Ich wollte ein kleines Crunch-Pedal, das ich bei Bedarf mit einem externen Booster auf Lead-Gain-Levels anheben kann.
Darüber hinaus mag ich es, wenn ein Overdrive-Pedal ein bißchen Eigencharakter mitbringt. Das liegt daran, daß ich ein Clean-Fender-Combo spiele, aber mir keinen "Fender-Drive" als Zerrkanal wünsche. Meine Vorstellung von einem Overdrive-"Kanal" sind tendenziell britisch. Es muß nicht ganz so aggressiv und harsch klingen wie MANCHE Vertreter der JCM800 Gattung in Natura klingen können, aber ich mag den AC DC Crunch Sound, den man von Aufnahmen kennt. Beispiel Hells Bells Rythm Sounds.
Darum kamen für mich zum Checken eher mal Pedale infrage, die sich irgendwo an der Richtung Plexi-JMP-JCM800 orientieren. Zu sehr dürfen diese Treter es mit der 4x12"-Boxen-"Simulation" natürlich nicht übertreiben, da LIVE Clean- und Overdrive-Sounds auch für den Tontechniker und die Bandkollegen noch harmonieren müssen! Außerdem kommt mancher 12"-Speaker im offenen Combo-Gehäuse schon etwas in die Bredouille und ins Flattern, wenn zuviel 100HZ-in ihn reingePUMPt werden.
D.h. in meinem Fall (OD-Treter vor cleanem 1x12" Fender) brauche ich kein OD-Pedal, das möglichst unauffällig (frequenz-)neutral zerrt, sondern ich wünsche mir tatsächlich eher einen marshallesque gefärbten Crunch-"Kanal".
Also Xotic SL und Carl Martin Plexi Tone bestellt.
Der Xotic SL eignet sich wirklich hauptsächlich für Rythm Crunch Anwendung. Gain zwischen 9Uhr und 13 Uhr sind da mit Strat voll in Ordnung.
Die Dip Switches lassen noch einiges an Sound-Vorwahl zu; leider sind sie wesentlich schlechter zugänglich als beim Serienbruder Xotic SP Comp: Die Platine des 4er-Dip-Switch-Gehäuses hängt parallel zur Seitenwand des SLs. Dadurch kann man die Switches ziemlich leicht in die obere Schiebeposition bringen, runter wird's aber schwierig... nur mit Fingern.
Zum Glück kann man das Thema ja irgendwann vergessen, wenn man sein DipSwitch-Preset eingestellt hat; aber für 's erste Sound-Finden ist es anstrengend!
Das für mich passendste Setting war übrigens "Alle Dip Switches nach oben".
D.h.
- beide High-Frequency-"Pusher" rein (1+2); das gibt UK-Strammheit in der Ansprache
- High/Mid-Cut aktiv, sonst wird's zu schrill über meinen Blues Deluxe (Switch 3)
- Volume-Boost nicht aktiv. Switch 4 also auch nach oben. Dip Switch runter wäre hier "ON" gewesen).
Ist der Gainregler über 12Uhr hinaus gedreht, so wird der Xotic SL nicht direkt "mächtiger" oder "drückend punchig ehrfurchteinflössend" (für Hard Rock/Metal/oder "Rising High" von den H-Bloxx).... Er bekommt eher ein bißchen das "looose" Feeling, das auch JTM45 Amps manchmal produzieren. Es wird rotziger, zügel-loser. Hört man auch manchmal bei Jimi H.
Wenn man mit Gain auf 15Uhr-Stellung spielt bekommt der Sound etwas FUZZiges, wenn man z.B. in der 10. Lage (oder höher) auf den Bass-Saiten spielt.
Das klingt vielleicht für manche Leser paradox. Röhren-Endstufen-Zerre setzt man ja gemeinhin oft mit runder, komprimierter Wärme gleich, FUZZ hingegen eher mit unnatürlichem schneidenden Klang (manche Lenny Kravitz Fuzz Sounds z.B.). Aber es gibt ja auch "brummelige" FUZZ-Sounds. Genau die, kann man mit dem SL erzielen, wenn man über 13Uhr Gain-Stellung hinausgeht.
Darunter wie gesagt natürlicher "Amp-mäßiger" Crunch.
Mein SL ging trotzdem zurück, da mir die Mitten-Frequenzen, die der Tone-Regler anhebt, in Kombi mit meinem Fender Amp nicht gefallen. 9Uhr Stellung ist noch ok. Darüberhinaus wird's in meinem Rig zu Mid-Humpy.
Und: Ein Bass-Poti (gerne auch intern) wär super zum Anschieben des Fundaments.
Ansonsten super Design und hochwertige Verarbeitung!
Wer 2x12" oder 4x12" Box spielt, wird bestimmt glücklich. :)