Vorweg: Ich bin mir bewusst, dass man für 39€ nicht erwarten kann, dass ein Wireless-Gitarren/Bass-System dieses Formats perfekt ist, dafür habe ich als Gitarren-/Basslehrer und Musiker seit über 20 Jahren genügend Erfahrungen müssen, dass vieles - nicht alles jedoch - mehr kostet, wenn es höhere Ansprüche erfüllen soll.
Ich möchte gerade eingedenk meiner Erfahrungen und meines intensiven Testens des YUER-Wireless-Systems ausführlich berichten, warum es nur bedingt gut ist, für wen und in welchem Einsatzbereich dieses kompakte und günstige Set Sinn ergibt.
Die Lieferung verlief wie immer topp; nach Erhalt sofort ausgepackt, eingesteckt, da sie schon gut geladen waren und erstmal zuhause abgemosht.
Die Bedienung ist super einfach, selbst für Bassisten, die sonst nicht wissen, wie man richtig muted oder die Saiten wechselt. Ich bin selbst einer, also muss ich es ja wissen.^^ (Glenn lässt grüßen)
Zum Laden der Geräte: Das duale USB-Ladekabel ist klasse, jedoch hat nicht jeder ein USB-Port auf seinem Pedalboard, das ist aber dann doch Jammern auf hohem Niveau; ich habe das Ladekabel an meinem Desktop-PC meines Arbeitszimmers, was auch mein "Studio"/Unterrichtsraum ist, daher passt das. ;)
Für Anfänger, die sich das erste Mal in die mit Untiefen gespickten Gewässer der Wireless-Gitarrensysteme wagen, ist dieses Set auf jeden Fall eine gute Sache! Vor allem der Preis ist hier super. Im Rahmen meiner Tätigkeit als freiberuflicher Gitarren-/Basslehrer achte ich gerade auf so etwas, da meine Schüler*Innen mich zu allen Dingen fragen und oft nicht viel Geld ausgeben können (oder wollen).
Aber weiter im Text: Getestet habe ich die Plugs zunächst im Unterichtskontext sowie beim Homerecording und einfachen Üben. Die Wireless-Plugs machten bisher eine gute Figur. Einfach Topp!
Als nächstes ging es dann zum Testen in den Proberaum meiner Band. Auch hier verrichteten sie ebenfalls ihren Dienst. Es kam zu keinen Signalabbrüchen und Kreuzeinstreuungen seitens meines zweiten Gitarristen, der mir dieses System erst empfohlen hatte. Mit 10 m Abstand zwischen Receiver und Transmitter durch dicke Betonwände kam das Signal klar durch.
Und hier endet der positive Teil dann auch: Mehr Reichweite ist dann nicht drin, was zum negativen Teil meiner Bewertung führt. Sie sind beim besten Willen nicht live-tauglich.
Situation:
Wir hatten einen Gig im hiesigen Kulturzentrum, das eine sehr große Bühne (55-60 m²) besitzt, die wir dann bespielen durften. Beim Soundcheck bemerkten mein Gitarrist und ich, dass die Dinger einfach unzuverlässig im Live-Kontext waren. Es kam zu Kreuzeinstreuungen, vermutlich durch die öffentliche WLAN-Anbindung. Das Frequenzwechseln mittels Knopfdruck hat nichts gebracht. Die Funktion ist in theorem super, jedoch superfluide (überflüssig), wenn überall Smartphones sind, die über das Kulturzentrum-WLAN eingeloggt sind. 2,4/5 Ghz sind m.E. nicht mehr außerhalb der eigenen vier Wände für Wireless zu nutzen.
Zum Glück bin ich aufgrund meiner o.g. Erfahrungen und im Rahmen meines Hauptberufs (Lehrer) Skeptiker und habe IMMER zusätzlich mehrere 6 m &10 m Klinkenkabel von Klotz dabei. Dieses Mal kamen sie zum Einsatz. Der Gig war geil, doch da ich auch der Sänger und Bandleader bin, wollte ich mehr Bewegungsfreiheit und nicht über die doch noch anderen Kabel auf der Bühne stolpern. Das war also ein Reinfall.
Fazit:
Für den kleinen Geldbeutel und Zweck, damit zuhause und im Proberaum - sofern der nicht doofe Baubedingungen hat, die Kreuzeinstreuungen durch zu dünne Wände erhalten (hatte ich auch das eine Mal, als ich woanders Bass gespielt hatte) - zu spielen auf jeden Fall toll. Gerade bei Platzmangel. Im Gigkontext wiederum auf jeden Fall ungeeignet.
Aber wie gesagt: wer etwas Professionelles will, der muss auch Geld wie ein Profi ausgeben. Ich hatte es einfach mal versucht, werde aber erstmal weiterhin an der "Leine" spielen und auf Nummer Sicher gehen, bis ich das Geld für eine Funke habe, die auf einem gesonderten Mhz-Band läuft.