### Anlass und Hintergrund
Da mein Sennheiser PC-151 Headset, das ich standardmäßig zum Chatten und Musikhören verwende, leider langsam den Dienst quittiert, muss ich mich nach einem Ersatz umsehen.
Für ein Headset ist der Klang nicht übel und die Qualität des Mikrofons sowie der Tragekomfort sind fantastisch. Könnte ich nochmal dieses oder einen vernünftigen Nachfolger auftreiben, würde ich das tun.
Ich sehe das nun aber auch als Chance, den Klang beim Musikhören deutlich zu verbessern. Um das zu erreichen, habe ich vor einiger Zeit schon einmal den Versuch gemacht, einen Superlux HD-681 Evo mit einem Antlion ModMic 4 zu kombinieren. Der Klang war zwar besser, aber nach einiger Zeit drückt mir der Superlux sehr unangenehm auf den Kopf. Zum stundenlangen Tragen ist das nichts und außerdem habe ich festgestellt, dass ich auch lieber keine ohrumschließenden Kopfhörer oder solche, die keine offene Bauweise haben, zu diesem Zweck tragen möchte. Darum bin ich bis jetzt meinem Headset treu geblieben und den Superlux verwende ich seitdem anderweitig. Auch das ModMic liegt noch herum und soll jetzt aber wieder zusammen mit einem neuen Kopfhörer, der meine Anforderungen besser erfüllt als der Superlux, reaktiviert werden.
Kurze Anmerkung für Interessierte zum ModMic: Qualität, Ausstattung und Funktionalität sind sehr gut, ebenso die Klangqualität. Der Klang des Sennheiser-Headset-Mikrofons war aber trotzdem noch natürlicher und damit überlegen. Die Kapsel mit der Nierencharakteristik klingt im Vergleich dazu etwas dünner und dumpfer. Die Kapsel mit der Kugelcharakteristik klingt klarer und besser, aber im Vergleich zum Headset immer noch etwas höhenbetont und kalt. Ich weiß natürlich nicht, wie die aktuellen ModMics klingen - das ModMic 4 wird nicht mehr angeboten.
### Meine persönlichen Anforderungen
harte Kriterien:
- ohraufliegend
- offene Bauweise
- 3,5mm Klinkenanschluss
- keine Mondpreise, da es für mich ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand ist: möglichst bis etwa 100€.
- möglichst entfernbare Ohrpolster, sodass man sie mal waschen kann
weiche Kriterien:
- ausgewogener Klang, der den des Sennheiser PC 151 überbietet
- guter Tragekomfort, sodass der Kopfhörer auch über längere Zeit nicht drückt oder zu schwer wird
- möglichst wertige Verarbeitung, damit es lange hält und nicht herumklappert
Die drei Kopfhörer erfüllen die für mich essenziellen, ersten drei harten Kriterien.
Beim Preis habe ich für den Aiaiai TMA-2 Zugeständnisse gemacht, weil mich das Konzept überzeugt und das Produkt meine Neugier geweckt hat. Sollte der Klang es rechtfertigen und alles andere auch passen, würde ich auch 130€ bezahlen.
Abnehmbare Ohrpolster hat der Ultrasone HFI-15G nicht, aber ich habe darüber hinweggesehen. Es gibt scheinbar ohnehin nicht viele Kopfhörer, die offen und ohraufliegend sind und dabei gut klingen.
### Ultrasone HFI-15G
+ sehr bequem
+ federleicht
+ weicher Kopfbügel
+ dickes Kabel
+ 6,3mm Klinkenadapter
- Kabel nicht austauschbar
- wirkt am billigsten, aber noch im akzeptablen Rahmen
- Ohrpolster nicht austauschbar
- Ohrpolster ziemlich dünn
- sehr enttäuschender Sound
Der Ultrasone HFI-15G wäre ein toller Kopfhörer, wenn er nicht so schrecklich klingen würde.
Von den dreien sitzt er am bequemsten, da er überhaupt nicht drückt und man nach kurzer Zeit vergisst, dass man überhaupt einen Kopfhörer auf hat. Dabei fällt er nicht vom Kopf, da er so federleicht ist, dass der kaum vorhandene Druck ausreicht um ihn an Ort und Stelle zu halten. Auch der Kopfbügel ist so gut gepolstert, dass der Kopfhörer dreimal so schwer sein könnte und trotzdem nicht von oben drücken würde.
Das Kabel ist zwar nicht abnehmbar, aber es ist das dickste der drei (3,5mm im Durchmesser!) und hält bestimmt einiges aus. Ein 6,3mm Klinkenadapter wird mitgeliefert.
Leider sind die Ohrpolster wie gesagt nicht austauschbar und zudem sehr dünn. Das mindert zwar nicht den Tragekomfort, aber ein bisschen Schaumstoff unter dünnem, labberigem Mikrofaserstoff wirkt billig. Auch die sonstige Verarbeitung abgesehen vom Kabel wirkt nicht hochwertig. Die Material- und Verarbeitungsqualität wäre für meinen Zweck noch gerade im akzeptablen Rahmen. Er ist stabil und hat keine auffälligen Schwachstellen, aber für den dürftigen äußerlichen Eindruck wären 30€ angemessen, nicht die 79€, die der Kopfhörer kostet.
Bis hierhin könnte man die Schwächen vielleicht mit gutem Willen noch verschmerzen, wenn der Kopfhörer einen soliden Klang hätte. Aber nach zwei Sekunden Testhören war schon klar, dass ich dieses Gerät wieder zurückschicke. Der Klang ist absolut unterirdisch und zum Musikhören völlig ungenügend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Leute mit so niedrigen Ansprüchen gibt, dass sie hiermit zufrieden sein können. Wenn das Äußerliche 30€ wert ist, ist der Klang ohne Witz maximal 5€ wert. Mein Sennheiser-Headset schlägt das mit Leichtigkeit um Längen. Am besten ist der Klang vielleicht so zu beschreiben, als würde man ein paar gute Kopfhörer laut aufdrehen und dann nicht direkt aufsetzen, sondern die beiden Hälften auseinandergebogen festhalten, sodass der Schall noch zwei Handbreit Luft überbrücken muss, bis er ans Ohr dringt. Der Klang ist ein Witz und disqualifiziert den Ultrasone HFI-15G so sehr, dass nichts anderes mehr eine Rolle spielt. Ich würde nicht mal Hörbücher damit hören wollen. Vielleicht taugt er im Winter als Ohrwärmer - bequem genug wäre er.
### Yamaha HPH-150B
+ akzeptable Verarbeitung
+ ausreichend gepolsterter Kopfbügel
+ dicke, weiche Ohrpolster
+ Ohrpolster abnehmbar
+ guter, ausgewogener Sound
+ 6,3mm Klinkenadapter
- moderater Druck auf den Ohren, nicht so bequem wie Ultrasone HFI-15G oder Sennheiser PC 151
- dünnes Kabel
- Kabel nicht austauschbar
+/- Dreh- und Schwenkgelenke an den Lautsprecheraufhängungen
Der Yamaha HPH-150B ist mein Favorit unter den drei Kopfhörern und zwar hauptsächlich wegen seines überzeugenden Klangs.
Der Kopfhörer besteht zwar auch überwiegend aus Kunststoff und die äußere Erscheinung würde einen Preis von 50€ anstatt 75€ vermuten lassen, aber er ist stabil, genügt meinen Anforderungen, ist gut verarbeitet und sieht dabei auch noch gut aus.
Die Polsterung des Bügels ist ausreichend und der Kopfhörer drückt nicht von oben. Im Kopfbügel befindet sich ein Metallband, das zum Vorschein kommt, wenn man den Bügel größer einstellt und das ihm Stabilität verleiht und für seine Spannung sorgt. Diese Spannung, die den Kopfhörer gegen die Ohren drückt ist bedeutend größer als bei meinem alten Sennheiser-Headset und dem Ultrasone HFI-15G, bleibt aber unter dem des Aiaiai TMA-2 Modular All-Round Preset.
Die Ohrpolster des Yamaha HPH-150B sind die dicksten der drei Kopfhörer und erinnern mich an die meines alten Sennheiser-Headsets. Sie haben einen relativ großen Durchmesser, sodass sie Leuten mit kleinen Ohren fast wie Over-Ear-Polster vorkommen könnten, aber mir passen sie. Man kann sie mit etwas Vorsicht auch abnehmen und waschen. Dadurch, dass die Polster so dick sind, wird der Anpressdruck des Kopfhörers erträglicher. Irgendwann fängt er trotzdem an zu drücken, aber ich positioniere ihn dann entweder leicht anders oder mache eine kleine Pause. Der gute Sound tröstet mich darüber hinweg.
Das einzige, was ich an der Hardware kritisch beäuge, ist das Kabel. Es ist zwar dicker als das meines Headsets, aber trotzdem das dünnste (2mm im Durchmesser) und wirkt nicht so robust wie die der anderen Kopfhörer. Außerdem ist es nicht austauschbar. Ich werde gut darauf aufpassen müssen. Ein 6,3mm Klinkenadapter wird mitgeliefert.
Erwähnenswert sind auch die Gelenke an den Lautsprechereinheiten. Während die Lautsprecher beim Ultrasone HFI-15G und beim Aiaiai TMA-2 statisch am Kopfband befestigt sind, sind sie beim Yamaha HPH-150B drehbar gelagert. Man kann die sowohl um 180° von innen nach außen klappen, als auch um 20° nach hinten und um 100° nach vorne drehen. Damit wird sich dieser Kopfhörer sicher an jeden noch so unförmigen Schädel schmiegen. Gleichzeitig sind die Gelenke aber auch ein Nachteil. Beim Hantieren mit dem Kopfhörer beim Auf- und Absetzen drehen und klappen die Komponenten manchmal sonstwohin. Mein altes Headset konnte ich zur Not auch mal einhändig aufsetzen, aber bei diesem hier ist das schon ein kleines Kunststück.
Alle bisherigen Nachteile sind für mich aber verschmerzbar, da der Klang des Kopfhörers genau so ist, wie ich ihn mir gewünscht habe. Er ist neutral und ausgewogen, noch ausgewogener als mein Headset und bietet damit noch mehr Auflösung in den Höhen und noch mehr Bass, ohne dass irgendein Frequenzband aufdringlich wäre oder in den Hintergrund träte. Aus diesem Grund Fällt meine Wahl auf den Yamaha HPH-150B.
### Aiaiai TMA-2 Modular All-Round Preset
+ eingebautes Mikrofon mit 1-Knopf-Fernbedienung im Kabel
+ robust wirkendes Kabel
+ wegen des modularen Konzepts Kabel austauschbar
+ insgesamt hochwertigste Verarbeitung
+ wegen des modularen Konzepts Ohrpolster abnehmbar
- dünne Ohrpolster
- wenig gepolsterter Kopfbügel
- etwas grobe Einstellmöglichkeit der Bügelgröße
- deutlicher Druck auf den Ohren, nur eingeschränkt über längere Zeit tragbar
- Klang zu höhenbetont mit deutlich unterrepräsentiertem Bass
Das große Plus beim Aiaiai TMA-2 ist sein modularer Aufbau und der wertige Eindruck, den er hinterlässt. Das "All-Round Preset" ist nur eine von vielen Konfigurationen, in denen man diesen Kopfhörer zusammenstellen kann. Ich habe mich für diesen Aufbau entschieden, weil die Allround-Lautsprechereinheiten die einzigen mit offener Bauweise sind und er ein besonders günstiger ist, auch wenn die 129€ strenggenommen trotzdem meinen finanziellen Rahmen sprengen.
Durch den modularen Aufbau sind sowohl die Ohrpolster als auch das Kabel abnehm- und austauschbar.
Die Ohrpolster sind ziemlich flach, wirken dafür aber viel wertiger als die beim Ultrasone HFI-15G.
Das Kabel ist nicht so dick wie beim Ultrasone HFI-15G (3mm im Durchmesser), aber trotzdem widerstandsfähig. Außerdem ist ein Mikrofon mit 1-Knopf-Fernbedienung im Kabel integriert und der 3,5mm Klinkenstecker damit dreipolig. So kann man ihn auch als Handy-Headset verwenden. Ich habe das Mikrofon nur ganz kurz ausprobiert. Es funktioniert und klingt okay, aber da es im Kabel sitzt anstatt vor dem Mund, schlägt der Pegel nicht weit aus. Der Knopf ist scheinbar kein Stummschalter, sondern man kann damit vielleicht Gespräche annehmen oder auflegen; das habe ich nicht ausprobiert.
Der Kopfbügel ist der am wenigsten gepolsterte der drei Kopfhörer. Durch den hohen Anpressdruck wird das Gewicht des TMA-2 aber von den Ohren gehalten und es entfällt wenig Last auf die Kopfoberseite. Die Größeneinstellung des Bügels erfolgt in relativ großen Stufen. Zumindest bei mir war er symmetrisch eingestellt entweder einen Tick zu groß oder einen Tick zu klein. Ich habe dann auf einer Seite ein Loch enger gestellt als auf der anderen.
Der bereits erwähnte hohe Anpressdruck ist nicht an sich unangenehm, aber er wird mit der Zeit schon etwas ungemütlich. Mehrere Stunden ohne Pause ist der Kopfhörer nicht für mich auszuhalten. Vielleicht würden andere, etwas dickere Ohrpolster (z.B. E02) daran etwas ändern, aber da mich auch hier der Klang nicht überzeugt hat, habe ich es mir gespart, nach einer Möglichkeit zu suchen, an diese Ohrpolster zu kommen.
Der Klang des TMA-2 ist eigentlich schon nicht schlecht, aber er ist arg höhenbetont und der Bass sehr in den Hintergrund gerückt. Das entspricht exakt der Beschreibung des Herstellers, aber da die Lautsprecher "All-Round" heißen und auch auf Thomann.de steht, dass das All-Round Preset "ein ausgewogenes Klangbild, geeignet für alle Musikrichtungen" liefere, wollte ich es selbst ausprobieren. Meine Erkenntnis ist, dass sowohl der Name als auch die Beschreibung irreführend sind.
Durch den kaum vorhandenen Bass hat man etwas den Eindruck, man würde durch eine Telefonverbindung Musik hören. Ich bin mir sehr sicher, dass zumindest Fans von basslastiger, elektronischer Musik damit nicht glücklich wären und deshalb ist das Klangbild sicher nicht für alle Musikrichtungen geeignet. Selbst für Rockmusik würde ich mir mehr Bass wünschen.
(Auf einem Beipackzettel steht, die Spulen müssten sich erst warmspielen und man solle den Klang der Kopfhörer erst nach den ersten 24 Stunden Betrieb kritisch bewerten und das habe ich befolgt.)
### Fazit
Am Ende war für mich die Klangqualität das entscheidende Merkmal und ich bin froh, dass mir die Entscheidung durch die großen Unterschiede so leicht fiel. Den Yamaha HPH-150B, für den ich im Vorfeld die wenigsten Erfahrungsberichte und Tests gefunden habe und der ursprünglich für die Benutzung mit E-Pianos konzipiert wurde, habe ich sehr schnell liebgewonnen. Allein das dünne Kabel muss ich gut behandeln, aber wenigstens ist keine Fernbedienung darin eingebaut wie in meinem alten Headset, denn die ist immer eine Schwachstelle gewesen, die ab und zu Lötarbeiten erfordert hat. In der Langzeitbenutzung wird sich noch zeigen, ob der deutlich stärkere Druck auf die Ohren doch noch etwas ausmacht, aber falls ja, könnte man eventuell irgendwann mit anderen Ohrpolstern experimentieren. In der guten Woche, die ich den Kopfhörer bisher verwende, bin ich gut damit klargekommen und vom Klang bin ich nach wie vor begeistert.