Ein Vox AC30 stand bereits seit langem auf meiner Wunschliste, allerdings hielten mich Größe, Gewicht und vor allem die Tauglichkeit für den Gebrauch zu Hause bisher von einem Kauf ab. Als Universal Audio ihre neuen Amp-in-a-Box Pedals angekündigt hat, war ich sofort am Ruby interessiert.
Verarbeitung
Das Pedal kommt in einer sehr hochwertigen Box mit wenig darin - nur Pedal, kurze Anleitung und ein QR-Code. Ein Netzteil sollte man bei Bedarf gleich mitbestellen, denn das gibt es nicht dazu. Der erste Eindruck, man das Effektpedal aus der Box genommen hat, kann überzeigen. Schweres, solides Metallgehäuse mit einer schönen Lackierung. Gut ablesbare Aufdrucke und alle Drehregel haben einen angenehmen Widerstand. Hier merkt man, dass Ruby in einer höheren Preisklasse angesiedelt ist.
Bedienung
Viele Regler und Schalter bringt das Pedal nicht mit sich, was dazu führt, dass viele Sachen eine doppelte Belegung haben. So teilen sich bspw. Bass und Raumklang einen Drehregler und je nach Position des mittleren Schalters wird das eine oder andere angepasst. Auch wenn das bei viele vielleicht nicht sehr beliebt ist, man sollte sich die Anleitung zur Ruby auf der Webseite von Universal Audio durchlesen. Hier wird kurz und knapp erklärt, welche Funktionen wann zur Verfügung stehen, welche Speaker genau hinter Silver, Blue und Green stecken, welche Boosts welchen Kanal unterstützen und wie man das Pedal in ein bestehendes Setup integrierten kann. Hat man die Anleitung einmal durch, ist die Bedienung wirklich einfach und wirft nur noch selten Fragen auf.
UAFX Control Apps
Universal Audio stellt dem Pedal sowohl eine Desktop Anwendung als auch eine Smartphone App an die Seite. Die Desktop App ist im Funktionsumfang sehr überschaubar – Effektpedal registrieren, Firmware aktualisieren und das war es. Ich hoffe da kommt in Zukunft noch mehr Funktionalität hinzu. Nichtsdestotrotz sollte man sie installieren und ein Firmware Update ausführen, denn dieses hat bei mir Verbindungsprobleme mit dem Smartphone behoben.
Über das Smartphone kann man etwas mehr machen, jedoch ist auch hier die App nicht gerade weltbewegend. Mittels Smartphone bekommt man die Kontrolle über die Presets, welche man selbst erstellen kann oder man greift auf eine bereitgestellte Auswahl von Universal Audio und bekannten Künstlern zurückgreifen. Dank der Presets kann man aus dem Pedal einen Verstärker mit 2 Kanälen machen, in dem man schnell zwischen Live Modus und Preset wechselt. Die Möglichkeit mehr als nur ein Preset direkt am Pedal auszuwählen, wäre eine schöne Sache gewesen. So muss das Smartphone immer griffbereit sein.
Leider können abgespeicherte Presets nicht über die App nachträglich angepasst werden oder auch nur die gesetzten Einstellungen ausgelesen werden. Zu viel Raumklang? Preset auf dem Pedal laden und mittels Regler anpassen – was natürlich die Live Einstellung kaputt macht. Größere Anpassungen erfordern dadurch mehr Aufwand. Die Regler wurden inzwischen verstellt und man weiß nicht mehr, wie viel von was genau eingestellt war.
Klang
Der Klang, dass eigentlich wichtige Thema hier. Das Pedal klingt fantastisch! Man vergisst, dass es sich nur um eine digitale Abbildung eines Verstärkers handelt. Das Spielgefühl und der Klang können mich vollkommen überzeugen. Die verschiedenen Speaker haben alle ihren eigenen Charakter (unbedingt das Pedal registrieren, um die tollen zusätzlichen Lautsprecher freizuschalten), die unterschiedlichen Kanäle haben alle ihre Eigenheiten und es ist wirklich einfach mehr als nur einen guten Sound aus dem Pedal zubekommen. Bei dem wohl wichtigsten Feature hat Universal Audio voll ins Schwarze getroffen.
Die Verbindung mit anderen Effektpedalen funktioniert ebenfalls überraschend gut. Zwar sollte man beim Einsatz von Distortion, Fuzz oder Preamp Pedalen mit höherem Gain auf den normalen Kanal zurückgreifen, aber einen leichten Push mit einem Blues Driver vertagen alle. Auch Reverb und Delay kann ohne Probleme eingesetzt werden, wobei die fehlende Effect Loop zu Limitierungen führt.
Fazit
Anstelle nur eines Vox AC30 habe ich dank Universal Audio eine große Auswahl an Vox Sounds im kleinen Format bekommen. Auch wenn ich bei den Features 2 Punkte abziehen muss, da die Apps (zum aktuellen Zeitpunkt) etwas enttäuschend sind und mit Anwendungen von bspw. Two Notes nicht mithalten können, so entschädigt der Klang vollends dafür. Würde ich meinen Röhrenverstärker verkaufen und nur noch das Pedal verwenden? Eher nicht, dafür hänge ich zu sehr an ihm. Würde ich ggf. ein weiteres Pedal aus der Reihe kaufen, anstelle des richtigen Verstärkers? Das auf jeden Fall.