Vernünftige Frontbeleuchtung als LED-Variante ist bekanntermaßen keine einfache Aufgabenstellung. Entscheidend ist hier vor allem ein hoher Farbwiedergabeindex (CRI). Die üblichen Verdächtigen älterer Bauart schaffen hier i.d.R. maximal 80-85 Ra, was für eine natürliche Farbwiedergabe einfach zu wenig ist. Der Varytec dagegen hat einen CRI von 95, was in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht. Für vergleichbare Geräte muss man selbst bei anderen Herstellern aus der Günstig-Liga wie z.B. American DJ einiges drauflegen.
Von der Lichtqualität gibt es dementsprechend nichts zu beanstanden. Ist halt quasi von der Farbtemperatur ein Halogener auf 100%, auch bei heruntergeregelter Intensität. Dim-to-warm / Redshift gibt es natürlich nicht.
Die Produktfotos stimmen auch nicht mehr zu 100%, die teilweise bemängelten billigen Plastik-XLR-Steckverbinder sind durch solidere Modelle von Seetronic ersetzt worden, auch sind sie, genau wie die Anschlüsse für Power In und Out nun von Innen befestigt, was dem Erscheinungsbild ebenfalls zuträglich ist.
Der Scheinwerfer kommt insgesamt überraschend solide daher (auch gewichtsmäßig!), meine alten Halogen-Stufenlinsen von Ignition sind da deutlich windiger verarbeitet.
Optik und Verstellmechanismus gehen in Ordnug, der Lichtkegel läuft zu den Rändern relativ sanft aus (ist ja auch eine Fresnel-Optik), aber der Zoom funktioniert auf alle Fälle erwartungsgemäß, auch das wurde ja teilweise bemängelt. Die Torblenden lassen sich gut verstellen und sitzen auch ordentlich; auch hier hatte ich bei anderen Geräte schon das Problem, dass einem die fast entgegenfallen.
Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten: Die DMX-Ansteuerung muss man so nehmen, wie sie kommt. Bei Elation z.B. kann man interne Fadezeiten anpassen, so etwas gibt es hier nicht. Dementsprechend quittiert der Scheinwerfer abrupte Änderungen des DMX-Wertes mit einem ebenso ruckartigen Helligkeitssprung. Ich habe das Gerät mit diversen Steuerungen getestet und da zeichnet sich eben die fehlende, interne Interpolation ab: Grade im Zusammenhang mit ArtNet-Nodes und WLAN, wo vielleicht beim Hochfaden mal ein einzelner DMX-Wert verschluckt wird, sind deutliche Ruckler beim Dimmen zu bemerken. Mit einem einfach 6-Kanal-Faderpult wie z.B. dem Stairville DDC-6 oder einem guten DMX-USB-Interface wie dem FX5 funktioniert alles einwandfrei. Das muss man halt in der Preisklasse verschmerzen. Laut Kundenbewertungen kann da aber z.B. ein ADJ FR150z auch nicht wirklich glänzen; da müsste man dann bei der "großen Schwester" Elation KL6 gucken, und für deren Preis bekomme ich drei von den Varytecs.
Also eine klare Kaufempfung für jeden, der einfach nur vernünftiges Frontlicht will und mit minimalen Kompromissen leben kann. Ich denke da an Bands, Kleinkunstbühnen oder Clubs. Vollprofis oder Stadthallenbetreiber etc., wo vielleicht auch mal Gastspiele mit anspruchsvollen Lichttechnikern stattfinden, sollten eine Klasse höher einsteigen.
** UPDATE 01/2020 **
Die anfängliche Begeisterung ist nun wie immer nach der Bestellung von zwei weiteren Geräten ein halbes Jahr später abrupt gewichen. Eines davon ging direkt retour, weil nach jedem Trennen vom Stromnetz die Startadresse wieder auf "001" stand. Generell haben beide Scheinwerfer aufgrund einer offensichtlich geänderten Firmware das Problem, dass sie beim Ausfaden manchmal "hängen" bleiben. D.h. es kommt DMX-Wert "0" rein, aber es brennt immer noch Licht. Man muss erst ein Stück weit hoch- und dann wieder runterfaden, damit der Scheinwerfer dann im zweiten Anlauf hoffentlich ausgeht. Ein "Blackout" wird somit zum Glücksspiel. Im Theaterbetrieb einfach nur peinlich. Es handelt sich hier um keinen Einzelfall, da es wie angesprochen reproduzierbar die neueren Geräte betrifft und die alten nicht.
Hier wurde also wieder einmal dank halbherziger Softwareentwicklung eine Verschlimmbesserung des ohnehin schon nicht wirklich tollen Dimmverhaltens erreicht. Das geht im Jahr 2020 besser.
Zudem gibt es wohl auch bei der Mechanik eine gewisse Serienstreuung - bei Scheinwerfer 1-3 läuft die Spindel schön weich, bei Nr. 4 braucht es richtig Kraft, um den Zoom zu verstellen.
Den Rest der Bewertung kann man nach wie vor so stehen lassen - photometrisch einwandfrei, aber es scheitert halt an der Steuerung. Wer damit leben kann, bekommt immer noch ein brauchbares Produkt zum fairen Preis.