Als klassisch ausgebildeter Bratscher und als passionierter Jazz-Gittarist war es für mich nach Jahren des Nebeneinander beider "Kanäle" an der Zeit, beide zu fusionieren. Daher ist die YEV-105 meine erste E-Geige, ich greife bei dieser Bewertung nicht auf Vergleiche mit ähnlichen Instrumenten zurück.
Ausgehend von der Stimmung der Bratsche hat mich die Erweiterung um eine brilliantere E-Saite interessiert, daher ganz klares Votum für einen Fünfsaiter.
Design:
Ausgepackt, und: Whow! Da haben sich die Designer was hübsches einfallen lassen. Kompakt, leicht, funktional, und optisch ein Genuss. Pluspunkt!
Verarbeitung:
Da das Teil neu ist kann ich keinen Langzei-Eindruck vermitteln. Das Instrument macht einen wertigen, solide verarbeiteten Eindruck. Angenehme Saitenlage, die Wirbel laufen gut und halten (die Feinstimmer nutze ich fast gar nicht). Der Saitenhalter ist aus Kunststoff - da hätte Ebenholz sicher noch edler gewirkt, für mich kein echtes Minus.
Spielbarkeit:
Sehr angenehm, leichte und direkte Ansprache, ausgewogene Balance zwischen den Saiten. Der Abstand/ Winkel zwischen den Saiten ist gut gewählt, ich komme mit wenig Umstellung damit zurecht.
Sound:
Etwas näselnd, wie ich das von einem Piezzo-Abnehmer erwarte. Aber deutlich angenehmer und ausgewogen als der einfache Schaller Abnehmer, den ich mir mal an die Bratsche geklemmt hatte. Am Mesa Boogie für die Gitarre stört das Näseln etwas, über eine kleine PA deutlich besser. Der Mesa ist ja auch nicht dafür gedacht; ich werde mal versuchen das mit einem zwischengeschalteten EQ zu optimieren. Der Pegel ist kräftig, vergleichbar mit dem Pickup einer E-Gitarre.
Zum Vergleich habe ich bei Thomann die YEV-105 und die Realist Violin RV5Pe von David Gage geordert. Ein klarer Vergleich besser/schlechter ist aus meiner Sicht dabei nicht sinnvoll, es handelt sich um grundsätzliche unterschiedliche Instrumente. Während die Yamaha einen recht typischen, leicht näselnden E-Geige-Sound hat, klingt die David Gage deutlich natürlicher oder akustischer. Sie ist auch unverstärkt spielbar, und man hat wie als Akustik-Geiger gewohnt den Klang des Instruments direkt am Ohr. Ich habe mich letztlich für die YEV entschieden, eben wegen des elektronischeren Klangs - und weil sie einfach geil aussieht!
Eine Anmerkung zum Kasten: Der Kopf ragt etwas weiter nach unten weg als bei einer durchschnittlichen klassischen Geige. Bei der Wahl des Kastens (im Lieferumfang nicht dabei) muss man also darauf achten, dass die Geige am Hals hoch genug gelagert ist, sonst kann bei einem Sturz der Kopf abgeknickt werden. Ich habe mir hier bei Thomann einen Tom and Will besorgt, der passt.