Ich habe das Zoom G1 Four nun 4 Monate ausprobiert und dank der kostenlosen GuitarLab-Software in und auswendig kennengelernt.
Positiv: Die mitgelieferten Effekte sind klasse und die Konfiguration durchaus einfach. Am Gerät selbst ist es etwas frickelig, weil man nur ein kleines Display hat. Aber dadurch bleibt das G1 Four auch angenehm kompakt. Übersichtlicher wird es, wenn man GuitarLab einsetzt, denn dann kann man alle Effekte der Kette gleichzeitig einstellen. Weiterhin Positiv bewerte ich die Verarbeitung. Schwächen oder Fehler konnte ich nicht erkennen. Klar, das Gehäuse ist aus Kunststoff und nicht aus Metall, aber trotzdem robust. Und seien wir ehrlich, das Zoom G1 Four ist weder für die Ewigkeit, noch für hartes Touring gedacht. Als Übungsgerät für Anfänger und Fortgeschrittene ist es bestens geeignet.
Ein weiterer Pluspunkt: Über GuitarLab kann man weitere Effekte, Amps und Cabinets auf das Gerät laden und übersichtlich verwalten.
Nicht so doll:
Die voreingestellten Presets sind zum weglaufen. Wenn man sich allerdings in die Effekte reinfuchst, kann man sich selbst fantastische Sounds kreieren. Die Presets sind also eher als "Demo-Mode" zu verstehen.
Negativ:
Und da finden wir auch schon den Einstieg zu den Minuspunkten. 5 Effekte kann man in einer Reihe schalten, dann macht der Prozessor schlapp. Das sind relativ wenige, wenn man von einer "simplen" Kette von Noise Gate, TubeScreamer, Amp, Cabinet und Reverb ausgeht. Wo die meisten Signalketten dann beginnen, hört es hier aber schon auf. An Delay, Chorus, EQ und Kompressor braucht man nicht mehr zu denken. Geschweige denn an Flanger und Phaser.
Noch ein Minus: Weiter oben nannte ich die Möglichkeit weitere Effekte per GuitarLab zu laden. Aufgrund des geringen Speicherplatzes wird das aber zur Geduldsübung. Es kann eine weile Dauern bis man das optimale Setting gefunden hat. Und es bedeutet immer einen Kompromiss. Für einen Effekt, muss ein anderer weichen, das führt dazu, dass man vorher gebastelte Effekte mit diesem Effekt nicht mehr nutzen kann. Das ist dann blöd. Um alle vorhandenen Amps oder Cabinets gleichzeitig auf dem Gerät zu haben, reicht der Platz schon zweimal mal nicht (und das sind nicht mal viele Amps und Cabs).
Das alles kann man aber verschmerzen, wenn man den Preis bedenkt.
Das allergrößte Manko für mich ist aber die fehlende Audioübertragung per USB. Eine Aufnahme per DAW am Laptop ist nur über 3,5mm Klinke möglich (Adapter 6,3mm auf 3,5mm ist nicht inklusive! Ich empfehle einen Y-Adpter, um Kopfhörer anzuschließen). Ergo ist die Nutzung als Aufnahmegerät sinnlos. Mehr als schnell mal Ideen festhalten klappt so nicht, denn brauchbare Ergebnisse kann man wegen Nebengeräuschen nicht erzielen.
Da hilft sich Zoom aber selbst aus und hat das AudioInterface GCE-3 herausgebracht, das de facto nichts anderes macht als das Gitarrensignal per USB an den Rechner zu schleifen. Das heißt also, für Recording-Zwecke kann man das G1 Four und das GCE-3 koppeln. Das hat man sich bei Zoom wohl auch eine sinnige Kombi ausgedacht, und lässt den Kunden für das Interface nochmal 99€ zahlen. Meiner Meinung nach ist das aber unsinnig, denn für ein paar Kröten mehr erhalte ich ein AudioInterface eines anderen Herstellers, das wesentlich mehr kann als das schnöde Teil von Zoom.
Fazit:
Zum Üben - TOP
Zum Aufnehmen - Flop
Es macht mir trotzdem Spaß damit zu werkeln und der Einstieg war sehr intuitiv (aus meiner Sicht). Aber bereits jetzt nach 4 Monaten Nutzung habe ich alle Funktionen ausgereizt und es dürstet mich nach einem Gerät, dass mir mehr bieten kann. Die Ansprüche steigen eben mit den Fähigkeiten...