United Studio Technologies UT FET47

Das originale U47-FET kann zurecht als eines der unterschätztesten Mikrofone aller Zeiten bezeichnet werden. Selten wird es in einem Atemzug mit Klassikern wie dem U48, U67, C12, ELAM251 oder dem U87 genannt, dabei gehört es zweifelsfrei genau in diese Aufzählung und oft wird es auf seine hervorragende Eigenschaften als Recording Tool an Drumsets reduziert. Das U47-FET vereint viele Vorteile verschiedener Studiolegenden: es verträgt ähnlich hohe Pegel wie dynamische Mikrofone, hat dank eines doppelten Ausgangsübertrager einen vergleichbaren Bauch und Wärme wie es Röhrenmikrofone haben und doch die detaillierte und präzise Abbildung von Transienten, was moderne Mirkofone auszeichnet. Mit einem starken Preamp kann dieses Mikrofon wahre Wunder vollbringen.
Die Verarbeitung ist herausragend und steht der des Originals in nichts nach. Mit der hochwertigen Heiserman Kapsel kommt man dem Original Soundbild verblüffend nahe. Alleine die Kapsel kostet bei Heiserman 350-400$. Hier ist jeder Cent in die Qualität geflossen und das hört und merkt man sofort.

Geheimtipp: dieses Mikrofon eignet sich ausgezeichnet für Rap Vocals! Das Soundbild würde ich hier mit dem SM7B vergleichen, jedoch ist das UT47FET einfach nochmal klare und setzt sich im Mix besser durch.

Hier die Kurzfassung ( getestet mit SSL Alpha, Great River und UA610 und Babyface Pro FS) :

Gut:

- Vocals (hoher Bariton/PopRock-Britpop) bringt es "punchig" rüber
- klingt "groß". Wesentlich größer als z.B ein Gefell m930 oder die ganzen Neumann TLM Mikros.
- mittiger Sound...ziemlich Retro ( kann aber auch unpassend sein)
- klingt gut, sauber und differenziert im Mix

Schlecht:

- Ein paar unangenehme Frequenzen in den Höhen. Auch auf Youtube diskutiert. Richtig fiese Frequenzen in manchen Vokalen. Aber nur in bestimmten Tonarten. Kann nicht am Raum liegen. Andere Mikros haben unter gleichen Bedingungen dieses Problem nicht.

- irgendwie kein Bass bzw. zu wenig Tiefmitten. Das kann gut sein für manche Passagen eines Songs...aber es fehlt etwas Wärme. Es klingt dadurch sehr hell, fast aggressiv-punchig.

- neigt dazu manchmal etwas "boxy" zu klingen.

- Schalter auf der Rückseite sehr schwer verstellbar

Fazit:
Insgesamt besser als der u47fet clone von Warm Audio. Erstaunlicherweise macht das Sontronics DM1-1B, das fast nur ein Drittel so viel kostet, insgesamt eine rundere/stimmigere Figur. Das United ist nicht universell, auch nicht für eine einzige Stimme, einsetzbar. Eher n Spezialmikro für mal einen besonderen Refrain z.B.... dafür aber zu teuer. Hätte es diesen Low-End-Mangel sowie die unangenehm Frequenzen nicht wäre es ein super Mikro für Leadvocals. Für Backings und Dopplungen aber eher nicht... am Ende geht's aber auch anders besser. Daher schicke ich es zurück.

Eines vorweg: Das Mikrofon ist absolut vorne dabei, da gibt es keine Zweifel. Verarbeitung und Präsentation sind super. In einem Mic Shootout mit Rode NT1, Neumann TLM 102 und anderen Großmembranern fällt jedoch etwas auf, was mir auch schon im Alleingang mit dem Mikro aufgefallen ist. Und zwar betont es die Mitten (tendenziell die höheren) sehr stark und hat gleichzeitig wenig Bass. Was dazu führt, dass man es alleine etwas arm finden kann, jedoch im Mix perfekt passt, weil es sich sehr gut platziert. Also in Summe ein tolles Mikrofon, vor allem als One Mic für ein Drumset ein hervorragendes Tool.