Nach der Befreiung aus der sinnlos bunten Verpackung beeindruckt zunächst nicht das Gerät selbst, das den Beschreibungen entspricht, sondern das Netzteil, das ich so nicht erwartet hatte. Wegen seiner Grössen und seines Gewichts ist es nicht als Wandwarze ausgeführt, sondern ein stabiles Plastikkästchen aus dem beidseitig gut isolierte Kabel herausführen, am Primärende mit Eurostecker, am sekundären mit einem mordsstabilen dreipoligen Metallstecker mit Arretierungsmutter zur bombenfesten Verbindung mit dem Mixer versehen. Angesichts der aufgedruckten Leistungsdaten, 2 x 18,5 V/0,62 A, ist es ausgesprochen schwer, was auf ein möglicherweise nicht zu knapp bemessenes analoges Netzteil hinweist, welches, eine Binse, im für Normalsterbliche erschwinglichen Bereich die klanglich bessere Alternative darstellt, jedoch bei identischer Nominalleistung in der Herstellung teurer als ein Schaltnetzteil ist. Obwohl ich integrierte Netzteile vorziehe, bin ich mit dem des Yamaha auch konzeptionell einverstanden, zumal es den Mixer enorm vergrössert hätte und als externes Netzteil kaum besser hätte gemacht werden können.
Das Gehäuse besteht vollständig aus Stahlblech. Die hauchdünnen seitlichen Hartplastikkappen aus recycleten Kefirbechern haben ausschliesslich optische Funktion, dahinter ist das Blech zu einem fast völlig geschlossen Gehäuse gebogen, in welchem die Hauptplatine spielfrei eingeklemmt ist. Sämtliche Buchsen, XLR von Neutrik mit vergoldeten Kontakten, Klinke stabiles Vollmetall, Cinch Dosenblechmurks, sind mit dem Gehäuse verschraubt. Sogar der USB-Anschluss. Die Potis haben Plastikachsen, verhalten sich haptisch unauffällig, Balance- und Klangstellerpotis haben eine sinnvolle Mittenrastung, und sie sind nicht mit dem Gehäuse verschraubt. Trotzdem geben sie sich vertrauenerweckend unbeweglich. Ebenso die Schalter mit kräftiger Feder und präziser Rastung.
Bei der Bedienung gibt es keine Auffälligkeiten. Es ist eng, spitze Finger hilfreich, und die Hartplastikpotikappen, die ich nicht gern anfasse, werden gegen Softtouchpendants ausgetauscht. Die BDA wird kaum jemand benötigen.
Der buchsenbewehrte hintere Teil des Mixers wird im Betrieb recht warm, und hier ergibt auch die sonst von mir nicht geliebte offene Bauform der Klinkenbuchsen Sinn: sie stellen die einzige Entlüftungs- und Kühlmöglichkeit dar. Dass dies von Yamaha genau so gemeint und gut durchdacht ist erkennt man an den darunter liegenden Löchern in der Hauptplatine, denn darunter wiederum liegt die kleinere Signalverarbeitungsplatine und genau die wird warm.
Der Platz ist hier zu knapp, um den Aufwand zur Feststellung klanglicher Fähigkeiten detailliert zu beschreiben. Er war nicht unerheblich. Beteiligt waren u. a. NI´s Komplete 6, RME UCX, Motu Track 16 , KRK 6, Bryston B 4 SST (der eigentliche Grund des Aufwands), Martin Logan Sequel II, DSI Mopho SE, DSI Tempest, mehrere einfache dynamische und Kondensatormikrofone, Kabel von Nordost, Straight Wire und B.M.C.. (Tipp: das aktive B.M.C.-USB-Kabel, ich war verblüfft). Der Yamaha klingt relativ neutral, für den Preis sehr gut auflösend und nebengeräuscharm, auch seine Mikrofonamps, welche die Unzulänglichkeiten der Testmikros zuverlässig herausarbeiteten ohne dabei rauschhaft zu werden. Die Installation des rudimentären 2 rein/2 raus-Steinberg-Treibers verlief problemlos, die Nutzung in der DAW ebenfalls. Den Klang empfand ich unabhängig von der gewählten Auflösung sowohl bei Wiedergabe als auch bei Aufnahme als körperlich unangenehm. Technisch, seelenlos, kalt, nicht meins. Meine antitechnische bessere Hälfte empfand das ebenso. Die Effekte sind möglicherweise nett zum jammen, aufzeichnenswert finde ich sie nicht, aber jede(r) hört anders.
Als analoger Kleinmixer ein für den Preis durchdacht entwickeltes und fast überraschend hochwertig gefertigtes, schlicht gut klingendes Analoggerät. Der mir nicht zusagende Digitalklang versaut die Klangnote, auch wenn ich ihn sicher nicht wieder nutzen werde. Und um von mir die Bestnote hinsichtlich Verarbeitung zu erreichen müssen die Potis preisklassenunabhängig mit Metallachsen versehen und mit dem Gehäuse verschraubt sein.