Arturia baut schon lange Zeit solide MIDI-Controller. Auch das Minilab 3 wirkt solide und stabil gebaut -- da knarzt nichts. Und wie häufig bei Arturia: die Klaviatur fühlt sich im Vergleich zu anderen Minicontrollern sehr wertig an. Dazu noch brauchbare DAW-Integration -- bei weitem nicht so umfangreich wie bspw. beim Novation Launchkey Mini MK3, aber brauchbar -- gekoppelt mit einem für meine Begriffe viel zu kleinem Display und einem fullsize MIDI-Out: interessantes Gerät, kann man so machen.
ABER: ein großer Punkt ließ mich eine Rückgabe beantragen.
Endlos-Encoder: Ja, richtig, das Minilab 3 setzt auf höherwertige Endlos-Encoder -- in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich. Oft haben die Drehknöpfe bei der Konkurrenz wie bspw. Novation Launchkey Mini MK3 nur den klassischen Regelbereich zwischen Start- und Endpunkt. Jeder kennt das Problem: Man wechselt in der DAW (ich nutze momentan hauptsächlich Ableton Live 11 Suite) das zu steuernde Plugin / Device und schon stimmen die Werte im Plugin nicht mehr mit den Reglerpositionen am Controller überein. Daraus resultieren unschöne Parametersprünge.
Die Lösung (normalerweise): Endlos-Encoder. Nicht so beim Minilab 3! Die Endlos-Encoder verhalten sich exakt wie einfache Knöpfe mit Start- und Endpunkten. (Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Bewertung; in Verbindung mit Ableton Live Suite 11 und dem darin enthaltenen Controllerscript für das Minilab 3.)
Ich konnte es gar nicht glauben, habe Arturia angeschrieben und bei Thomann nachgefragt. Arturia hat mir bestätigt, dass das kein Benutzerfehler ist, sondern aktuell so designt ist. Ganz eherlich: wozu verbaut man Endlos-Encoder, wenn man doch nur die Funktionalität einfacher Knöpfe erhält? (Und ja, alle Treiber, Updates, Firmware, Settings und, und, und .. wurden doppelt und dreifach gecheckt.) Ob das nun ein Problem im Minilab3-Control-Script ist oder das Problem tiefer ín der Hardware begründet liegt, weiß ich nicht.
Die Klaviatur, so gut sie sich auch anfühlt, ist nichts für mich: bei minimaler Anschlagstärke, d.h. die Taste löst aus, es vergehen 5 Sekunden, dann ist die Taste vollständig durchgedrückt (soll heißen: extrem unrealistisch leichter Anschlag) und trotzdem liegt der Velocity-Wert im niedrigen zweistelligen Bereich.
Am anderen Ende des Spektrums: Ich erreiche einen Velocitywert von 127 bereits beim durchschnittlichen Anschlag. Man kann zwar die Velocitykurve in der Arturia MIDI Software auf eine von drei verschiedenen Kurven einstellen, aber das ändert an dem zur Verfügung stehenden Velocitybereich nichts. Auch hier: sehr, sehr schade. Man verbaut gute Hardware, aber was bringt es, wenn sie nicht wie beabsichtigt funktioniert?
(Ein kleiner Kritikpunkt, aber eigentlich eher Geschmacksache: die Drumpads verhalten sich sozusagen gegenteilig der Klaviatur: bei leichtem Anschlag lösen sie bei meinem Minilab3 erst gar nicht aus.)
Der freundliche und hilfsbereite Supportmitarbeiter bei Arturia sagte mir, dass man bei Arturia hofft, dass man Verbesserungen in zukünftigen Softwareupdates realisieren kann. Das ist mir zu vage. Vor allem sollte man solche grundlegenden Dinge wirklich schon bei der ersten Veröffentlichung richtig machen. Ich muss mein Arturia Minilab3 leider zurückgeben.