Ich helfe in einer befreundeten Band gelegentlich als Bassist aus, habe jedoch keinen eigenen Bass-Amp, da sich dies für mich eigentlich nicht lohnen würde (Bass ist nicht mein Hauptinstrument). Da ich mit anderen Instrumenten zunehmend bevorzugt direkt ins Pult spiele, war auch das mein Ansatz bei der Anschaffung des Valeton Dapper Bass Effect Strips. Kurze Zusammenfassung: wow!
Und noch mal ausführlicher:
Verarbeitung, äußerer Eindruck
=============================
Das Teil ist klein und damit meine ich, dass ich ihn incl. Netzteil problemlos in meiner Basstasche mitführen kann (in der sich ansonsten noch ein Klappständer, ein Kabel, ein Clip-On-Stimmgerät und eine Stecker- Funkstrecke von Harley Benton befinden). Ich empfinde die Abmessungen allerdings als positiv. Die Fußschalter sind trotzdem weit genug auseinander, dass man nicht versehentlich mehrere oder die falschen Effekte erwischt. Lediglich die Potis zum Einstellen der Parameter sind - wie in anderen Rezensionen bereits angemerkt - sehr klein. Aber auch das stört meinen Erachtens nach nicht. Lediglich den eingestellten Wert eines Potis kann man in einer Bühnensituation nicht ablesen, dafür ist der unscheinbare, schwarze Strich auf der hellen Gummierung der Potis einfach zu schlecht zu sehen. Trotzdem habe ich auch das bislang nicht vermisst. Im Grunde ist es wichtiger, das Teil nach Gehör einzustellen und nicht stumpf nach irgendwelchen Reglerstellungen. Das Metallgehäuse macht einen stabilen und hochwertigen Eindruch und auch die Fußschalter vermitteln Langlebigkeit und schalten zuverlässig.
Ausstattung
=============================
Hier bringt der Dapper alles mit, was man grundsätzlich beim Bassspiel gebrauchen kann. Allen voran eine Amp-Sektion und einen Compressor. Das sind für mich die grundlegenden Elemente. Die Amp-Sektion gibt einem Zugriff auf Gain, Bass-, Mitten- und Höhenreglung sowie Volume. Darüber lässt sich zum einen der Klang des Bass-Signals gut beeinflussen, theoretisch ließe sich die Amp-Sektion aber über den Volume-Regler auch als Booster einsetzen.
Der Compressor stellt nur einen einzigen Regler zur Verfügung, nämlich die Intensität der Kompression. Man kann diesen also bei weitem nicht so flexibel verstellen, wie einen eigenständigen Compressor, man merkt aber, dass dieser Effekt bereits perfekt für die Verwendung mit einem Bass abgestimmt ist. Der Regler reicht also. In der Kompressor-Sektion gibt es noch einen Boost-Regler. Hierüber ließe sich auch eine Boost-Stufe einstellen, die ich jedoch nicht verwende, da ich den Compressor im Grunde immer an habe und Boost nicht unabhängig geschaltet werden kann.
Chorus - man darf es mit dem Einsatz von Effekten beim Bass nicht übertreiben, aber ein Chorus ist auch eine Art Standard, der schon verfügbar sein sollte. Auch hier gibt es lediglich einen einzigen Drehregler zur Einstellung der Intensität. Klingt gut und reicht aus, solange man nicht irgend welche abgedrehten Sounds erzeugen möchte.
Octaver - zwei tiefere (!) Oktaven stehen einem hier zur Verfügung, die per Drehregler hinzugemischt werden und das Originalsignal ergänzen können. Wenn man eh schon tief spielt, kann das richtig furchtbar klingen, in mittleren und hohen Lagen ist aber gerade die erste Oktave unter der gespielten eine interessante Bereicherung. Es lassen sich damit jedenfalls ganz interessante Effekte erzielen. Witzig: der Octaver ferfügt auch über einen Volume-Regler des Originalsignals. Theoretisch könnte man darüber das Originalsignal komplett ausblenden und nur die tiefere(n) Oktave(n) wiedergeben lassen.
Dirty-Q - dies ist ein Hüllkurveneffekt der ziemlich interessant klingt, aber wahrscheinlich in wenigen Situation zur Anwendung kommen kann. Hier lässt sich per Umschalter noch ein Fuzz-Effekt zuschalten, dann wird es richtig dreckig. Der Name ist Programm
Anschlüsse
=============================
Auch hier bringt der Dapper eine beeindruckende Ausstattung mit. Neben einem Eingang, einer Through-Buchse und einem Ausgang (jeweils in 6,3mm Klinke) verfügt das Teil noch über einen Send und einen Return, um ggf. weitere Effekte einzuschleifen. Das Sahnehäubchen ist (gerade für mich, als alten "ins-Pult-Spieler) ein symmetrischer XLR-Ausgang incl. Ground-Lift-Schalter. Das Ding ist also so ganz nebenbei noch eine vollwertige DI-Box und die Verdrahtungsmöglichkeiten extrem vielfältig.
Negatives
=============================
Hier gibt es nicht viel zu sagen, bzw. man muss es einfach ein wenig relativieren. Schade ist, dass der Dapper mit einem externen Netzteil kommt. Andererseits wäre der Einbau eines Netzteils incl. der dann wohl anfallenden Kaltgerätebuchse sehr zu Lasten der kompakten Maße gegangen. Also - schade, aber nachvollziehbar und durchaus kein Beinbruch.
Etwas verwirrt war ich auch nach dem ersten Anschließen. Es gibt keine Power-LED und auch keinen Hauptschalter. Wenn man das Netzteil anschließt, ist das Ding an, was man aber nicht sieht, solange man keinen Effekt aktiviert. Finde ich nun ebenfalls nicht schlimm, aber bei der ersten Inbetriebnahme suchte ich in der Tat etwas Hilflos nach dem Einschalter (wenn auch nur für 10s).
Ergo: so wirklich negativ weiß ich nichts zu berichten.
Für wen ist der Dapper gedacht?
=============================
Für alle Bassisten, die entweder direkt ins Pult spielen möchten, oder für wenig Geld ihren Signalweg mit einem Effektstrip ausstatten möchten, der die wichtigsten Basiseffekte für E-Bass mitbringt, ist der Dapper ideal, solange man an die einzelnen Effekte kein zu hohen Anforderungen hinsichtlich Einstellbarkeit hat. Also noch mal deutlich: die Effekte an sich klingen out of the Box gut und sind mehr als nur brauchbar, etliche Parameter (z.B. bei Chorus oder Compressor) sind aber nicht steuerbar.
Für wen ist der Dapper eher ungeeignet?
=============================
Entsprechend dem letzten Satz des vorherigen Absatzes: alle, die bei ihren eingesetzten Effekten maximale Kontrolle über die einzelnen Parameter haben möchten, werden mehr Freude mit einzelnen Tretminen haben (also Chorus, Compressor, etc. als Stand-Alone Geräte oder als umfangreiche Multieffekt-Geräte, die die entsprechenden Parametereingriffe zulassen). Der Dapper ist dafür ausgelegt, selbsterklärend und schnell eingesetzt zu werden. Man versteht das Teil im Grunde ohne Bedienungsanleitung, kann direkt loslegen und muss sich in die verschiedenen Effekte nicht erst noch einarbeiten. Dafür mangelt es aber an Flexibilität hinsichtlich der Einstellbarkeit.
Fazit
=============================
Für mich ist der Dapper eine perfekte Ergänzung meines Setups und ein absolut sinnvolles Gerät in der Signalkette - und das auch noch zu einem wirklich mehr als nur fairen Preis. Ja - es geht in vielerlei Hinsicht auch noch viel besser, das merkt man dann aber auch um ein vielfaches schmerzhafter im Portemonnaie. Preis-Leistungsverhältnis beim Dapper ist auf jeden Fall top!