Was verspricht dieses Buch nicht alles in seinem Vorwort. Man werde ein neues, didaktisches Konzept kennenlernen, mit welchem man spielerisch die ?absolute Orientierung? über das Griffbrett erlangt. Dieses seit lange erprobte Unterrichtskonzept sei wissenschaftlich fundiert (Quellen nicht angegeben) und alles sei über lange Jahre praxiserprobt und, so wird suggeriert, viel einfacher und intuitiver als stures Skalenpauken.
Das sehr eigenwillige Konzept besteht im Wesentlichen daraus, die gewohnten Skalen (über alle Saiten einer Lage) in Oktaven zu zerlegen. Die einzelnen Oktaven sind dann nach einer uneingängigen Nomenklatur benannt (2E, 1G, 2B, usw.). Von der Gesamtheit der Noten einer Tonleiter über alle Lagen werden also zunächst nur Fragmente gelernt, die sich angeblich weitestgehend gleichen. Das tun sie natürlich nur sehr bedingt. Schon bald landet man bei Fingersätzen/Oktaven, die z.B. mit der b-Saite aufwärts beginnen und dann mit großen Sprung (über 5 Saiten!) auf der tiefen A-Saite fortgeführt werden. Die Praxisferne dieser Methode spricht für mich doch sehr dafür, wie eitel-gewollt dieses Konzept doch ist.
Schlimmer noch, bringt es mit sich, dass es bald vor verwirrenden Begriffen wie Octaves, Shapes, Tensions, Transitions nur so wimmelt. Macht nichts, sagt der Autor, wenn man nichts versteht, könne man ja zur Skalennotierung weiterblättern und einfach losdudeln. Schön und gut, aber das konnte ich vorher auch.
Der Theorieteil, in dem im Parforce-Ritt einige Begriffe der Harmonielehre behandelt werden ist denkbar knapp gehalten (ca. 20 Seiten). Der Rest des Buches, in welchem der Leser übrigens permanent geduzt wird, besteht aus nichts als Skalennotierungen. Wohlgemerkt, zuerst nur einzelne Oktaven gemäß des Autors eigensinniger Methode, erst später dann die gesamte Skala einer oder mehrerer Lagen. Zu allem Überfluss soll man auch noch zugehörige Arpeggien lernen, warum auch immer.
Was deutlich in diesem Buch fehlt, sind praxisnahe Beschreibungen darüber, wo und warum Gitarristen die Lagen, wechseln, wie man eine Skala zur Musik macht, sowie Licks und Tricks. Auch sehr wenig darüber wo in der Musik welche Skala verwendet wird und warum. Das war vielleicht auch nicht der Ansatz, so aber ist es nichts als eine verwirrende Skalenfibel und man muss sich schon über so manch positive Rezension wundern.
Die beiliegende DVD enthält übrigens nichts als eine Menge in Ton und Bild gespielter Skalen, die dann auch noch ungewohnterweise ?auf dem Kopf stehend? gegriffen werden. Erklärungen, Einleitungen, Unterricht im eigentlichen Sinne, etc, enthält die DVD nicht.
Meine Empfehlung kurz und knapp:
Nicht kaufen!