Waldorfs Blofeld (der Tastenlose): Ich liebe ihn. Habe ihn sogar als Neugerät gekauft – der Garantie wegen, falls mal was ist – und sogleich zurückgeschickt: Das Display flackerte und fiel immer wieder aus. Aber ich wollte wieder einen: Der läuft tadellos.
Ja: Die Presets sind grottig. Manche sogar rekordverdächtig schlecht. Ein paar wenigen war überhaupt kein wahrnehmbarer Ton zu entlocken. Bei anderen meint man, der Zufallsgenerator sei von 50 auf 100 Prozent geschaltet, oder aufs Dreifache übertaktet worden, haha. Wie schön, dass sie sich überschreiben lassen (ohne was Gutes dafür opfern zu müssen)!
Ja: Die Bedienung ist – kompliziert? Mir liegt sie. Zum einen ist die Matrix übersichtlich und praktisch – zum anderen erschlossen sich mir auch die Menüs auf Anhieb. Sechs Editierebenen – wo ist das Problem? Das grafikfähige Display zeigt, obwohl es in seiner pixeligen Graustufen-Monochromie an Spielekonsolen aus dem letzten Jahrtausend erinnert, immer alles Wesentliche an. Was willste mehr! Nur, dass die Encoder durchhalten, denen nachgesagt wird, dass sie leicht ihren Geist aufgeben. So fühlen sie sich gar nicht an. Überhaupt erstaunt mich das Gewicht des Geräts. (Für mich hätte es auch Plastik getan. Ich bin viel unterwegs und immer ohne Auto. Bei mir kommt Gear in Koffer oder Rucksack. Ja, Handgepäck.)
Schön, der Blofeld ist nicht mein einziger Synth (ich habe einen Dreadbox Typhon, einen Korg MicroKorg S, einen Waldorf Streichfett, einen Arturia MicroBrute, ein Behringer Model D und die beiden Yamaha Reface Modelle für Orgel und E-Piano). Er soll meinen Fuhrpark mit Sphärensounds bereichern, das können die genannten anderen nämlich nicht so gut wie der Blofeld. (Oder nicht so leicht. Ergonomie spielt für mich eine Rolle.) Zudem gefällt mir dessen Arpeggiator. Da ist was drin. Und mag der Chip auch zu schwach sein, um das Multimode-Versprechen wirklich in ganzer Bandbreite einzulösen – für eine mehrfache Klangschichtung sollte es taugen.
Lässt sich der Blofeld empfehlen? Geschmacksache. Wer lieber mit der Maus an virtuellen Synthie-Bildern dreht, möge dies tun (...bis zum nächsten Betriebssystem-Update und Bye-bye). Ich mag Hardware lieber. Wozu sich der olle Blofeld besonders gut eignet, sind feine sphärische Klänge mit urlangsamen Ambient-Verläufen, seidenweiche bis tiefgekühlte Flächen, oder ausgefuchste Sequenzen (für die es nicht extra einen Synth braucht – dieser jedoch lädt ein dazu) und wirklich irre Effekte fürs kleine und große Sci-Fi-Horrorkabinett. Er kann weit mehr, aber das Genannte herausragend. In Sphären und Flächen ist er vielseitiger als sein jüngerer Bruder, der Waldorf Streichfett (der auf solche Klangschmiere aber auch spezialisiert ist und sich mit Ol' Blo nur feldweise, äh, bedingt vergleichen lässt). Und Speicher für über 1000 Sounds – das sollte reichen für alle Varianten. Auch fein: Die Sounds lassen sich nach Kategorien abspeichern, auflisten und wiederfinden.
Mich überzeugt die Ergonomie – und wie viel in dieser hübschen kleinen Kiste steckt. Man muss es herausholen wollen!