Auf den "Lernguide" "Guitar Aerobics" von Troy Nelson bin ich auf einer meiner Internetrecherchen in Sachen "Ich brauch neue Ansätze" gestoßen und nachdem ich einige Einschätzungen über Autor und Werk gelesen hatte, hab ich es mir schlussendlich hier bestellt. "Ich bereue nichts!"... nein vielmehr, ich kann mich nicht vorstellen, dass mir etwas Besseres hätte passieren können, als das mit dieses Buch in die Hände fällt.
Tatsache vorweg, ich bin der Lerntyp, der am besten stur abarbeitet... das heißt, ein Lick, eine Phrase, ein Tonleiter, ein Baustein, sei es Theorie oder Technik, hergenommen und rauf und runter gespielt, bis die Finger bluten oder die Konzentration nicht mehr zu retten ist. Dabei achtet man natürlich immer auf unterschiedliche Dinge wie Handhaltung rechte Hand, Fingersatz linke Hand, Artikulation und Sauberkeit, lauter Dinge, an denen man ohnehin beständig arbeiten muss. Eines ist bei so sturer "Arbeit" aber immer wieder störend und zwar das Denken. Sobald man anfängt, über die theoretischen Dinge zuviel nachzudenken fehlt der Kopf für die technischen Korrekturen. Die Erkenntnis, die man daraus gewinnt, ist, dass man einen Lernplan braucht, der Theorie und Technik zunächst(!) von einander trennt... und die eine Seite, die "Technikseite" ist, um auf das Produkt zurückzukommen, mit diesem Buch vollends bedient.
Das Buch beschäftigt sich mit wohlgewählten 7 Aufgabenfeldern im Bereich der E-Gitarren-Spieltechnik, jeder Tag hat eine festgelegte Technik, jede Woche gibt's dazu eine neue, bzw. erweiterte Übung zur Technik und das auf steigendem Niveau. Dabei macht das Buch kaum mehr, als einem für den Tag 2, bzw. 4 Takte in technischspezifischer Weise ausgestalltet vorzulegen, kurz (sehr kurz) zu erklären, was musiktheoretisch aber vor allem technisch Hauptaugenmerk sein sollte, und dann zu sagen: "Mach mal!". Klingt simpel, ich bin jedoch der Meinung, dass man sich damit unendlich viel Zeit spart, weil die eigenen Überlegungen und die Einteilung der Übungszeit schlicht wegfallen... und wenn ich ehrlich bin, hab ich allein mit der Planung immer sehr viel Zeit verbracht... wie gesagt, ich denke, es ist lerntypenabhängig, ob man mit dem Werk was anfangen kann, oder nicht.
Ein richtig tolles "Extra" ist die zweite beigelegte CD (die Erste beinhaltet alle Licks in mittlerem Tempo zum Anhören und Überprüfen eingespielt), sie enthält die passenden Drumtracks verschiedener Stilrichtungen in verschiedenen Tempi. Gut dabei ist, man sucht sich die Übung des Tages, schaut auf den Vermerk, welcher Stil gemeint ist und startet dann einfach den ersten Track aus der Rubrik. Schon beginnt das programmierte Drumset seinen Dienst zu tun, zunächst ganz langsam und alle 1:30 Minuten ein paar (meist 8) BPM schneller werdend. So hat man letzten Endes sogar schon die Vorgabe, das man die Übungen zunächst sehr langsam beginnt, was für die Effektivität einer jeden Übung unerlässlich ist.
Fazit: Wer ein Theoriebuch sucht, ist hier falsch, wer viele Worte sucht und Erklärungen braucht wird mit dem Werk nicht weiterkommen... Wer aber die vielleicht knapp bemessene Übungszeit jeden Tag maximal ausschöpfen möchte, der wird für die gigantische Vorbarbeit dankbar sein. Und wem ein wenig Strucktur im Übungsplan fehlt oder die Übersicht über die Möglichkeiten, verschiedene Techniken gezielt zu trainieren, der wird hier sehr viel gute Hinweise und Inspiration finden. Ich würde es jedem ernsthaft übenden Gitarristen absolut nahelegen, zumindest als Ergänzung zu vielleicht schon Vorhandener Lektüre einen Blick in dieses durchdachte Buch zu werfen.