde ich das Bedienkonzept nicht ganz konsequent umgesetzt. Denn die spannenden Sounds bekommt man nur heraus, wenn man sich wirklich eindenkt und mit dem Zusammenspiel der LFOs, ENVs und Modmatrix arbeitet. Und so sind es halt doch wieder Menüs (in Form von LEDs und Knöpfen), die man bedienen muss. Das alte Problem ist einfach, dass man das Konzept Presets und Haptik nicht so richtig gut vereinen kann (wann kommt der erste Synth mit voller Motorfaderausstattung??? :D)
Der größte Nachteil des Synthesizers für mich:
Was ich wirklich sehr schade finde ist, dass sich die Sounds relativ schlecht im Livebetrieb ineinander morphen lassen. Die Kippschalter, mit denen man oft Dynamik oder Envelopen einstellt, oder die festen Wellenformen / Rangesettings der DDS/LFO machen es fast unmöglich, einen sauberen Übergang von einem Klang in den anderen zu mischen. Es mag aber viele Musiker geben, die darauf weniger großen wert legen und eher "pro Song" einen Sound zusammenschrauben und ihn nicht so extrem morphen wollen. Für mich ist das aber fast ein Showstopper ... wenn da nicht der Traum von einem Sound wäre.
Verarbeitung:
Heutzutage gehört auch die Software zur Verarbeitungsqualität dazu... und die ist einfach noch nicht fertig (Nov 20). Leider konnte ich daher MPE noch nicht testen, ein Feature auf das ich mich sehr freue. Ich hatte außerdem bei bestimmten Sounds seltsame Seiteneffekte/Resonanzen, die ich dann aber nach einem Neustart nicht reproduzieren konnte. Das Entwicklerteam arbeitet aber wohl intensiv am debugging und Fertigstellung aller Features. Physisch ist alles top, wie man es von einem Synth in der Preisklasse erwartet.
Fazit:
Der Sound ist einzigartig und vielseitig. Dem Gerät merkt man (noch?) an, dass es die erste Generation seiner Art ist. Aber in Vergangenheit haben ja auch oft gerade die Ecken und Kanten eines Synths besonders die Kreativität der Musiker gefördert.